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Aus der Frankfurter Rundschau:
OFC-Verteidiger Sidney versucht, seinen katastrophalen Fehler gegen St. Pauli zu vergessen
VON ANDREAS HUNZINGER

Sidney Santos di Brito senkt für einen kurzen Moment den Blick, als er auf die fragliche Szene angesprochen wird. „Das passiert halt“, sagt der linke Verteidiger des Fußball-Zweitligisten Kickers Offenbach zu jener Situation in der dritten Minute des Auswärtsspiels am vergangenen Freitag beim FC St. Pauli, in der er mit einem sinnlosen Querpass-Lob das Gegentor zum 0:1 verschuldet hatte. Sekundenbruchteile später schaut der Brasilianer, den alle nur Sidney rufen, wieder auf und sagt mit fester Stimme. „Alle haben Fehler gemacht.“ Sicher, seiner sei krass gewesen und habe zu einem Gegentor geführt. Aber Sidney, dessen Lapsus harsche Kritik von OFC-Trainer Wolfgang Frank provoziert hatte, sieht sich nicht als Sündenbock für die Niederlage der Kickers am Millerntor.

Dann winkt er ab, und die unmissverständliche Handbewegung soll dokumentieren, dass er seinen Schnitzer in die hinterste Ecke seines Gehirns verdrängt hat. Am Freitagabend unmittelbar nach dem Spiel sowie am Samstag, sagt Sidney, „habe ich mir große Gedanken gemacht“. Aber seit Beginn dieser Woche denkt der 1,78 Meter große und 76 Kilogramm schwere Abwehrspieler nicht mehr an jene dritte Minute von St. Pauli. „Wir müssen uns auf Mainz 05 konzentrieren“, sagt Sidney mit Blick auf die bevorstehende Aufgabe am kommenden Sonntag, wenn der Erstligaabsteiger und Aufstiegsanwärter am Bieberer Berg zu Gast ist.

Dann will der in Pernambuco an der Ostküste Brasiliens geborene Kicker alle Anstrengungen unternehmen, dass der OFC durch einen Sieg weiter im Vorderfeld der Tabelle bleibt und er Wiedergutmachung für seinen Fehler betreiben kann. Am besten mit einer Topleistung.

Denn wenngleich der Neuzugang von Energie Cottbus, der seit 2001 in Deutschland spielt und vor seiner Zeit in Cottbus beim VfL Osnabrück und Rot-Weiss Essen aktiv war, mit seinen bisherigen Darbietungen im Prinzip zufrieden ist, lebt er in dem Bewusstsein, dass seine Möglichkeiten noch nicht ausgereizt sind. „Ich muss noch mehr machen“, sagt der 27-Jährige, und wer den stämmigen Linksfuß beobachtet, kann das bestätigen. Defensiv solide, kommen Sidneys technische Qualitäten sowie seine Fähigkeiten, präzise zu flanken und hart zu schießen, bislang nur selten zum Vorschein. Im Training lässt er sie immer wieder aufblitzen, überzeugt mit kernigen Schüssen und punktgenauen Pässen.

Traum von der Rückkehr
Sidney, dem manche einen leichten Hang zur Bequemlichkeit nachsagen, weiß, dass er noch mehr bringen muss. Erstens, weil er die Möglichkeiten dazu besitzt. Zweitens, weil der Mann, der als persönliche Vorbilder seine berühmten Landsleute Zé Roberto (Bayern München) und Serginho (AC Mailand) bezeichnet, eine Rückkehr in die erste Liga noch nicht abgehakt hat. Ein Spiel, das erste der vergangenen Saison für Cottbus, hat er bestreiten dürfen, ein paar mehr sollen es noch sein.

Doch das ist Zukunftsmusik. Sidney steht bis erst einmal bis 2009 in Offenbach unter Vertrag, und somit gelte „alle Konzentration“ dem OFC und dessen sportlichen Vorankommen. Sidney sagt bewusst „alle Konzentration“. Denn, verspricht er, ein Fehler, wie der in St. Pauli, der soll ihm dort „das letzte Mal“ passiert sein.