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Aus der Offenbach Post:
Erleichterung und Showeinlage nach 4:0-Sieg in Sandhausen / 112000 Euro für Einzug in die 2. Pokalrunde

Von Jochen K o c h

Sandhausen – Na also, es geht doch noch. Nach der katastrophalen Rückrunde der letzten Saison und dem Umbruch in der Mannschaft haben die Offenbacher Kickers gleich im ersten Pflichtspiel der neuen Saison ein Ausrufezeichen gesetzt. Das 4:0 beim SV Sandhausen hat dem OFC nicht nur 112 000 Euro für den Einzug in die 2. Pokalrunde beschert, sondern auch die zwischenzeitlich angespannte Beziehung zwischen Fans und Mannschaft wieder zum Positiven reguliert. „Der Funke ist wieder übergesprungen. Das war ganz wichtig, dass wir die Fans wieder auf unsere Seite geholt haben, die mussten ja in der Vergangenheit einiges mitmachen“, sagte Mittelfeldspieler Stephan Sieger.

Wie groß die Erleichterung über den Sieg beim Regionalligisten war, zeigten die Spieler nach dem Schlusspfiff, als sie vor den über 2000 mitgereisten OFC-Fans eine Tanzeinlage boten. Moses Sichone war der Vortänzer und alle Spieler, auch die Ersatzspieler, waren bei der Show dabei. „Wir hatten uns das vorher ausgedacht und im Training zweimal geübt. Wir müssen den Fans einfach etwas Positives zurückgeben“, kündigte Sichone für jeden Sieg eine Wiederholung an.

Überbewerten wollte den hohen Sieg aber niemand. Denn das Ergebnis täuscht über den Spielverlauf, fiel zu hoch aus. Die Kickers waren zwar besser als der Regionalligist, spielten strukturierter, geordneter. Doch der entscheidende Unterschied war die Chancenauswertung. Die lag beim OFC fast bei 100 Prozent. In einer starken Anfangsphase sorgte Anestis Agritis für das verdiente 1:0. Dann spielte der OFC zu nachlässig und hatte Glück, dass ausgerechnet der übereifrige Alf Mintzel die Riesenchance zum Ausgleich vergab.

„Ergebnis war extrem“

In der 21. Minute lief der Ex-Offenbacher ganz allein auf Cesar Thier zu, doch der OFC-Torwart wehrte den Schuss glänzend ab. „Das Glück muss man manchmal erzwingen“, meinte OFC-Trainer Wolfgang Frank.

Die Kickers bekamen das Spiel dann lange nicht mehr in den Griff. Die Abwehr stand zwar im Zentrum sicher, doch die Außenverteidiger Müller und Sidney hatten bisweilen erhebliche Probleme. Im Spielaufbau brachten viele lange und damit unkontrollierte Bälle nach vorne nicht die erhoffte Sicherheit und Spielkontrolle. Ein großer Unterschied zwischen Zweitligist und Regionalligist war lange Zeit nicht zu sehen.

Das änderte sich erst mit dem 2:0, das symptomatisch für dieses Spiel war. Der Sandhausener Brechtel vermurkste an der Offenbacher Grundlinie eine Flanke, mit dem Konter über Agritis und Toppmöller machte Oualid Mokhtari mit dem 2:0 alles klar (71.). Dann begann das Schaulaufen der Kickers. Höhepunkt war das 3:0, das Judt mit einem Hackentrick einleitete, Pinske flankte und Toppmöller traf.

„In der Höhe war das Ergebnis schon extrem“, rückte auch Frank das 4:0 zurecht. Der Trainer warnte davor, diesen Sieg – der höchste seit dem 4:0 in Saarbrücken im Mai 2006 und der erste ohne Gegentor seit Dezember 2006 – als Maßstab für die 2. Liga zu nehmen. Aber mit dem 4:0 haben die Kickers die Ungewissheit, wo man vor dem Saisonstart steht, ob die Form stimmt, ob die neuen Spieler (drei standen in der Anfangsformation, zwei wurden eingewechselt) integriert sind, in Sicherheit und Selbstbewusstsein umgewandelt. „Man geht doch immer etwas unsicher in eine neue Saison. Vieles wurde in Frage gestellt. Aber mit dem 4:0 haben wir auf dem Platz eine gute Antwort gegeben“, sieht der neue Kapitän Thorsten Judt die Kickers auf dem richtigen Weg.