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Aus der Frankfurter Rundschau:
Zur Krönung fehlt dem beherztem Auftritt der Offenbacher gegen den Aufstiegskandidaten nur ein Treffer
VON ANDREAS HUNZINGER

Hinterher nahm Jörn Andersen seinen Präsidenten beiseite. In dem kurzen Dialog mit Dieter Müller, sagte der Trainer des Fußball-Zweitligisten Kickers Offenbach später, habe er sein Bedauern darüber geäußert, dass Müllers Karriere schon einige Zeit vorbei sei. „Sonst“, so Andersen, „hätte ich ihn eingewechselt“. Denn der OFC-Coach hätte einen Mittelstürmer wie Müller einer war gut brauchen können an diesem Nachmittag beim 0:0 im Heimspiel gegen den SC Freiburg. Denn bei aller Zufriedenheit über die Leistung des Teams war es just die fehlende Treffsicherheit, die einem perfekten Fußballnachmittag im Weg gestanden hat.

Andersen redete deswegen auch nicht lange herum. „Ich bin nicht zufrieden“, sagte der Norweger. Nicht, weil seine Mannschaft nicht gut gespielt hätte – das attestierte ihr der Coach. „Mit der Leidenschaft war ich einverstanden“, sagte Andersen, zudem habe die Defensive der Kickers geradezu „vorbildlich gearbeitet“. So kamen die Freiburger bei aller Kombinationssicherheit und technischer Finesse auch nicht über zwei klare Tormöglichkeiten hinaus – durch Henrich Bencik (6.) und Eke Uzoma (9.).

Doch der OFC-Trainer, selbst einst erfolgreicher Angreifer, vermisste eben die Tore, die aus einem achtbaren Remis einen unerwarteten Sieg gemacht hätten. Die Möglichkeiten dazu besaßen die Kickers. „Offenbach hatte die besseren Chancen“, musste auch der Freiburger Coach Robin Dutt anerkennen. Vor allem zu Beginn einer jeden Halbzeit zeigte der OFC, erstmals mit dem jungen Benjamin Baier in der Startelf (siehe nebenstehenden Text), in der Saison bisher selten gesehenen Offensivschwung. Und bei den Chancen von Marco Reich (1.), Suat Türker (2./48./54., Schuss auf die Latte), Thorsten Judt (7.) und Dino Toppmöller, der aus wenigen Metern freistehend an Freiburgs Torhüter Alexander Walke scheiterte (52.), hätten die Gastgeber durchaus den einen oder anderen Treffer landen können. „Aber vorne hat von allem ein bisschen gefehlt“, resümierte Kapitän Judt später.

Unter dem Strich wollten sich die Offenbacher aber nicht lange damit aufhalten, über vertane Gelegenheiten zu klagen. Der allgemeine Tenor war vielmehr optimistisch. „Wir haben ein Zeichen gesetzt“, sagte Judt, und auch Vizepräsident Thomas Kalt wollte im seiner Meinung nach besten Heimspiel der Saison „ein deutliches Signal“ an die Liga und vor allem auch die eigenen Fans erkannt haben. In der Tat bewerteten die Anhänger den Auftritt sehr wohlwollend, „weil der Einsatz und die Leidenschaft von Beginn an gestimmt haben“, so Judt. Deshalb wurde auch manche Unzulänglichkeit verziehen. Zumal hier und da zu erkennen war, dass Andersens Philosophie vom schnellen Fußball nach vorne in die Köpfe und Füße der OFC-Kicker einzusickern beginnt.

Wichtiger aber war den Offenbachern, die in der kommenden Woche den einen oder anderen Testspieler sichten wollen, der moralische Zugewinn durch den beherzten Auftritt. „Wir wissen, gegen wen wir gespielt haben. Das macht Hoffnung“, sagte Andersen. Wer gegen einen Aufstiegskandidaten mithalten könne, der könne auch in Hoffenheim und gegen Osnabrück gewinnen. Wenn er Tore schießt.