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Aus der Offenbach Post:
Kickers beklagen Fehlentscheidung vor Mainzer Siegtreffer / Andersen: „Wir haben gute Visitenkarte hinterlegt“
Von Jochen K o c h

Mainz – Sie waren nahe dran an der Überraschung, brachten den Tabellenzweiten FSV Mainz 05 schwer in Bedrängnis. Aber am Ende reichte es für die Offenbacher Kickers nicht. Denn gestern hatten die Kickers nicht das Glück, wie beim 2:0-Sieg in der Hinrunde, als die Mainzer ein halbes Dutzend klare Chancen ausließen und drei Punkte verschenkten. Diesmal waren es die Offenbacher, die in der ersten halben Stunde ihre beeindruckende Vorstellung nicht in Zählbares verwerteten. Wer vier klare Chancen gegen einen sichtlich verunsicherten Gegner nicht nutzt, der muss damit rechnen, dass sich das rächt. Eine schmerzliche Erfahrung, die die Offenbacher nach dem Siegtreffer zum 1:0 durch Tim Hoogland (53.) einen Punkt kostete.

Dass die Kickers mit Christian Müller, Ricardo Sousa und Thorsten Judt drei Spieler vom 4:3-Sieg gegen St. Pauli ersetzen mussten, fiel lange Zeit nicht auf. Trainer Jörn Andersen hatte sich im Mittelfeld für die defensivere Variante mit Adebowale Ogungbure und Thomas Wörle entschieden, doch die Gäste waren im ausverkauften Bruchweg-Stadion alles andere als zurückhaltend. Von Beginn an beherrschten die lauf- und kampfstarken Kickers das Spiel. Gute Raumaufteilung, schnelles Umschalten, konsequentes Zweikampfverhalten. „Wir haben eine gute Visitenkarte hinterlegt“, sagte Andersen und wurde von Jürgen Klopp bestätigt. Der Mainzer Trainer sah „eine starke Offenbacher Mannschaft.“ Einziges Manko: Aristide Bancé, Suat Türker und Oualid Mokhtari vergaben klare Chancen. Als die Mainzer mit einer Serie von Standards ab der 30. Minute ins Spiel fanden, verhinderten Bastian Pinske, der zweimal auf der Linie klärte, und Cesar Thier einen Rückstand.

Das entscheidende Tor setzte die Serie von umstrittenen Schiedsrichter-Entscheidungen in Kickers-Spielen fort. Im Zweikampf mit Niko Bungert hatte der Mainzer Srdjan Baljak den Ball ins Aus bugsiert, doch Schiedsrichter Hartmann und der auf gleicher Höhe postierte Assistent entschieden auf Eckball. „Das verstehe ich nicht, das war doch niemals eine Ecke. Der Assistent steht zehn Meter daneben und sieht es nicht“ schimpfte Bungert und war überzeugt: „Ohne diese Fehlentscheidung hätten wir zu Null gespielt.“

So aber stimmte wieder einmal bei einem Standard die Zuordnung nicht. Tim Hoogland stupste Bungert beiseite, Cesar Thier kam nicht entschlossen aus dem Tor und der Mainzer köpfte ins Netz (53.). Und noch einmal fühlten die Kickers sich durch den Schiedsrichter benachteiligt, als der Mainzer Rose den Ball und Durchbruch von Benjamin Baier im Strafraum mit der Hand blockte. „Das war klares Handspiel“, forderte Baier vergeblich einen Elfmeter (68.).

Die Kickers versuchten viel nach vorne, liefen sich aber immer wieder fest und waren in der Offensive zu harmlos. Die Mainzer konnten zahlreiche Konter inszenieren, überboten sich aber an Ungeschicklichkeit.

Der Ärger über die Niederlage hielt sich in Grenzen. „Die Mannschaft lebt, steht kompakt und spielt taktisch gut. Das ist kein Vergleich mehr mit den Niederlagen in Mönchengladbach und Aue“, konstatierte Andersen einen Aufwärtstrend, der sich jetzt auch in der Tabelle auswirken soll. „Unser Ziel waren sechs Punkte aus drei Spielen. Jetzt müssen wir eben gegen Jena und Kaiserslautern den vollen Pott holen.“