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Aus der Offenbach Post:
Mittelfeldspieler freut sich auf seinen Lieblingsklub

Von Stefan M o r i t z

Offenbach – Die erste Maßnahme des neuen Kickers-Trainers Jörn Andersen war der Versuch, den Offenbacher Zweitligafußballern mehr Offensivgeist einzuhauchen. Mit mäßigem Erfolg in seinem ersten Spiel, beim 0:0 gegen den SV Wehen Wiesbaden, stellte er das Mittelfeld offensiver, ließ statt mit zwei zentralen defensiven Spielern vor der Abwehr in Rautenformation spielen, mit einem Mann zentral hinter den Spitzen. Für diese Rolle wählte er Stephan Sieger, was eine große Umstellung für den Spieler mit der Nummer 8 bedeutete. Sieger war zwar bemüht, kam aber auf dieser ungewohnten Position nicht gut zurecht. Einige haarsträubende Fehlpässe, falsche Laufwege, eine für den sonst kampfstarken Sieger erschreckend schwache Zweikampfquote (2/11) und die OP-Note 5 waren die Folge.

„Wenn mich der Trainer da hinstellt, versuche ich natürlich, das Beste daraus zu machen. Aber ich komme schon lieber aus der Tiefe, fühle mich in der Rolle zentral defensiv vor der Abwehr am wohlsten“, sagt der 27-Jährige, der sich nicht daran erinnern kann, jemals zuvor im offensiven Mittelfeld zentral hinter den Spitzen gespielt zu haben. Im nächsten Spiel am Freitag (18 Uhr) bei Borussia Mönchengladbach wird es das wohl nicht noch einmal geben. Im jüngsten Testspiel vergangenen Freitag gegen Mainz (1:1) ließ Andersen in 4-2-3-1-Formation spielen, mit Thomas Wörle und Sieger wieder zentral defensiv vor der Abwehr. „Das klappte ganz gut“, fand Sieger, „gerade auswärts könnte das eine Option sein, um kompakt zu stehen und mit offensiven Flügeln dennoch auch nach vorne gefährlich zu sein. Ich weiß zwar noch nicht, wie der Trainer entscheidet, aber ich könnte mir vorstellen, dass wir so auch in Mönchengladbach beim Tabellenführer antreten.“

Insgesamt seien die Ideen und Methoden des neuen Trainers Jörn Andersen sehr gut angekommen bei der Mannschaft, sagt Sieger. „Fußballer wollen ja grundsätzlich immer am liebsten nach vorne spielen und Tore schießen. Das liegt uns ja allen im Blut“, sagt Sieger, „aber das geht natürlich nur gezielt, kontrolliert. Wir dürfen nicht blind anrennen und uns dann auskontern lassen. Gegen Wehen wollten wir da vielleicht zu viel.“

Für Sieger selbst wird das Spiel im Borussia-Park ein ganz besonderes. Von kleinauf ist der gebürtige Bruchsaler Mönchengladbach-Fan. „Mein Vater hat mich mit diesem Virus infiziert“, sagt Sieger, der als Kind in Gladbach-Bettwäsche schlief und oft im Fanblock im inzwischen abgerissenen altehrwürdigem Bökelbergstadion war. Das erste Bundesligaspiel, das er live im Stadion verfolgt hat, war ein Auftritt der Borussia im Frankfurter Waldstadion. Daran allerdings erinnert er sich nicht gerne zurück. am 3. April 1991 erlebte der elfjährige Sieger eine bittere 1:5-Niederlage seiner Lieblinge bei Eintracht Frankfurt.

Übermorgen nun, sechzehneinhalb Jahre später, wird Sieger erstmals gegen seinen Lieblingsklub spielen, erstmals im Borussia-Park vor 25 000 bis 30 000 Zuschauern auflaufen. „Das wird ein ganz besonderes Erlebnis. Dort einmal zu spielen, war immer ein Traum von mir“, sagt Sieger, der vor der Saison als seinen größten Wunsch angegeben hat, das Siegtor für die Kickers in Mönchengladbach zu erzielen. Es wäre sein dritter Saisontreffer, den dann im Stadion auch seine Eltern bejubeln würden. „Sie sind eigentlich immer dabei“, sagt Sieger, „und mein Vater hält dann doch mehr zu mir als zu Mönchengladbach.“