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Aus der Offenbach Post:
Offenbach – Von Jochen KochAlles war gerichtet für das große Fußballfest. Zum ersten Mal seit dem Zweitligaabstieg, seit dem 1:1 gegen 1899 Hoffenheim, hatten die Kickers wieder einmal eine fünfstellige Zuschauerkulisse (13 009). Doch die Hoffnungen auf die Rückkehr in die 2. Liga wurden am Samstag begraben.

Nach der 0:2-Heimniederlage gegen Fortuna Düsseldorf ist klar: Die Offenbacher Kickers werden auch 2009/2010 in der 3. Liga spielen. Das ist keine Überraschung, auch wenn während der Saison immer wieder mal die Hoffnung auf eine Überraschung aufkeimte. Aber das vermeintliche Spitzenspiel hat gezeigt, dass der durchaus entwicklungsfähigen Offenbacher Mannschaft einfach noch der letzte Tick Qualität fehlt, um ernsthaft in den Aufstiegskampf eingreifen zu können. Während der gesamten Saison waren die Aufstiegsplätze zwar in Sichtweite, bei einem Abstand von fünf bis acht Punkten aber auch nie zu erreichen. Immer wenn der OFC zum Sprung ansetzte, reichte es nicht ganz. Höher als Platz fünf kam der OFC nicht.

So auch am Ostersamstag, als die Kickers 49 Minuten lang mit Düsseldorf auf Augenhöhe waren. Die Offenbacher hatten sogar die besseren Torchancen. Vier aussichtsreiche Möglichkeiten zur Führung. Doch genau dabei zeigte sich das Dilemma: Den Kickers fehlte in diesem Spiel und während der gesamten Saison die Effektivität und Durchschlagskraft vor dem Tor. Marc Heitmeiers Kopfball (27.) über das Tor, Sebastian Beckers Heber auf das Tornetz (30.), Mounir Chaftars gerade noch geklärte Hereingabe (45.) und Beckers schwacher Abschluss nach Konter (48.) – eine Möglichkeit hätte zur Führung reichen müssen.

Eiskalt dann die Düsseldorfer. Sebastian Heidinger ließ Maik Schutzbach mit einer kurzen Körpertäuschung und schnellem Antritt stehen, zog aus spitzem Winkel ab – 0:1 (49.). „Das macht gute Mannschaften aus. Erste Chance, erstes Tor“, meinte OFC-Verteidiger Alexander Huber. Fünf Minuten später war das Spiel endgültig entschieden. Nach einem Eckball war der Ex-Mainzer Ranisav Jovanovic im Fünf-Meter-Raum schneller am Ball als sein Gegenspieler Martin Hysky – 0:2. „In zwei Aktionen waren wir schlafmützig, das wurde sofort bestraft“, haderte Trainer Hans-Jürgen Boysen mit seiner Defensive.

Gegen die geschockten Offenbacher hatten die Düsseldorfer dann leichtes Spiel. Ohne die nötige Kreativität in der Offensive kamen die Kickers nicht mehr gefährlich in den Strafraum, erspielten sich gegen die stabile Fortuna-Defensive keine echte Torchance mehr. Es fehlte die Initialzündung, die überraschende Aktion. Zum zweiten Mal in Folge blieben die Kickers in einem Heimspiel ohne Treffer. In der entscheidenden Saisonphase schwächeln die Offenbacher, die in den letzten vier Spielen nur einmal, glücklich beim Tabellenletzten Stuttgarter Kickers, gewonnen haben. Bei manchen Spielern macht sich angesichts der langen Saison ein Substanzverlust bemerkbar. Jetzt wird deutlich, wo die Grenzen der Mannschaft liegen. Die Kickers können gegen die Spitzenmannschaften teilweise mithalten. Sie können aber noch nicht den letzten notwendigen Schritt tun, um die Topteams zu überholen. Da besitzen Mannschaften wie Union Berlin, SC Paderborn und Fortuna Düsseldorf noch mehr Qualität. In der Breite und auf den Schlüsselpositionen.

Das war und ist für die Verantwortlichen keine Überraschung. Das Saisonziel, einstelliger Tabellenplatz, wird man sicher erreichen. „Wir sind froh, dass wir überhaupt diese Vision, oben ranzukommen, hatten“, meinte Vizepräsident Thomas Kalt. Aber wer so nah dran ist, will mehr. Besonders der ehrgeizige Trainer Hans-Jürgen Boysen: „Wir haben eine wunderbare Chance vergeben.“