Aus der Offenbach Post:
Offenbach ‐ Große Gesten und markige Worte sind nicht sein Ding. Mirnes Mesic ist eher ein ruhiger Vertreter seiner Zunft. Tore bejubelt er in der Regel verhalten – und gegen seine Ex-Klubs überhaupt nicht. Von Christian Düncher
Kein Wunder also, dass der Angreifer der Offenbacher Kickers auch nach seiner Gala beim 4:2 in Dresden (zwei Tore selbst erzielt, zwei vorbereitet) den Ball flach hält. „Ein bisschen Glück gehört da natürlich dazu“, sagt Mesic. „Im Fußball gibt es eben auch mal solche Tage.“
Derlei Glücksmomente wie in Dresden waren für den gebürtigen Bosnier in den vergangenen Jahren selten. Zwar wurde Mesic 2006/2007 Torschützenkönig der Regionalliga Süd (17 Tore) und schaffte in der Saison mit 1899 Hoffenheim auch den Aufstieg in die 2. Liga. Danach lief es für den laufstarken Stürmer aber überhaupt nicht mehr rund. Sowohl Hoffenheim als auch dem SC Freiburg kehrte Mesic nach nur wenigen Monaten den Rücken. Und auch die erste Saison beim OFC verlief für ihn mit fünf Toren in 29 Spielen eher durchwachsen. Da wirkte der Start in diese Runde mit dem Platzverweis am ersten Spieltag und der anschließenden, mehrwöchigen Verletzungspause schon fast wie die logische Fortsetzung der persönlichen Pechsträhne. Doch Mesic scheint endlich die Wende zum Guten geschafft zu haben.
Gutes Zusammenspiel mit David Ulm
Die Rote Karte („Das war eine Dummheit von mir“) gehört für den 1,80 Meter großen Stürmer ebenso der Vergangenheit an wie die Zehenverletzung, die ihn zwischenzeitlich außer Gefecht gesetzt hatte. „Ich bin jetzt topfit, das merkt man“, meint der Rechtsfuß, für den nach fünf Spielen bereits drei Tore und zwei Vorlagen zu Buche stehen. Ein Grund für diese Bilanz ist auch das gute Zusammenspiel mit David Ulm, der im aktuellen 4-2-3-1-System hinter Mesic im zentralen Mittelfeld agiert und immer wieder Lücken reißt.
„Keine Frage, er ist technische überragend, nimmt den Ball gut an und verteilt ihn auch gut“, lobt Mesic den 25 Jahre alten Franzosen. „Als Stürmer profitiere ich natürlich davon. Wir verstehen uns sehr gut.“ Das drückt sich auch in den Zahlen aus. Mit Mesic als Alleinunterhalter im Angriff und Ulm zentral dahinter haben die Kickers zuletzt in 206 Minuten neun Treffer erzielt, was ihnen letztlich die Tabellenführung in der 3. Liga bescherte. „Es läuft zweifelsohne gut“, meint Mesic bescheiden.
Mit einer Spitze erfolgreich
Vergessen sind die teilweise öffentlich zwischen Präsidium und Ex-Trainer Hans-Jürgen Boysen geführten Diskussionen darüber, ob der OFC nicht besser mit zwei Angreifern spielen sollte. „Wir sind jetzt mit einer Spitze erfolgreich“, verweist Mesic auf die Tabelle. „Wenn alle fit sind, kann es aber durchaus sein, dass wir vorne mit zwei Leuten spielen. Ich habe damit kein Problem und kann beide Systeme spielen.“
Die Rolle als Tabellenführer sei „weniger ein Risiko“, meint der 31-Jährige, sondern vielmehr zusätzliche Motivation. „So etwas beflügelt einen natürlich. Wenn man ins Spiel geht und weiß, dass man den ersten Platz zu verteidigen hat, kann das nur von Vorteil sein.“ Angst, dass dem Team der jüngste Erfolg zu Kopf steigen könnte, hat der Angreifer nicht. Hans-Jürgen Boysen habe an seinen Nachfolger Steffen Menze eine intakte Mannschaft übergeben, sagt Mesic. „Das Problem wird eher sein, dass nun alle Leute von uns auch am Samstag gegen Heidenheim wieder einen deutlichen Sieg erwarten.“