Aus der Offenbach Post:
Beim 3:1 gegen Unterhaching zum fünften Mal Rückstand wettgemacht / Kickers erzielen 14 von 18 Toren nach der Pause
Von Jochen Koch
Offenbach -Trainer Hans-Jürgen Boysen hat nach dem Abstieg und dem fast kompletten Austausch des Personals in Offenbach eine der jüngsten Mannschaften der 3. Liga zusammengestellt. Dass es aber ohne Erfahrung nicht geht, zeigte der 3:1-Sieg der Offenbacher Kickers gegen die Spvgg. Unterhaching. Mit Mirnes Mesic (30), Martin Hysky (33) und Stefan Zinnow (28) erzielten die einzigen Feldspieler, die älter als 23 Jahre sind, alle drei Treffer für den OFC.
Am Ende der englischen Woche profitierten die Kickers wieder einmal von ihrer überragenden Physis. Während die Unterhachinger nach der Pause (1:1) nach Aussage von Trainer Ralph Hasenhüttl „nicht mehr zulegen konnten“, drehten die Kickers trotz des unglücklichen Rückstands durch ein Eigentor von Steffen Haas, dem eine Freistoß-Flanke an den Hinterkopf geflogen war (22.), und des Schocks der schweren Verletzung von Benjamin Baier (34./Verdacht auf Kreuzbandriss) wieder einmal ein Spiel in den zweiten 45 Minuten.
„Nach dem 0:1 wurden leise Bedenken laut“, registrierte Boysen, dass seine auf vier Positionen und im System (4-1-4-1) umgestellte Mannschaft einige Probleme hatte. „Damit muss man leben, dass Spieler, denen die Wettkampfpraxis fehlt, die Lücken nicht nahtlos schließen können“, zeigte Boysen Verständnis für Schwächephasen. Ganz wichtig für die Kickers war der Ausgleich vor der Pause durch Mirnes Mesic (42.), der eine Flanke des erneut überragenden Stefan Zinnow perfekt einköpfte.
In der Halbzeitpause fand Boysen wieder einmal die richtigen Worte und die richtige Einstellung für seine Mannschaft. Es kann kein Zufall sein, dass die Kickers 14 ihrer 18 Treffer nach dem Wechsel erzielt haben. Der Lerneffekt, den Boysen seit Saisonbeginn für seine junge und neuformierte Mannschaft einfordert, macht sich in immer kürzeren Zeitabständen positiv bemerkbar. Hatte Boysen in Düsseldorf noch die mangelnde Effektivität und fehlende Durchschlagskraft gerügt, waren drei Tage nach dem 0:1 genau diese Punkte die großen Unterschiede zu den bis Samstag punkt- und fast torgleichen Unterhachingern. Diesmal nutzten die zweikampfstärkeren Offenbacher die Konzentrationsschwächen der Unterhachinger entschlossen zu den entscheidenden Toren. Zweimal wurde das Nachsetzen nach scheinbar verlorenen Bällen belohnt. Nach abgewehrter Freistoßhereingabe Flanke Haas, Kopfball Hysky (52.) – 2:1. Ballgewinn Fröhlich, Pass Tosunoglu, Abschluss Zinnow (69.) – 3:1. Zum fünften Mal in dieser Saison hatten die Kickers einen Rückstand wettgemacht.
„Die Spieler sind über die Hürde, die Schmerzen bedeutet, gesprungen“, lobte Boysen Willen und Moral seiner Mannschaft. „Ich freue mich wahnsinnig, dass wir dieses schwere Spiel noch gedreht haben“, zeigte sich der ansonsten recht kritische Trainer rundum zufrieden. Nach diesen „wahnsinnig wichtigen drei Punkten“ (Boysen), nach nur einer Niederlage in den letzten sieben Spielen und mit der besten Heimbilanz der 3. Liga (17 von 21 Punkten/keine Niederlage) haben die Offenbacher wieder Anschluss an das obere Drittel gefunden.
Der nächste Schritt wäre jetzt der überfällige erste Auswärtssieg. Die Gelegenheit ist günstig, denn beim SV Sandhausen wartet die kürzeste Anreise in der 3. Liga (105 Kilometer) auf die Kickers-Anhänger. „Wenn unsere Fans es schaffen, dieses Spiel zu einem Heimspiel zu machen, sieht es gut für uns aus“, hofft Boysen auf den ersten Dreier. Dann könnte auch die Prophezeiung des seit Wochen stark spielenden Alexander Huber in Erfüllung gehen. „Ich denke, wir werden in den nächsten Spielen, spätestens in der Rückrunde, noch einige Plätze gutmachen.“