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Aus der Frankfurter Rundschau:
Am kommenden Mittwoch werden sich die Fußballer des Zweitligisten Kickers Offenbach, zumindest die, die hierzulande aufgewachsen sind, eventuell an ihre frühen Tage erinnern. Dann heißt es nämlich: „Zeigt her eure Füße, zeigt her eure Schuh‘.“

Sämtliche Spieler müssen Wolfgang Frank ein Paar Kickstiefel mit langen Schraubstollen vorlegen. Der OFC-Trainer will allerdings keinen lustigen Kindergartennachmittag gestalten. Vielmehr hat er sich mächtig darüber geärgert, dass seine Jungs beim 1:3 am vergangenen Freitag beim FC St. Pauli ihre Pflichten als professionelle Fußballer vernachlässigt haben. Dazu gehört für Frank eben auch, „dass die Spieler das richtige Schuhwerk haben“.

Im Stadion am Millerntor hatten die Offenbacher das offensichtlich nicht, und dem Coach waren seine Spieler auf dem wegen des starken Regens aufgeweichten Rasen zu oft ausgerutscht. „Es gibt gewisse Dinge, die kann man ausschließen“, sagt Frank, und wer den Offenbacher Trainer ein bisschen kennt, weiß, dass ihm derlei Nachlässigkeiten absolut gegen den Strich gehen.

Mit deutlichen Worten hat er deshalb seine Jungs am Samstag vor dem Auslauftraining noch einmal „aufgeweckt“, wie er sagt. Denn Frank ist bei der zweiten Saisonniederlage des OFC nicht nur aufgestoßen, dass etliche seiner Akteure zu kurze Stollen aufgezogen hatten. Auch in der Einstellung zum Spiel hatte der Coach Defizite ausgemacht. „Wir waren nicht so präsent.“

Gemünzt war diese Kritik vor allem auf Linksverteidiger Sidney. Der hatte bereits nach drei Minuten mit einem unmotivierten Querpass-Lop das 0:1 eingeleitet – in einer Szene, in der keine Not für einen derart riskanten Ball bestanden hatte. Franks Ärger richtete sich aber nicht nur gegen den Brasilianer, auch die mangelnde Chancenverwertung hatte ihn ziemlich geärgert. Sein Team habe „eine gute Gelegenheit“ verpasst, sich mit einem weiteren Sieg, der zweifelsfrei möglich gewesen wäre, vorne festzusetzen: Deswegen steht für den Kickers-Trainer fest: „Wir müssen an der Konzentration arbeiten.“

„Lernprozess beschleunigen“

Denn Frank hat erkennen müssen: Die Entwicklung seiner Mannschaft, die nach einem freien Sonntag heute einen Laktattest absolviert und am Mittwoch ein Testspiel bestreitet (entweder gegen den Landesligisten Kickers Obertshausen oder die eigene U 23), zu einem stabilen Zweitligateam „findet statt, ist aber noch lange nicht abgeschlossen“. All zu lange dürfe das aber nicht dauern. „Wir müssen den Lernprozess beschleunigen“, fordert Frank. Denn der nächste Gegner ist nicht von Pappe. Am kommenden Sonntag gastiert Erstliga-Absteiger Mainz 05 am Bieberer Berg. „Eine Klassemannschaft“, sagt Frank. Die kann wahrscheinlich nur besiegt werden, wenn sich die Offenbacher Spieler hinsichtlich der Konzentration während der 90 Minuten keine oder zumindest kaum Schwachheiten erlauben. Und die richtigen Schuhe sollten sie auch anziehen.