Aus der Offenbach Post:
Kickers seit April daheim unbesiegt, aber Zuschauer murren
Offenbach (joko) – Dass die Offenbacher Kickers kein normaler Verein sind, damit kokettieren die OFC-Verantwortlichen in ihren Marketingstrategien. Alles andere als normal ist derzeit auch die Stimmung auf dem Bieberer Berg. Da steht die Mannschaft auf Platz zehn, hat fünf Punkte Vorsprung auf einen Abstiegsplatz, hat seit April 2007 (2:3 gegen SC Freiburg) kein Heimspiel mehr verloren, doch nach dem 1:1 gegen TuS Koblenz müssen sich Mannschaft und Trainer von einem Teil der Zuschauer Pfiffe und sogar Beschimpfungen anhören.
Die Kritik fokussiert sich auf eine vermeintlich unattraktive Spielweise, die hauptsächlich auf ein kompaktes Defensivspiel ausgerichtet ist. In Zahlen ausgedrückt: In diesen sechs ungeschlagenen Heimspielen haben die Kickers nur acht Tore geschossen. In der 2. Liga haben nur drei Klubs weniger Treffer als der OFC erzielt.
Aber dem kann man auch entgegensetzen, dass nur zwei Mannschaften effektiver als die Kickers spielen. Mit nur elf Toren hat der OFC 14 Punkte geholt. Diese Effizienz wird nur von Freiburg (15 Tore/20 Punkte) und Greuther Fürth (14/18) erreicht.
In der stärksten 2. Liga, die es je gab, seien die Kickers auf Rang 10 gut platziert, verlangt Wolfgang Frank eine realistische Einschätzung der Offenbacher Möglichkeiten, die „eingeschränkter als in Hoffenheim oder Koblenz sind“. Deshalb könne man nicht erwarten, dass „Klubs wie Koblenz einfach so geschlagen werden“. Aber die Diskrepanz zwischen ansehnlichem und erfolgreichem Fußball sorgt in Offenbach für Unzufriedenheit, die nach vier sieglosen Spielen wächst. Ein Umstand, für den die Verantwortlichen wenig Verständnis zeigen. „Wer“, fragt der Trainer, „wer spielt gleichzeitig schönen und erfolgreichen Fußball? Vielleicht die Bayern. Und da macht ein Ausnahmespieler wie Ribery den Unterschied aus. Aber so etwas können wir uns nicht leisten.“
Unterstützung gibt es vom Präsidium. „Wir liegen im Moment absolut im Bereich der Erwartungen und sind mit dem Punktestand absolut zufrieden“, sagt Vizepräsident Thomas Kalt. „Wir liegen mit unserem Etat leider im unteren Drittel, dann können wir doch nicht den Anspruch haben, sportlich im oberen Drittel zu rangieren.“
An der 4-4-2-Taktik, mit zwei defensiv ausgerichteten zentralen Mittelfeldspielern, wird Frank nichts ändern. Es bleibt ihm bei seinem Spielerkader auch keine andere Möglichkeit. Also wird seine Mannschaft auch in Zukunft darauf hinarbeiten, mit großer Leidenschaft und Moral (gegen Koblenz wurde zum ersten Mal in dieser Saison nach einem Rückstand nicht verloren) die spielerischen Vorteile der Konkurrenz auszugleichen. „Wenn alle die Situation realistisch einschätzen und sich damit identifizieren“, glaubt Frank, „dann ist für uns noch mehr möglich.“ Ob jeder die Geduld dazu aufbringt? Die Unzufriedenheit ist immerhin so groß, dass das Präsidium eigens eine Fanveranstaltung zur Beruhigung für den 1. November anberaumt hat.