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Trainer des Zweitligisten Kickers Offenbach fordert Hingabe und hat diesbezüglich bei einigen Spielern seine Zweifel
VON ANDREAS HUNZINGER
(Quelle: fr-online.de)

Seit gestern hat sich die Lage der Offenbacher Kickers im Abstiegskampf der Zweiten Fußball-Bundesliga wieder verschärft. Das hing nur indirekt mit der Leistung des OFC zusammen. Durch einen 1:0-Erfolg beim SC Paderborn verkürzte Carl Zeiss Jena, derzeit auf dem ersten Abstiegsplatz notiert, den Rückstand auf Offenbach auf sechs Punkte. Die Kickers wiederum hatten die Vorlage für Jena bereits am Freitagabend geliefert, mit einer leblosen Darbietung, die eine 0:2-Niederlage bei der Spielvereinigung Unterhaching zur Folge hatte.

Nachdem sich die Mannschaft von Trainer Wolfgang Frank durch einen furiosen Zwischenspurt mit sechs Punktspielsiegen in Folge in vermeintlich sichere Tabellengefilde vorgearbeitet hatte, ist der DFB-Pokalsieger von 1970 nach der dritten Schlappe hintereinander wieder „in einer Situation, wo wir nicht hinwollten“, so Frank gestern. Die momentane Lage sei vergleichbar mit der während der Vorrunde, als der OFC am zwölften Spieltag bei Wacker Burghausen 1:4 verloren hatte und auf dem Tiefpunkt angelangt war.

Hatte der OFC-Coach seine Jungs vor Wochenfrist nach dem 0:2 zu Hause gegen Paderborn noch harsch kritisiert, so schlug er gestern vergleichsweise moderate Töne an. In der Sache bleibt der 55-Jährige indes sehr kritisch. Dass sein Team nach dem Zwischenhoch nun wieder so eingebrochen sei, sei typisch für eine Mannschaft, die noch in der Entwicklung sei, so der Offenbacher Coach. Dass die jüngste Negativserie allerdings dem bevorstehenden Pokalderby gegen Eintracht Frankfurt geschuldet ist, glaubt Frank „eher weniger“. Der OFC-Trainer hat zwar erkannt, „dass einige gedanklich nicht so ganz bei der Sache sind“, aber auch, „dass die Teamqualität gelitten hat“. Die Veränderungen im Kader – die Stürmer Sean Dundee und Regís Dorn gingen, in Marco Reich, Anestis Agritis und Torsten Oehrl kamen drei neue Angreifer nach Offenbach – hätten dazu beigetragen, dass sich die Gewichte im Aufgebot verschoben. Das sei aber nicht allein ausschlaggebend. Frank glaubt erkannt zu haben, dass zu viele seiner Akteure „nur an sich denken“ und die Prioritäten nicht im gemeinsamen Erfolg sähen.

Rüffel für Reich

Einen gesonderten Rüffel bekam Marco Reich. Der Ex-Nationalspieler und Neuzugang vom englischen Zweitligisten Crystal Palace, der in Unterhaching nicht eingewechselt wurde, hatte sich laut Frank nach der Partie sehr kritisch über die Leistung seiner Kollegen geäußert. Sehr zum Unmut des Offenbacher Trainers. „Marco hat sich kapital falsch verhalten“, so Frank, „er war selbst im Training passiv und hat die Jungs in die Pfanne gehauen.“ Auch Mittelfeldspieler Markus Kreuz und Verteidiger Ramazan Yildirim, beide schon seit längerem unzufrieden mit ihrer Reservistenrolle, nennt Frank, wenn er davon spricht, dass einige Spieler „anders denken müssen“. Der OFC-Trainer wird seinen Kandidaten in dieser Woche noch einmal deutlich mitteilen, was er verlangt. Und dann, so sagt er, „erwarte ich, dass eine Reaktion kommt“.

Was Frank von seiner Mannschaft sehen will, entspricht exakt dem, was er predigt, seit er vor gut einem Jahr in Offenbach als Trainer antrat: Einsatz, Leidenschaft und totale Identifikation mit dem Team und dem gemeinsamen Ziel. Denn der OFC befindet sich am Scheideweg. Gelingt im Heimspiel am kommenden Freitag gegen die TuS Koblenz die Rückkehr zu den während der Erfolgsserie gezeigten Tugenden, könnte der Trend wieder in Richtung frühzeitige Sicherung des Klassenerhalts laufen. „Ein Sieg gegen Koblenz hat riesige Bedeutung“, sagt Frank nicht umsonst. Gelingt er nicht und spielt der OFC erneut wie in Unterhaching, steht ein hartes Frühjahr bevor.