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Aus der Offenbach Post:
Mannschaft zahlt Vertrauen der Zuschauer zurück

Offenbach (joko) – Der Abstiegsfrust entwickelt sich zur neuen Kickers-Lust. Die neue Offenbacher Mannschaft hat schon nach zwei Spielen in der 3. Liga die Fans zurückerobert. Das Wagnis von Trainer Hans-Jürgen Boysen, einen kompletten Neuaufbau zu riskieren, hat sich ausgezahlt. Anhänger und Umfeld honorieren den Umbruch.

„Die Zuschauer haben uns Vertrauen entgegengebracht, das die Mannschaft mit Kampf, gutem Spiel und Leidenschaft zurückzahlen will“, hofft Boysen, „dass diese Harmonie möglichst lange hält.“ Die Spieler, wie Stefan Zinnow, schwärmen von der „phantastischen Stimmung im Stadion“. Die neuen Spieler sehen die stattliche Kulisse nicht als Belastung, sondern nehmen sie als Herausforderung und Unterstützung an. Und die Zuschauer sind begeistert von einer Mannschaft mit Herz, die mit ihrem schnellen Spiel und ihrem Einsatz einen leidenschaftlicheren Eindruck vermittelt als die Truppe der vorigen Saison. Rückschläge und Durststrecken werden kommen, doch hier bahnt sich eine stabile Beziehung an.

Als die Kickers-Spieler vor zweieinhalb Monaten nach dem 0:3 in Osnabrück an den Bieberer Berg zurückkehrten, warfen wütende, enttäuschte, frustrierte Fans Flaschen gegen den Mannschaftsbus. Mit dem ersten Heimsieg seit dem 13. April (2:0 gegen 1860 München) ist der Abstieg endgültig abgehakt.

Als die Kickers im April 2007 in einem entscheidenden Spiel gegen den Abstieg aus der 2. Liga gegen Wacker Burghausen 2:1 gewannen, kamen 9500 Zuschauer. Gestern waren es 7703 Besucher, mehr als sogar die Verantwortlichen gehofft hatten. Selbst Kickers-Vizepräsident Thomas Kalt hatte nur mit 5000 gerechnet. „Das zeigt, dass nicht nur die Mannschaft großes Potenzial hat, sondern auch der Verein, um alle Ziele sportlich und wirtschaftlich zu erreichen.“

Mit dem Sieg im ersten Teil der Berg-Trilogie haben die Kickers beste Werbung für das Pokalspiel am Freitag gegen die Spvgg. Greuther Fürth betrieben. Ein Heimsieg gegen den Zweitligisten wäre mindestens 300 000 Euro wert und könnte die Substanz der Mannschaft noch einmal verstärken.

Nur einer knabbert immer noch heftig am Abstieg. Dieter Müller lässt noch wenig von der neuen Lust an den jungen Wilden spüren. Der Präsident („Ich brauche noch Abstand“) hat sich für zwei Wochen in den Urlaub verabschiedet. In Spanien will der seit Dezember 2000 amtierende Müller darüber nachdenken, ob er im Herbst noch einmal zur Wahl antritt.