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Aus der Offenbach Post:
Bis Montag Lösung der Torhüterfrage

Offenbach (joko) – Als die Verantwortlichen und Spieler der Offenbacher Kickers am Mittwochabend in Jena die Ursachen ihrer 0:2-Niederlage gegen den bis zu diesem Spiel sieglosen Tabellenletzten erklären sollten, mussten sie nicht lange nachdenken. Sie konnten die Antworten ihres Gegners vom letzten Sonntag übernehmen, als die Mainzer in Offenbach 0:2 verloren hatten. Das Mainz-Syndrom für Offenbach. „Hier darf man nicht verlieren“, sagte Niko Bungert. „Das war viel zu wenig, was wir gezeigt haben. So kann man nicht auftreten“, legte Cesar Thier nach. „Es war ein Tag, da ging gar nichts“, jammerte Kapitän Thorsten Judt.
Mit einer blutleeren Vorstellung vergaben die Kickers die große Chance, sich an der Tabellenspitze zu etablieren. Für einen Spitzenplatz reicht es offensichtlich nicht, wie auch Trainer Wolfgang Frank registrierte. „Die Spieler glauben immer, sie sind weiter als sie in Wirklichkeit sind.“

Aber wenn man sich so eine günstige Ausgangsposition erarbeitet hat, dann muss man auch alles tun, um sie zu halten oder sogar zu verbessern und die Gunst der Stunde bei einem angeschlagenen Gegner nutzen. Und genau das haben die Kickers sehr zum Leidwesen ihres Trainers wieder einmal nicht getan. Wie schon zwei Wochen zuvor in St. Pauli. Beim 1:3 hatte Frank noch zu große Emotionalität im OFC-Spiel bemängelt. In der Hektik hätten die Spieler die nötige Ruhe und Sicherheit verloren. In Jena spielten sie dann zu ruhig und auf Sicherheit bedacht. Diesmal vermisste Frank „Leidenschaft, Wille und Gier.“

Die vermeintliche Kontrolle über völlig harmlose Gastgeber sorgte für eine trügerische Sicherheit, die teilweise in Bequemlichkeit und Überheblichkeit eskalierte. Dabei wurde deutlich, dass Typen fehlen, die diese Leidenschaftslosigkeit energischer bekämpfen, die Mannschaft antreiben. Die vermeintlichen Führungsspieler sind außer Form, wie Kapitän Thorsten Judt und Torwart Thier, fehlen, wie Moses Sichone (trainierte gestern und könnte am Montag spielen), oder konnten sich noch nicht den erhofften Status erspielen, wie Thomas Wörle und Stephan Sieger.

Für den Fußball-Pädagogen Frank war in Jena die Schmerzgrenze erreicht. Zehn Monate nach dem 1:4 von Burghausen ging er wieder auf Distanz zu seiner Mannschaft, fühlte sich mit seinen Warnungen allein gelassen. Damals standen die Kickers auf einem Abstiegsplatz. Jetzt liegen sie zwei Punkte hinter einem Aufstiegsplatz. Jammern also noch auf hohem Niveau. Jetzt muss sich zeigen, wie die Spieler mit Rückschlägen umgehen. Können sie nach der dritten Auswärtsniederlage zum dritten Mal mit einem Heimsieg die richtige Antwort geben?

Frank setzt auf die Lernfähigkeit seiner Spieler. Aber auch der Trainer wird sich hinterfragen, ob er, der bisher nie als Freund der Rotation galt, mit seinem Torwartwechsel die richtige Entscheidung getroffen hat. Vielleicht hat er mit dem Druck, den er in der Torwartfrage aufgebaut hat, Daniel Endres und Cesar Thier überfordert. „Wir werden eine Lösung finden“, deutet Frank an, dass er bis Montag eine Nummer eins für längere Zeit küren wird. Dann kommt mit dem 1. FC Kaiserslautern ein Gegner, der seit elf Spielen sieglos ist. Der letzte Lauterer Erfolg datiert vom 20. April. 4:0, gegen Kickers Offenbach.