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„Größte Sorge ist Türker“

Aus der Offenbach Post:
Offenbach – Mit der Leistung in Regensburg waren alle zufrieden. Trainer, Mannschaft und Sportmanager. Doch das 1:1 hat den Offenbacher Kickers nicht weiter geholfen. Der OFC steckt im Niemandsland der Tabelle fest. Von Jochen Koch

Platz 10, fünf Punkte hinter einem Aufstiegsplatz. Am Dienstag können die Kickers im Nachholspiel gegen Werder Bremen Boden gut machen – oder aber schon entscheidend zurückfallen: Eine gefährliche Situation, in der Sportmanager Andreas Möller deutlich macht, dass die Verantwortlichen unzufrieden sind.

„Wir haben zwölf Punkte von 24 möglichen. 50 Prozent, das ist eindeutig zu wenig.“ Obwohl Präsidium und Trainer Hans-Jürgen Boysen erst letzte Woche auf ihrem Krisengipfel vereinbart hatten, dass man zumindest offiziell nicht vom Saisonziel Aufstieg sprechen will, geht Möller nun in die Offensive. „Mein Anspruch ist es nicht zwischen Platz acht und 12 zu stehen. Ich spreche ganz bewusst vom Projekt Wiederaufstieg, da können mich jetzt auch alle verteufeln, aber wir haben eine gute Mannschaft, die ganz oben mitspielen kann.“

Doch das gelingt im Moment nicht. In den letzten vier Spielen haben die Kickers nur einmal gewonnen. „Leistung schön und gut. Aber was wir brauchen, sind Punkte.“ Deshalb nimmt Möller jetzt die Spieler in die Pflicht. „Jeder, der hier einen Vertrag unterschrieben hat, hat auch gesagt, ich bin dem Druck, oben mitzuspielen, gewachsen. Jetzt müssen sich auch alle daran halten. Jeder Spieler muss eine Schippe mehr drauflegen.“

Dabei sieht Möller einen Spieler besonders gefordert. „Meine größte Sorge derzeit ist Suat Türker.“ Der 33-Jährige hat die hohen Erwartungen bislang nicht annähernd erfüllen können. Wegen einer Verletzung in der Vorbereitung saß er zunächst auf der Bank. Lieferte dann eine gute Partie gegen Osnabrück ab (1 Tor). Doch nach drei schwächeren Spielen gegen Kiel, Burghausen und Braunschweig hatte Boysen seinen erfahrenen Angreifer in Regensburg 90 Minuten auf der Bank sitzen lassen. „Wir wollten in der Spitze mehr Geschwindigkeit und Durchsetzungsvermögen. Das haben David Ulm und Sebastian Rode im Wechselspiel hervorragend in die Tat umgesetzt“, war der Trainer mit seinen Umstellungen beim 1:1 zufrieden.

Leidtragender war Suat Türker, der in 20 Spielen seit seinem Wechsel aus Freiburg zwei Tore erzielt hat. Es ist kein Geheimnis, dass der Trainer und der sensible Stürmer derzeit nicht das beste Verhältnis haben. Während Türker das uneingeschränkte Vertrauen von Boysen vermisst, verlangt der Trainer vom Spitzenverdiener (Vertrag bis 2011) die Gegenleistung auf dem Platz. „Zwischenmenschlich ist da wohl einiges schief gelaufen“ verrät Möller. Auch die Hierarchie innerhalb der Mannschaft hat sich verschoben, da Türker nicht die erhoffte Rolle als Leader einnehmen konnte. Der Spieler, der die Mannschaft führen sollte, kann diesen Anspruch von der Bank nicht erfüllen.

In den letzten Wochen und Monaten gab es bereits mehrere Gespräche zwischen Türker und den Verantwortlichen, in denen nach Gründen für die Krise gesucht wurde. Die Geduld ist offenbar zu Ende. „Wir haben genug geredet. Jetzt muss Suat Türker endlich Zeichen senden“, verlangt Möller von Türker nicht nur eine erhebliche Leistungssteigerung, sondern auch ein anderes Auftreten auf und neben dem Platz. „Er muss jetzt die Vergangenheit beiseite schieben und als Spieler und Typ einen Neuanfang starten. Er muss insgesamt positiver auftreten.“

Zweifel an der sportlichen Leistungsfähigkeit von Türker für die 3. Liga wischt Möller beiseite. „Natürlich ist er nicht der schnellste und laufstärkste Spieler, aber mit seinen Qualitäten im Strafraum, vor dem Tor, muss er in die Mannschaft. Suat Türker ist ein Topstürmer der 3. Liga.“ Doch diese Qualitäten hat Türker zu selten gezeigt. „Er muss jetzt hart arbeiten und den Schalter umlegen. Wir brauchen einen Suat Türker in Topform.“ Dafür seien alle bereit, ihm zu helfen. „Suat Türker spielt doch nicht für oder gegen einzelne Personen. Hier geht es nicht um Eitelkeiten oder Missverständnisse, es geht nur um Kickers Offenbach. Wir haben Suat Türker nicht für die Bank geholt. Für seine Verpflichtung hat der Verein in jeder Ecke nach dem letzten Cent geguckt. Jetzt muss Suat auch etwas zurückgeben“, erwartet Möller die entsprechende Gegenleistung.

Neben Türker ist Möller derzeit auch mit Martin Hysky (33) und Steffen Haas (20) nicht zufrieden. „Die beiden müssen eine Schippe drauflegen. Martin schwächelt seit ein paar Spielen. Aber ich denke, er ist so erfahren, dass er das schnell wieder hinbekommen wird.“ Beim 20-jährigen Haas sieht Möller „noch viel Luft nach oben. Er kann und muss sich noch steigern“.

Ob Möllers gezielte Kritik als zusätzlicher Motivationsschub hilft, wird sich am Dienstag (19.00 Uhr) in Bremen zeigen. Eine Niederlage wie letzte Saison (1:3) darf sich der OFC nicht leisten. Das könnte vor den Spielen gegen Ingolstadt und in Unterhaching eine ernste Krise auslösen. Daran lässt auch Möller keinen Zweifel aufkommen. „Klar ist, wenn wir in Bremen verlieren, wird es ungemütlich.“

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