Aus der Offenbach Post:
Kickers-Trainer widerspricht: „Wir können auch Hoffenheim schlagen“
Offenbach (joko) – In Hoffenheim hat Ralf Rangnick gestern zur Vorbereitung auf das Spiel in Offenbach mit seinem Trainerstab getagt. Der Cheftrainer hat sich mit seinen zwei Co-Trainern und dem ehemaligen Hockey-Bundestrainer Bernhard Peters über Motivationshilfen für die letzten zwei Spiele ausgetauscht. Hans-Dieter Hermann, Psychologe der Nationalmannschaft, bereitet die Spieler auf die Atmosphäre in Offenbach vor. Fußball aus dem Labor, Fußball auf dem Reißbrett. In Offenbach wird anders motiviert. Tradition, für die man sich nichts kaufen kann, wird immer wieder herausgestellt. Gestern erschien der nach seinem Schwächenanfall von Freiburg wieder genesene 88-jährige Ehrenpräsident Waldemar Klein in der Pressekonferenz, hielt einen flammenden Appell („Wir schaffen das“) und überreichte Trainer Jörn Andersen zwei selbst gefangene Lachsforellen („Eine für dich, eine für die Mannschaft“).
Kickers Offenbach gegen 1899 Hoffenheim. Da prallen am Sonntag zwei Welten aufeinander. Der Aufsteiger, der mit den Millionen-Investitionen seines Gönners Dietmar Hopp (angeblich der fünftreichste Deutsche) ein Big Player werden soll. 20 Millionen für vier Neuzugänge, für 40 Millionen Euro eine neue Arena. Kickers Offenbach: Jahresetat 10 Millionen. Ein Stadion, das im Zeitalter der Arenen wie ein Relikt aus den 50er Jahren wirkt.
Auch die Ausgangslage und die Ziele sind völlig unterschiedlich. Hoffenheim drängt es zu den „Großen“. Schon in Offenbach könnten die Kicker aus dem Kraichgau mit einem Sieg – und einem Mainzer Punktverlust in Köln – den Aufstieg perfekt machen. „Wir werden auf jeden Fall auf Sieg spielen“, kündigte Trainer Ralf Rangnick am Freitag an. Dass die Kickers mit einem Sieg den Absturz zu den „Kleinen“ in die 3. Liga verhindern können, macht dieses Spiel nicht nur für Jörn Andersen „doppelt interessant“.
Der 1:0-Sieg in Freiburg hat den Kickers neuen Mut gemacht. Obwohl Andersen „Hoffenheim stärker als Freiburg“ einschätzt, sieht der OFC-Trainer gute Chancen, für den letzten und vielleicht entscheidenden Heimsieg. „Wer in Hoffenheim einen Punkt holt (Anm. der Redaktion: 2:2), kann zu Hause auch gegen diese Mannschaft gewinnen.“
Aus Freiburg haben die Kickers nicht nur neues Selbstvertrauen mitgebracht. Trainer Jörn Andersen wird auch die Taktik beibehalten. Die Sturm- und Drangphase wird vorerst beendet. „Wir werden sicher nicht auf Biegen und Brechen nach vorne spielen.“ Stattdessen ist Kompaktheit, Zweikampfstärke, große Laufarbeit, Disziplin in der Defensive und eine gehörige Portion Härte gefragt. Ein Konzept, das Hoffenheim in der Vergangenheit überhaupt nicht behagt hat. Andersen: „Die mögen es nicht, wenn man sie hart attackiert.“
Die Hoffenheimer zeigen sich von der Offenbacher Kampfansage unbeeindruckt. Im Gegenteil. Ralf Rangnick lässt keine Zweifel zu, wer den Bieberer Berg am Sonntag als Sieger verlassen wird. „Nichts und niemand kann uns davon abhalten, wenn wir unser Spiel so aufziehen, wie wir es uns vorstellen.“
Weil beide Mannschaften ihr letztes Spiel gewonnen haben, werden die Trainer die Aufstellungen nicht verändern. Bei den Kickers bedeutet das, dass Moses Sichone nach seiner Sperre wohl zunächst auf der Bank sitzen wird. Ein Fragezeichen steht allerdings noch hinter dem Einsatz von Suat Türker. Der erfolgreichste OFC-Torschütze (elf Treffer) konnte wegen einer Verhärtung in der Leiste noch nicht trainieren. „Aber“, so Andersen, „es sieht gut aus.“ Nicht nur bei Türker.