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Aus der Offenbach Post:
Kickers Offenbach verliert gegen sehr starken 1. FC Köln 1:3 / Nach frühem 1:0 gelingt dem OFC nichts mehr

Von Jochen K o c h

Offenbach – „Volles Haus, schönes Wetter, dann unsere frühe Führung, eigentlich war alles für ein Fußballfest vorbereitet“, nach zwei Spielminuten hatte Thorsten Judt mit dem Führungstor gegen den 1. FC Köln vor 16446 Zuschauern beste Voraussetzungen für den erhofften Befreiungsschlag im Abstiegskampf der Offenbacher Kickers geschaffen. „Aber“, musste der Kickers-Kapitän nach weiteren 88 Spielminuten eingestehen, „leider stimmte das Ergebnis nicht.“

Nur die 4000 mitgereisten Kölner Fans durften in Feierstimmung („Wir steigen auf“) die Heimreise antreten. Beim OFC-Anhang war schon während des Spiels Tristesse und Ernüchterung eingekehrt. Zu groß war der Leistungsunterschied zwischen dem Aufstiegsaspiranten und dem Abstiegskandidaten. Mit der 1:3-Heimniederlage war der OFC gegen eine um mindestens eine Klasse bessere Kölner Mannschaft noch gut bedient.

Außer dem von Anestis Agritis prächtig vorbereiteten und von Thorsten Judt technisch exzellent erzielten frühen Führungstreffer hatten die Kickers keine weitere Torchance mehr. Dagegen verwerteten die läuferisch, taktisch und individuell klar besseren Kölner nur drei ihrer zwölf klaren Chancen. „Ich habe sehr, sehr viele positive Dinge gesehen. Das war eine überragende Mannschaftsleistung“, schwärmte Kölns Trainer Christoph Daum in den höchsten Tönen von seiner Mannschaft, die erstmals in diesem Jahr wieder einen Aufstiegsplatz eroberte.

Die Kölner traten selbstbewusst mit einem offensiven 4-3-3-System an. „Das war schon überraschend für uns“, musste Kickers-Trainer Jörn Andersen eingestehen, dass er gegen das taktische Konzept seines Kollegen Christoph Daum kein Rezept parat hatte. Obwohl die Kölner im Mittelfeld einen Mann weniger aufboten, erspielten sie sich in diesem Bereich das entscheidende Übergewicht durch überragende Laufarbeit und Spielintelligenz von Antar und Broich. Zumal auf OFC-Seite Oualid Mokhtari und Ricardo Sousa nicht nur schwach spielten, sondern bei den Toren eins (Sousa verliert Kopfballduell gegen Antar) und drei (Mokhtaris unnötiges Dribbling) entscheidende Unterstützung lieferten. Da passt es ins Bild, dass auch dem zweiten Kölner Tor durch Helmes ein Fehler von Moses Sichone vorausging, der einen Befreiungsschlag falsch einschätzte. „Einige haben neben ihren Schuhen gestanden“, sagte Andersen und meinte, ohne Namen zu nennen, vorrangig seine Offensivspieler.

Während die drei Kölner Stürmer permanent Torgefahr ausstrahlten, fand bei den Kickers kein Offensivspiel statt. „Uns ist nach vorne nicht viel gelungen“, sagte Andersen, der die erste Heimniederlage seiner Amtszeit geahnt hatte. „Wir hatten die ganze Woche Probleme“, verwies er auf die Verletzungen bei Sousa (Leiste und Infekt), Wörle (Magenbeschwerden) und Sichone (Grippe) sowie die Sperre von Bancé. „Das soll keine Entschuldigung sein, aber Kickers Offenbach kann so etwas nicht wegstecken.“ Es war schon Verzweiflung, dass Andersen nach einer Stunde Manuel Hornig in den Sturm einwechselte, in der Hoffnung, der kopfballstarke Abwehrspieler könnte einen Zufallstreffer landen. Aber gestern fehlte der Mannschaft der Wille und der Glaube, dieses Spiel gewinnen zu können. „Da war kein Aufbäumen zu spüren“, wunderte sich nicht nur Präsident Dieter Müller über die schwache Vorstellung.