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Aus der Frankfurter Rundschau:
Offenbacher Kickers siegen am Ende souverän in Sandhausen und feiern mit schmissiger Aerobic-Einlage
VON ANDREAS HUNZINGER

Oualid Mokhtari konnte es kaum abwarten. Die Pokalpartie beim SV Sandhausen war erst wenige Sekunden beendet, da stürmte der Mittelfeldspieler des Fußball-Zweitligisten Kickers Offenbach bereits vor den Block, in dem die Fans des OFC auf die Sieger warteten. Mokhtari winkte eilig seine Kollegen herbei, die ihm auch sogleich folgten, um den klaren 4:0 (1:0)-Erfolg beim Regionalligisten mit einer ganz speziellen Darbietung zu feiern. Instruiert von Innenverteidiger Moses Sichone führten die OFC-Akteure eine schmissige Aerobic-Einlage auf und wurden dafür von ihren Anhängern mit tosendem Applaus bedacht.

Die Tanzeinlage war indes auch Ausdruck der kollektiven Erleichterung, die sich aller Offenbacher bemächtigt hatte. Nach durchwachsenen Leistungen in der Vorbereitung und eingedenk der desaströsen Rückrunde der vergangenen Saison, an deren Ende der mächtig erzitterte Klassenerhalt stand, waren Trainer Wolfgang Frank und seine Jungs von den Fans mit einiger Skepsis betrachtet worden. Da tat es den OFC-Spielern gut, die undankbare Aufgabe beim Drittliganeuling nicht nur erfolgreich gelöst, sondern mit dem deutlichen Resultat auch ein Ausrufezeichen gesetzt zu haben. „Besser kann es nicht laufen“, sagte Mokhtari denn auch, während der neue Kapitän Thorsten Judt der Meinung war, dass der OFC „die richtige Antwort“ auf die ihm entgegengebrachte Skepsis gegeben habe.

Gleichwohl räumte der 36 Jahre alte Routinier ein, „dass das natürlich noch kein perfektes Spiel war“. In der Tat hatte der OFC nach einer souveränen Anfangsphase, in der Angreifer Anestis Agritis zum 1:0 getroffen hatte (20.), lange Zeit nicht mehr getan, als den Vorsprung zu verwalten.

Da die bemühten, aber fußballerisch limitierten Sandhausener außer einer Großchance des Ex-Offenbacher Alf Mintzel, der frei vor Kickers-Torhüter Cesar Thier scheiterte (26.), den OFC nie in Bedrängnis bringen konnten, war die Begegnung mit dem 2:0 durch Mokhtari (70.) entschieden. Dino Toppmöller (80.) und Stephan Sieger (90., Foulelfmeter/der eingewechselte Denis Epstein war von Christian Beisel gelegt worden) legten in der Endphase noch zwei Treffer nach und sorgten für ein Ergebnis, „das am Ende sicher zu deutlich war“, wie auch Trainer Frank zugeben musste.

Beifall bei Saisoneröffnung

Aber dem OFC-Coach war es natürlich recht: „Ich hin froh, dass wir die Sache so geregelt haben.“ Denn nun hat die Mannschaft bei den Fans erst mal wieder etwas mehr Kredit. Wie sich auch bei der gestrigen offiziellen Saisoneröffnung zeigte, als Frank und seine Spieler mit viel Beifall bedacht wurden. Und gerade rechtzeitig vor dem Auftakt zur neuen Saison in der zweiten Bundesliga, der den OFC am kommenden Sonntag zum SC Paderborn führt, hat der klare Sieg das Selbstvertrauen gestärkt. Abgesehen davon, dass der Einzug in die zweite Runde zusätzliche 112 000 Euro plus Zuschauereinnahmen in die Kasse spült „und wir wieder die Chance haben, im Pokal weiteres Renommee zu erlangen“, so Vizepräsident Thomas Kalt.

Die Spieler werden es ähnlich gesehen haben. Jedenfalls ließ die kindliche Freude, mit der sie ihre Aerobic-Einlage vorführten, erkennen, wie wichtig dieser Erfolg für die Offenbacher Seele war.