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Aus der Offenbach Post:
Erfurt – „Das ist eine überragende Vorlage für das Pokal-Derby am Sonntag gegen die Eintracht“, jubelte Stefan Zinnow gestern Abend im Erfurter Steigerwaldstadion. Von Jochen Koch und Christian Düncher

Mit dem 2:0-Auswärtssieg gegen Rot-Weiß Erfurt gehen die Kickers mit großem Selbstvertrauen in das Prestigeduell gegen die Frankfurter. „Der Knoten ist geplatzt, wir sind gut drauf“, kündigte Zinnow einen heißen Pokaltanz an. Der 28-Jährige war wieder einmal der Matchwinner, bereitete das 1:0 durch Maik Schutzbach mustergültig vor und erzielte das 2:0 mit einem perfekten Konter selbst.

„Es waren drei eminent wichtige Punkte für die Runde“, stellte Trainer Hans-Jürgen Boysen zunächst die 3. Liga in den Vordergrund. „Vier Punkte und kein Gegentor. Der Start ist gelungen“, kommentierte Boysen den dritten Tabellenplatz hinter Burghausen und Regensburg.

Boysen machte seine Rotations-Ankündigung wahr und veränderte die Aufstellung nach dem 0:0 gegen Aue auf vier Positionen, um Kräfte für das Derby zu schonen. Waren die Wechsel Pfingsten-Reddig für Christian Pospischil und Ugur Albayrak für den gesperrten Mirnes Mesic noch zu erwarten, so kam der Einsatz von Mounir Chaftar (auf der Spielmacherposition) und Nils Teixeira (rechter Verteidiger für Huber) überraschend. Doch gerade diese beiden Spieler überzeugten von Beginn an mit couragiertem Einsatz und guten spielerischen Aktionen. So bereitete Mounir Chaftar schon in der fünften Minute mit einem tollen Solo eine tausendprozentige Chance für Ugur Albayrak vor. Der 21-jährige Stürmer musste den Ball aus fünf Metern nur noch ins leere Tor schieben, schoss jedoch Zentimeter neben den Pfosten. „Das muss einfach drin sein“, ärgerte sich nicht nur Boysen. Doch schon mit dieser Aktion hatten die Kickers sich Respekt verschafft, denn die Erfurter reagierten wie eine Auswärtsmannschaft, konnten keinen Druck aufbauen und überließen den Offenbachern die Spielkontrolle. Die Kickers nutzten die Erfurter Passivität geschickt und mit schnellem Konterspiel aus. Nach einem Diagonalpass gewann Stefan Zinnow das Sprintduell gegen Ströhl, flankte perfekt über den Torwart auf den langen Pfosten, wo Verteidiger Maik Schutzbach nach einem 70-Meter-Sprint an den Ex-Offenbachern Malura und Becker vorbei zum verdienten 1:0 für die Kickers einköpfte.

Bis zur Halbzeit bekamen die Kickers nur einmal Schwierigkeiten. Kapitän Martin Hysky hatte leichtfertig den Ball im Mittelfeld gegen Semmler vertändelt, so dass der Erfurter Stürmer allein auf das Offenbacher Tor laufen konnte. Doch Kickers-Torwart Robert Wulnikowski wehrte den Heber mit einer glänzenden Reaktion ab und verhinderte den Ausgleich (24.). Schon zur Pause des ersten Heimspiels gab es von den Rängen lautstarke Pfiffe für eine enttäuschende Leistung der Erfurter.

Die Gastgeber zeigten die von den Rängen erhoffte Reaktion und drückten aufs Tempo. Die Kickers bekamen nun in der Defensive einige Probleme. Wulnikowski musste gegen Rockenbach glänzend parieren (49.) und hatte dann Glück, als Cannizzaro (58.) und Semmler (66.) aus bester Position freistehend vergaben. Die Gäste konnten nicht mehr für Entlastung sorgen, waren in der eigenen Hälfte festgenagelt. Während Erfurts Trainer Rainer Hörgl drei offensive Spieler einwechselte und alles riskierte, versuchte Boysen, die starke Erfurter rechte Seite mit der Einwechslung von Alexander Huber zu neutralisieren und die Konter wieder über die rechte Seite zu initiieren. „Insgesamt haben wir hinten gut gestanden. Wir mussten in der Schlussphase nur noch den einen Konter richtig setzen.“ Wieder einmal erwies sich Boysen als geschickter Taktiker. Denn als bei Erfurt die Ordnung verloren ging, nutzte der OFC eine Konterchance eiskalt. Wieder war es Stefan Zinnow , der mit einem Solo für die Entscheidung sorgte. Beim 1:0 die präzise Flanke, beim 2:0 der noch präzisere Schuss ins lange Eck (81.). – der erste Saisonsieg war perfekt. Die Kickers mussten zwar viele Kräfte bei schwülen Temperaturen lassen, haben dafür aber enormes Selbstvertrauen getankt. „Nach diesem Sieg können wir mit breiter Brust ins Derby gehen, meinte Boysen. „Dieser Sieg gibt noch einmal Kräfte frei.“

Kickers Zeugnis

Robert Wulnikowski: Die Bank von Offenbach. Verhinderte mit zwei tollen Reaktionen den Ausgleich. Auch im zweiten Saisonspiel ohne Gegentor. 1,5

Nils Teixeira: Musste Zinnow absichern, was ihm sehr gut gelang. Versuchte ständig, Impulse nach vorne zu geben, leistete sich dabei aber überflüssige Ballverluste. 3

Martin Hysky: Hatte Glück, dass Wulnikowski seinen Fehler ausbügelte. In der zweiten Hälfte stärker. 3,5

Marko Kopilas: Hatte leichtes Spiel, wenn Erfurter hohe Bälle nach vorne schlugen. Im Zweikampf sehr sicher. 3

Maik Schutzbach: Starke Laufleistung in der ersten Hälfte, die er mit dem 1:0 krönte. Wurde zur Schonung ausgewechselt. 3 Steffen Haas: Mit Zinnow stärkster Feldspieler. Im defensiven Mittelfeld lief er viele Bälle ab und ordnete das Spiel nach vorne. 1,5

Nils Pfingsten-Reddig: Fand als zweiter „Sechser“ keine Bindung zum Spiel. Haas und Schutzbach mussten auf seiner Seite oft aushelfen. 4,5

Stefan Zinnow: Bereitete in bewährter Manier mit Spurtstärke und präziser Flanke das 1:0 vor. Seine Offensivqualitäten wie beim 2:0 lassen manche Defensivschwäche verblassen. 1,5 Mounir Chaftar: Überraschend gutes Spiel auf der Zehnerposition. Sicherer Ballverteiler vor der Pause, mit gutem Auge für das Spiel in die Tiefe. 3

Marius Laux: Musste sehr viel nach hinten arbeiten, wobei er trotz großen Einsatzes öfters Probleme bekam. 4

Ugur Albayrak: Hätte frühzeitig das 1:0 erzielen müssen. Nach dieser vergebenen Großchance konnte er sich nur selten durchsetzen. 4,5

Christian Pospischil: Sollte nach der Pause im Zentrum für mehr Stabilität sorgen, was nicht immer gelang. 4