Seite wählen

Aus der Offenbach Post:
Komplimente vor dem Derby: Wolfgang Frank: „Klopp der ideale Trainertyp“ / Jürgen Klopp: „Frank der Trainer schlechthin“

Offenbach (joko/app) – Unter Jürgen Klopp ist Mainz zum Kultverein geworden, in die Bundesliga aufgestiegen. Aber den Grundstein dafür hat, das sagen auch die Mainzer Verantwortlichen, Wolfgang Frank, gelegt. Dreieinhalb Jahre war Frank Trainer in Mainz, Jürgen Klopp sein Spieler. Am Sonntag kommt es zum Aufeinandertreffen der beiden Freunde. Die Offenbacher Kickers erwarten um 14.00 Uhr den Tabellendritten, können sich mit einem Heimsieg auf einem Aufstiegsplatz festsetzen. Gestern waren fast 16000 Karten für das Rhein-Main-Derby verkauft. Erwartet werden über 20 000 Zuschauer.

Herr Klopp, 1:1 gegen den SC Freiburg mit Gegentor und Tor in der Nachspielzeit – das letzte Mainzer Spiel war an Spannung kaum zu überbieten. Was dürfen wir in Offenbach erwarten?

Jürgen Klopp (Trainer Mainz 05): Ich weiß nicht, ob ich so etwas wie letzten Sonntag immer haben muss. Das war sehr, sehr nervenaufreibend. Wir haben ein ordentliches Spiel gemacht und viele Chancen erarbeitet. Das sorgt für Zuversicht vor dem Derby.

Herr Frank, was wird sich gegenüber dem 1:3 von St. Pauli ändern?

Wolfgang Frank (Trainer Kickers Offenbach): Wir müssen mehr mit dem Kopf spielen. Wichtig wird sind, dass wir uns von Anfang an Erfolgserlebnisse holen, das war ja in St. Pauli nicht der fall.

Mit welchen Zielen gehen sie in das Spiel?

Klopp: Wir wollen noch besser spielen, in der Defensive taktisch diszipliniert agieren und nach vorne richtig Gas geben. Fakt ist: Wir treffen in Offenbach auf einen taktisch sensationell geschulten Gegner, der aus dem 4-4-2 überragend gegen den Ball arbeitet. Da muss man sich erst einmal behaupten. Dazu kommt die fantastische Kulisse am Bieberer Berg. Ich rechne mit einer spannenden, reizvollen und schweren Partie für uns.

Frank: Wir wollen von Anfang an totale Präsenz zeigen. Und bei allen Emotionen auch den Kopf einschalten.

Wie oft haben Sie den Gegner beobachtet?

Klopp: Das Spiel in St. Pauli habe ich intensiv am Fernseher beobachtet. Das Spiel gegen Augsburg werde ich mir noch auf DVD anschauen.

Frank: Ich habe Mainz zweimal selbst gesehen, beim 4:1 gegen Mönchengladbach und 1:1 gegen Freiburg. Außerdem haben wir sie zweimal beobachten lassen.

Wie ist Ihr Eindruck vom Gegner?

Klopp: Die Kickers waren in Hamburg die bessere Mannschaft bei außergewöhnlich schlechten Bedingungen. Da mussten sie nicht verlieren.

Frank: Das Problem der Mainzer ist, dass sie die ganz große Stabilität noch nicht haben. Besonders links und rechts haben sie Schwierigkeiten.

Was trauen Sie ihrem Derbyrivalen in dieser Saison zu?

Klopp: Ich traue Mannschaften meines ehemaligen Trainers Wolfgang Frank alles zu. Prognosen über andere Vereine abzugeben, halte ich aber nicht für zulässig.

Frank: Die Mainzer werden vorne dabei sein.

Steigt Mainz 05 auf?

Klopp: Wir versuchen, spektakulären Fußball zu bieten und hoffen, damit erfolgreich zu sein. Aber die 2. Liga ist stark wie selten zuvor. Acht bis zehn Mannschaften hoffen auf den Aufstieg. Wir zählen dazu.

Frank: Das kann ich mir gut vorstellen.

Wie bewerten Sie ihre eigene Mannschaft?

Klopp: Es gibt schlimmere Tabellenregionen als diejenige, in der wir uns zurzeit bewegen. Die Mannschaft hat sich sehr schnell gefunden, jetzt wollen wir uns oben festsetzen.

Frank: Wir sind gut beraten, wenn wir in dieser Liga nur von Spiel zu Spiel schauen.

Herr Klopp, Sie haben in Mainz unter Wolfgang Frank gespielt. Ist das auch deshalb eine besondere Partie für Sie?

Klopp: Wir treffen uns öfter. Treffen mit Wolfgang Frank sind dennoch immer etwas Besonderes.

Welchen Einfluss hatte Wolfgang Frank auf Sie?

Klopp: Er hat mich von allen Trainern am meisten geprägt. Nicht nur auf dem Platz, sondern auch im Umgang mit den Spielern. Ja, er ist der Trainer schlechthin für mich.

Als was sehen Sie ihn heute?

Klopp: Als guten Kollegen, als sehr angenehmen Zeitgenossen. Wir begegnen uns inzwischen freundschaftlich, mit großem Respekt.

Herr Frank, welche Erfahrungen haben Sie mit dem Spieler Jürgen Klopp gemacht?

Frank: Eigentlich nur gute. Er war ein Teamplayer, damals schon unheimlich neugierig, wollte alles über Systeme und Taktik wissen. Ein intelligenter Kerl, der schon als Spieler sehr emotional sein konnte.

Sie schmunzeln, warum?

Frank: Einmal musste ich ihn im Training nach Hause schicken, weil er zu emotional war. Aber wir haben das sofort geklärt.

Als was sehen Sie ihn heute?

Frank: Als Trainertyp, der alles verkörpert, was du haben musst. Seine Menschenführung und Außendarstellung, das ist die ideale Kombination.

Am Sonntag sind Sie Gegner…

Klopp: Ich freue mich wie immer riesig, ihn zu sehen, will aber die drei Punkte.

Frank: Ich werde ihn in den Arm nehmen und ihm ins Ohr flüstern: Heute kriegst du was auf die Backe. Spaß beiseite. Es wird zwischen uns entspannt zugehen. Wir werden uns bestimmt nicht beschimpfen und nachher genauso gut verstehen.

Ihr Tipp für das Spiel?

Klopp: Ich tippe nicht, dass wir in Offenbach gewinnen, weiß aber, dass wir alles dafür tun werden.

Frank: Wir gewinnen 1:0 durch ein Tor kurz vor Schluss. Und diesmal pfeift der Schiedsrichter früher ab als am Sonntag in Mainz.