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Aus der Frankfurter Rundschau:
Nach durchwachsenem Debüt ist OFC-Neuzugang Ricardo Sousa heute in Aue besonders gefragt
VON ANDREAS HUNZINGER

Nein, optimal ist sein Einstand nicht verlaufen. Das weiß Ricardo Sousa genau. Schließlich ist der vor neun Tagen verpflichtete Spielmacher des Fußball-Zweitligisten Kickers Offenbach kein Fantast. Der Portugiese ist eher ein Mann der leisen Töne, mit einem gesunden Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten zwar, aber ohne den Hang zur Selbstüberschätzung.

So lebt der 29 Jahre alte Mittelfeldstratege seit dem vergangenen Sonntag in dem Bewusstsein, dass der erste Auftritt im neuen Trikot im Ansatz in Ordnung war, aber durchaus noch Möglichkeiten der Steigerung bietet. „Fürs erste Spiel war es gut“, sagt Sousa in südländisch gefärbtem Englisch. Vor allem angesichts der „schwierigen Woche“, die er vor seinem Debüt gegen den SC Paderborn hinter sich zu bringen hatte. Am Dienstag vergangener Woche hatte er mehrfach mit den Verantwortlichen des zyprischen Erstligisten Omonia Nikosia verhandeln müssen, ehe sie ihn am Abend schließlich aus seinem Vertrag entließen. In der Nacht nach Deutschland gereist, kam Sousa mittwochs hundemüde in Offenbach an, um nach nur drei Tagen in neuer Umgebung gegen Paderborn aufzulaufen.

Dass nach so kurzer Zeit noch nicht alles reibungslos laufen kann, versteht sich von selbst. „Ricardo kam noch nicht so ins Spiel“, sagt denn auch OFC-Trainer Jörn Andersen über das Debüt des einstigen Erstligaprofis von Hannover 96. Das sei jedoch normal, „er war schließlich erst drei Tage da“.

Gleichwohl deutete der 1,75 Meter große Linksfuß an, weswegen ihn die Kickers verpflichtet haben. Mancher kluge Pass offenbarte Sousas Übersicht und Technik, bei Freistößen und Ecken ließ er seine Schussgenauigkeit aufblitzen. Auch läuferisch, sagt Sousa, sei er zufrieden gewesen, „nur in den letzten fünf Minuten hatte ich Wadenkrämpfe“. Dass die Partie phasenweise an ihm vorbei lief, weiß er. Die Wettkampfhärte fehle halt noch, sagt Sousa, der sein Steigerungspotenzial auf „30 bis 40 Prozent“ beziffert. Den Rückstand, der einer Leistenoperation im vergangenen Herbst und der deshalb fehlenden Spielpraxis geschuldet ist, glaubt Sousa aber schnell aufholen zu können.

Einst bester Mittelfeldakteur

Andersen hat da keine Zweifel. Auch nicht daran, dass der Mann, der als Spielmacher von Boavista Porto in der Saison 2003/04 15 Tore erzielte und vor einem gewissen Deco (heute ein Superstar beim FC Barcelona) zum besten Mittelfeldakteur in Portugal gewählt wurde, der richtige für den OFC ist. „Ricardo wird ein wichtiger Spieler für uns werden“, sagt der Offenbacher Coach.

Deswegen wird er auch im heutigen Auswärtsspiel der Kickers bei Erzgebirge Aue auflaufen. Für Sousa wird die Partie bei den Sachsen zum Härtetest. Gerade auswärts, wo die Kickers in der laufenden Runde bislang vier magere Pünktchen gesammelt haben, ist der Spielmacher gefragt.