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Aus der Offenbach Post:
Boysen: „Wechsel von Mesic nach Offenbach kein Abstieg“

Von Christian D ü n c h e r

Offenbach – Die Vergangenheit hat er hinter sich gelassen – zumindest in privater Hinsicht. Seitdem Mirnes Mesic Bosnien vor 18 Jahren als Kriegsflüchtling verließ, war er nicht mehr in seinem Heimatland. Sogar Einladungen der bosnischen U21-Nationalmannschaft hat er mehrfach abgelehnt. Urlaub, erzählt der 30-Jährige, mache er in Italien, dem Heimatland seiner Ehefrau – oder bei seinem Eltern, die inzwischen in den USA leben.

In sportlicher Hinsicht hat Mesic hingegen den Schritt zurück gemacht – von der 2. in die 3. Liga. Vom SC Freiburg zu Kickers Offenbach. Und ausgerechnet sein Vorgänger beim OFC hat ihn darin bekräftigt. Denn als die Kickers ihr Interesse bekundeten, erkundigte sich Mesic beim ehemaligen OFC-Torjäger Suat Türker, der gerade von Offenbach nach Freiburg gewechselt war, über die Kickers. „Er hat mir nur Positives erzählt“, berichtet Mesic. „Und dass der OFC ein Traditionsverein ist, der überragende Fans hat, wusste ich schon. Ich habe ja schon drei, vier Mal in Offenbach gespielt.“ Bei den Spielen gegen die Kickers ist der Angreifer auch Hans-Jürgen Boysen aufgefallen, der Mesic bereits zwei Mal an den Bieberer Berg holen wollte. „Der OFC war damals in der 2. Liga, ich hatte meinen Vertrag aber immer gerade erst verlängert und war auch sehr glücklich in Stuttgart“, erzählt Mesic von seiner Zeit bei den „blauen“ Kickers vom Degerloch. „Beim dritten Mal hat es jetzt aber ja geklappt.“ Auch zur Freude von Boysen.

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„Ich mag seine Art, die zentrale Sturmposition zu interpretieren“, sagt der OFC-Trainer. Mesic attackiere gut bei gegnerischem Ballbesitz, sei „mit allen Körperteilen torgefährlich, darüber hinaus sehr mannschaftsdienlich“ und verfüge über „einen großen Erfahrungsschatz in der 3. Liga“. Als diese noch Regionalliga hieß, war der Bosnier in der Saison 2006/07 mit 17 Treffern Torschützenkönig der Südgruppe. Zehn Mal traf Mesic damals für die Stuttgarter Kickers, sieben Mal für 1899 Hoffenheim, zu denen er in der Winterpause gewechselt war. Seine Tore verhalfen dem Dorfklub zum Aufstieg in die 2. Liga, wo der Angreifer auch in den ersten drei Saisonspielen zum Einsatz kam. „Als die Hoffenheimer dann 20 Millionen Euro für neue Stürmer ausgaben, entschloss ich mich zum Wechsel“, sagt Mesic.

Unter Freiburgs Trainer Robin Dutt, den er noch aus gemeinsamen Zeiten bei den Stuttgarter Kickers kannte, hoffte der Angreifer auf einen Neuanfang. „In Freiburg hatte ich mir das anders vorgestellt“, gibt Mesic zu. „Da musste ich als Außenstürmer spielen und kam damit nicht zurecht.“ Im 4-3-2-1-System des OFC ist der 30-Jährige als Mittelstürmer eingeplant, und Boysen ist von Mesic überzeugt. „Wenn er gesund war, hat er immer gespielt – außer in Freiburg“, sagt der Trainer. „Dass er aus der 2. Liga gekommen ist, sehe ich auch nicht als Abstieg. Es war sein freiwilliger Entschluss. Ein Schritt zurück ist manchmal besser.“ Zumindest in fußballerischer Hinsicht.