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Aus der Offenbach Post:
„Hatten zu viele Spieler, die nicht mit Herzen beim OFC waren“ / Jetzt Neuaufbau mit Akteuren, die nach oben wollen

Offenbach (app) – Nach dem Abstieg der Offenbacher Kickers aus der 2. Fußball-Bundesliga am 18. Mai in Osnabrück war Präsident Dieter Müller „abgetaucht“, wie er selbst zugibt. Er habe das Debakel nach drei Jahren in der 2. Liga erst einmal in aller Ruhe verarbeiten müssen. Er habe sich die vergangenen Wochen zurückgehalten, sei aber über alle Entscheidungen im Verein stets informiert gewesen. Am Sonntag, einen Tag vor dem Trainingsauftakt für die 3. Liga, trifft sich der 54-Jährige, seit 2000 im Amt, mit den anderen Vorstandsmitgliedern zu einem Meinungsaustausch.

Dieter Müller, am Montag beginnt bei den Kickers das Training, und bisher sind erst 14 Spieler unter Vertrag. Da kann einem doch Angst und Bange werden, oder?

Dieter Müller: Nein, das ist nicht nötig. Wir haben ja noch ein bisschen Zeit und sind noch längst nicht am Ende unserer Transfertätigkeiten. Wir werden ganz sicher eine ordentliche und gute Mannschaft für die 3. Liga haben.

Was stimmt Sie da so zuversichtlich?

Müller: Wir hatten in der vergangenen Saison zu viele Spieler in unseren Reihen, die satt und mit dem Herzen nicht bei den Kickers waren. Wie sich herausgestellt hat, hatten sie zu wenig Charakter. Was herausgekommen ist, weiß man. Jetzt machen wir einen kompletten Neuaufbau, und ich habe den Eindruck, wir haben bisher nur Spieler geholt, die nach oben kommen wollen.

Haben solche Spieler in der vergangenen Saison gefehlt?

Müller: Definitiv ja. Der Abstieg war natürlich traurig, aber vielleicht wäre beim Klassenerhalt vieles weitergelaufen wie zuvor. Vielleicht ist das auch eine große Chance für den Verein.

Was würden Sie als Präsident heute anders machen?

Müller: Es war nicht alles schlecht, was wir als Präsidium gemacht haben. Wir sind ja nicht kläglich gescheitert. Deshalb ärgere ich mich, dass hier alles in Frage gestellt wird. Ich kann aber versprechen: Wenn von den Spielern in der neuen Saison einer aus der Reihe tanzt – wie im Vorjahr zum Beispiel Moses Sichone und Aristide Bancé mit ihren Undiszipliniertheiten – dann bekommt er ernsthafte Probleme mit mir. So etwas können und werden wir nicht mehr dulden.

Ein Blick zurück auf Ex-Trainer Jörn Andersen…

Müller: Ich habe mich zuletzt über vieles gewundert – auch darüber, dass er im FSV Mainz 05 so schnell einen neuen Klub gefunden hatte. Vielleicht haben wir uns in der einen oder anderen Person getäuscht.

Wie bewerten Sie bisher die Arbeit von Trainer Hans-Jürgen Boysen, was erwarten Sie von ihm?

Müller: Hans-Jürgen Boysen kennt sich bei den Kickers und in den Regionalligen aus. Ich bin mir sicher, er kann uns wieder nach oben in die 2. Liga bringen. Ob wir mit dieser neuen und sicher recht jungen Mannschaft schon jetzt um den Aufstieg spielen können, lässt sich noch nicht vorhersagen.

Wie ist Ihr Eindruck von Andreas Möller, dem neuen Sportmanager?

Müller: Er ist fleißig, und man merkt, dass er will. Es ist mir wirklich scheißegal, dass er früher mal für die Frankfurter Eintracht gespielt hat. Es geht einzig und allein um die Qualifikation. Man muss und sollte ihm die Chance geben. Er kann uns sicher weiterhelfen.