Aus der Offenbach Post:
Offenbach – Christian Düncher Zwei Mal war er mit den Profis der Offenbacher Kickers im Trainingslager, kam für den Fußball-Drittligisten zudem bei mehreren Testspielen und Hallenturnieren zum Einsatz. Die Punktspielbilanz von Sebastian Rode weist einen Kurzeinsatz gegen Eintracht Braunschweig auf, als der 18-Jährige in der 85. Minute eingewechselt wurde.
Dabei hätte Kickers-Trainer Hans-Jürgen Boysen den Blondschopf, der als das größte OFC-Talent der vergangenen Jahre gilt, gerne häufiger eingesetzt.
„Es ist schade, dass er aufgrund seiner schulischen Situation nicht regelmäßig bei uns trainieren kann, um seine Qualitäten weiter zu verbessern“, sagt Boysen, der viel von dem Gymnasiasten hält. „Wenn er bei uns mittrainiert, kommt sein Talent ebenso stets zum Tragen wie bei der A-Jugend, wo er zumeist an den spielentscheidenden Situationen beteiligt ist. Er ist ein unberechenbarer Spieler, und es macht sehr viel Spaß, so einen in den eigenen Reihen zu haben.“
Da Rode jedoch 60 Kilometer von Offenbach entfernt im Kreis Bergstraße wohnt und auch dort zur Schule geht, kann er nur sporadisch an den Übungseinheiten der Profis teilnehmen. „Das ist sehr unterschiedlich“, sagt der Mittelfeldspieler. „Wenn die erste Mannschaft nicht gerade auswärts spielt, klappt es freitags eigentlich immer mit dem Training. In der Regel bin ich zwei Mal pro Woche dabei.“ Dazu kommen noch drei Einheiten mit der U19 des OFC, die in der A-Jugend-Bundesliga spielt und dort gegen den Abstieg kämpft.
„Es ist relativ ungünstig für uns gelaufen“, meint Rode. Zuletzt ging es mit fünf Punkten aus den vergangenen drei Spielen in der A-Jugend-Bundesliga aber wieder bergauf. Und beim wichtigen 2:0-Erfolg gegen 1860 München („Das Spiel hätten wir auf keinen Fall verlieren dürfen“) trug sich auch Rode in die Torschützenliste ein. Die U19 der Kickers steht als Drittletzter zwar auf dem ersten Abstiegsplatz, aber punktgleich mit Eintracht Frankfurt (11.) sowie der Spvgg. Greuther Fürth (10.). Und auch die „Löwen“ aus München (9.) sind mit lediglich zwei Zählern Vorsprung in Reichweite. „Nach hinten heraus warten auf uns allerdings noch einige schwere Gegner“, gibt Rode zu bedenken.
Boysen weiß, dass die U19 des OFC mit Rode bessere Chancen auf den Ligaerhalt hat und will ihn auch deshalb nicht komplett von dort abziehen. Obwohl die A-Jugend-Bundesliga am Wochenende pausiert, wird der 1,79 Meter große und 67 Kilo schwere Mittelfeldspieler, der sich auf der Sechser-Position am wohlsten fühlt, nicht mit der ersten Mannschaft zum Auswärtsspiel bei Werder Bremen II (Samstag, 14 Uhr) fahren. Und das aus gutem Grund. Rode gehört nämlich zum Kader des deutschen U19-Nationalteams für die zwei Länderspiele am Freitag in Offenbach gegen Finnland (18.15 Uhr/live DSF) sowie am 31. März (15.30 Uhr) in Indjija gegen Serbien, mit denen sich die DFB-Auswahl auf die zweite EM-Qualifikationsrunde vorbereitet, die vom 21. bis 26. Mai in Turnierform mit insgesamt vier Teams stattfindet. Als Gegner warten Spanien, Tschechien sowie Gastgeber Estland. Und Rode will unbedingt dabei sein. „Die Konkurrenz im Mittelfeld ist groß. In den Spielen gegen Finnland und Serbien will ich mich zeigen. An der EM teilzunehmen wäre natürlich super“, sagt der 18-Jährige.
Sollte Sebastian Rode U19-Nationaltrainer Heiko Herrlich überzeugen, müsste Boysen in den kommenden Wochen und Monaten noch häufiger auf das große Talent verzichten. „Dass die U19-Nationalmannschaft jetzt vorgeht, ist aber klar“, sagt der Kickers-Trainer, der die Nominierung Rodes für das Auswahlteam als Beweis der Qualitäten des Youngsters wertet. „Das spricht Bände“, meint Boysen.
Freilich sei Rode noch kein kompletter Spieler, und müsse sich noch an die härtere Gangart im Profifußball gewöhnen, betont der OFC-Coach. Aber dafür wird der 18-Jährige ab Sommer wohl mehr Zeit haben. Denn wie die Kickers bestätigten, soll Rode das 13. Schuljahr in Offenbach absolvieren, so dass er wesentlich häufiger bei den Profis mittrainieren könnte. Entsprechende Gespräche haben bereits stattgefunden.