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Aus der Frankfurter Rundschau:
Sichone reizt beim Zweitligisten Kickers Offenbach auch die Aufgabe, ein junges Team zum Erfolg zu führen
VON ANDREAS HUNZINGER

Eine der Vorgaben von Wolfgang Frank an seine Mannschaft für die neue Saison lautet: „Ich will weniger Fehler haben als letztes Jahr.“ Der Mann, der unter anderem dafür verantwortlich sein soll, dass der Wunsch des Trainers des Fußball-Zweitligisten Kickers Offenbach in Erfüllung geht, heißt Moses Sichone. Der Innenverteidiger aus Sambia, den der OFC vom Erstligaabsteiger Alemannia Aachen an den Bieberer Berg lotste, ist von Frank dazu auserkoren worden, „für mehr Stabilität“ in der in der vergangenen Saison reichlich wackeligen Hintermannschaft der Kickers (59 Gegentore) zu sorgen. Mehr noch: Der 30 Jahre alte Afrikaner soll gerade seinen jüngeren Offenbacher Kollegen „professionelles Verhalten vorleben“, so der OFC-Coach, der von Sichone erwartet: „Er muss eine Vorbildfunktion übernehmen.“

Nun ist es nicht so, dass der prominenteste Neuzugang des OFC für eine tragende Rolle nicht ausreichend Qualitäten besäße. Im Gegenteil: Sichone ist eigentlich ein Verteidiger von Erstligaformat: schnell, kopfball- und zweikampfstark, zudem verfügt er über ausreichend fußballerische Möglichkeiten, um aus der Abwehr heraus das Offensivspiel anzukurbeln.

Kritiker gab’s immer

Doch der 1,87 Meter große und 81 Kilogramm schwere Defensivspieler hat sich seit seinem Wechsel 1999 vom sambischen Erstligisten Nchanga Rangers zum damaligen Bundesligisten 1. FC Köln auch den zweifelhaften Ruf erworben, bei allem Vermögen ein Bruder Leichtfuß zu sein. Sichone, so sagen seine Kritiker, neige zum Leichtsinn. Sowohl in Köln als auch in Aachen patzte er in regelmäßigen Abständen. Dann wieder stürzte er sich vor dem eigenen Strafraum in waghalsige Dribblings und übertrieb dabei oftmals das Risiko. Mit dem Resultat, dass es immer wieder mal Gegentore für sein Team setzte. Sichone kennt diese Vorwürfe. Doch sie fechten ihn nicht an. „Man muss Kritik natürlich annehmen“, sagt der 42-fache Nationalspieler Sambias. „Und es gibt immer etwas, das man besser machen kann.“ Doch die ewigen Verweise auf seinen Hang zum Leichtsinn nerven ihn. Mit einer abfälligen Handbewegung demonstriert Sichone, was er davon hält. „Die können quatschen, was sie wollen“, sagt der athletische Verteidiger. Er konzentriere sich ausnahmslos auf seine neue Aufgabe in Offenbach.

Die geht der Routinier, der für Köln und Aachen insgesamt 83 Erstliga- und 107 Zweitligaspiele bestritt, zuversichtlich an. Er glaube, dass der OFC „eine gute Saison“ spielen werde, auf eine Platzierung will sich Sichone aber nicht festlegen. „Das mache ich nicht gerne“, sagt er. „Wenn wir eine gute Runde spielen, kommt der entsprechende Tabellenplatz von ganz alleine.“ Er habe bisher jedenfalls nicht bereut, nach Offenbach gegangen zu sein.

Den Entschluss, trotz Anfragen aus der ersten Liga zu einem Zweitligaklub zu gehen, der in der vergangenen Saison mit Mühe und Not den Abstieg verhindert hat, begründet er mit dem beharrlichen Bemühen der Offenbacher. „Der OFC hat großes Interesse an mir gezeigt“, sagt Sichone. Das intensive Werben habe ihn sehr beeindruckt, ebenso habe ihn der Auftrag von Trainer Frank gereizt, als erfahrener Mann eine junge Mannschaft führen zu sollen. Nun will Sichone seinen Teil dazu beitragen, dass der gewünschte Erfolg eintritt und des Trainers Forderung nach mehr Stabilität in der Defensive erfüllt wird.

Sichone, der in Offenbach einen Vertrag bis 2009 unterschrieben hat, ist überzeugt davon, „dass ich der Mannschaft helfen kann“. In der Vorbereitung laufe es jedenfalls „ganz gut“, auch wenn der potenzielle neue Abwehrchef des OFC noch leichte Probleme an der rechten Patellasehne hat. „Ist aber nicht so schlimm“, sagt Sichone. Die Saison kann kommen.