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Aus der Frankfurter Rundschau:
Die Schlappe von Mönchengladbach führt OFC-Trainer Jörn Andersen die Schwere seiner Aufgabe vor Augen
VON ANDREAS HUNZINGER

Gestern Nachmittag weilte Jörn Andersen im Breisgau. Dort verfolgte der neue Trainer der Offenbacher Kickers die Partie der Zweiten Fußball-Bundesliga zwischen dem SC Freiburg und 1860 München. Die Erkenntnisse, die der 44 Jahre alte Norweger über den kommenden Gegner des OFC beim 2:2 der Gastgeber gewann, waren die bekannten. Freiburg, so Andersen, sei eine „spielerisch gute Mannschaft“, reagiere allerdings anfällig, „wenn man körperlich dagegenhält“.

Wenn der SC am Sonntag am Bieberer Berg vorstellig wird, will Andersen seine Mannschaft genau darauf eingestellt haben – der fußballerischen Überlegenheit des Tabellenzweiten mit physischer Präsenz zu begegnen. „Denn dann bekommt Freiburg Probleme“, sagt der Kickers-Coach.

So schlüssig Andersens Strategie klingt, so fraglich ist doch, ob sie der OFC in der momentanen Verfassung umsetzen kann. Der jüngste Auftritt am vergangenen Freitag beim Tabellenführer Borussia Mönchengladbach war jedenfalls nicht gerade dazu angetan, in dieser Hinsicht über Gebühr optimistisch zu sein. Zwar monierte ein nach Spielende sichtlich verärgerter OFC-Trainer zuvorderst, „dass wir im Vorwärtsgang zu viele Fehler gemacht haben“ und seine Spieler in der Offensive „giftiger sein“ müssten. Aber Andersen war auch aufgefallen, dass sein Team in Mönchengladbach in der Zweikampfführung erhebliche Defizite offenbarte. „Wir sind nur hinterhergelaufen“, sagte Andersen im Rückblick, aber just gegen spielerisch stärkere Kontrahenten wie Mönchengladbach oder eben den nächsten Gegner Freiburg müsse man „körperbetonter spielen“.

Die Gründe für die blutleere Vorstellung seiner Mannschaft im Borussia-Park liegen für den ehemaligen Bundesliga-Torschützenkönig in „vielen kleinen Dingen“. Zum einen sei sein Team aufgrund der Negativserie von acht Spielen ohne Sieg mit nur drei Punkten verunsichert, zum anderen läge es aber auch „ein bisschen an der Qualität“.

Zudem sei offensichtlich, dass etliche Akteure aufgrund längerer Pausen „noch keinen Rhythmus“ gefunden hätten, so Andersen. Marco Reich im rechten offensiven Mittelfeld, dem für ihn eingewechselten Oualid Mokhtari, Rechtsverteidiger Christian Müller, Daniyel Cimen im zentralen Mittelfeld sowie den beiden Angreifern Suat Türker und Dino Toppmöller merkte man die teilweise wochenlange Abstinenz deutlich an.

Gespräche über Verstärkungen

Am nächsten Wochenende werden die Sechs – auch aufgrund des Testspiels morgen Abend (19 Uhr) beim hessischen Oberligisten Bayern Alzenau – zwar weiter, aber noch nicht topfit sein. Zudem befinden sich die Mittelfeldakteure Thomas Wörle (Grippe) und Adebowale Ogungbure (Hüftprobleme) sowie die Verteidiger Moses Sichone (Rippenverletzung) und Sidney (Knorpelschaden im Knie) noch im Krankenstand. Nicht nur deshalb wird Andersen bald Gespräche mit Sportmanager Michael Dämgen und dem Präsidium über Verstärkungen führen.

Ernüchtert ist Andersen allerdings noch nicht. „Ich wusste, dass es eine schwierige Aufgabe wird“, sagt er. Wie schwierig, das war in Mönchengladbach klar zu sehen.