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Oualid Mokhtari trifft und zahlt das Vertrauen der Kollegen zurück (Quelle: fr-online.de)

Oualid Mokhtari hatte eine neue Dimension der Anspannung erlebt. „Ich war noch nie so nervös wie vor diesem Spiel“, gestand der Mittelfeldspieler der Offenbacher Kickers, als er nach dem Ende der Partie gegen Eintracht Braunschweig auf dem Rasen des Stadions am Bieberer Berg stand und versuchte, der Autogramm- und Erinnerungsfotowünsche ebenso Herr zu werden wie der Umarmungsversuche der OFC-Fans. Die Tragweite der Begegnung und eines eventuellen Scheiterns an der Aufgabe Klassenerhalt hatte dem Marokkaner mit deutschen Pass in den Stunden vor dem Spiel jegliche Ruhe geraubt. „Es stand so viel auf dem Spiel“, sagte der 25-Jährige. Umso größer waren Freude und Erleichterung des Dribblers, als das große Zittern schließlich glücklich beendet und der Klassenerhalt eingetütet war. Nachdem Mokhtari Dienst am Fans geleistet hatte, war er kaum mehr einzufangen.

Dass der wendige und sprintstarke Techniker später so ausgelassen feierte, lag sicher auch daran, dass er entscheidend dazu beigetragen hatte, dass der OFC am Ende das erforderliche Minimalergebnis für die Rettung erzielte. Mokhtari spielte insgesamt zwar nicht so gut wie in den vergangenen Wochen, wirkte angesichts der Nervenbelastung oft ein wenig fahrig, doch er hatte entscheidende Szenen. Die wichtigste war sein Kopfball in der 58. Minute, als er sich nach einer Flanke von Thorsten Judt gegen den fast zwei Meter großen und knapp 100 Kilogramm schweren Braunschweiger Torhüter Thorsten Stuckmann mutig ins Duell geworfen und den Ball per Kopf zum 1:0 ins Netz befördert hatte. Wie von der Tarantel gestochen rannte Mokhtari daraufhin zu Zeugwart Eric Wege, der unter der Wucht der eingesprungenen Umarmung beinahe in die Knie gegangen wäre, ehe er wie Mokhtari in einer Jubeltraube unterging.

„Ich musste heute gut spielen“, sagte Mokhtari nach dem Spiel, seine Teamkollegen hätten ihn in den vergangenen Wochen und Monaten, in denen der sehr talentierte, aber auch wankelmütige Offensivspieler teilweise Bank- und Tribünenhocker war, stets aufgemuntert und ermutigt, sein zweifellos großes Potenzial noch mehr einzubringen. „Die Jungs haben immer gesagt: ,Trau dich, du kannst das‘, “ beschrieb Mokhtari die moralische Unterstützung der Gefährten während der nicht immer leichten Saison. Nun, nachdem Mokhtari in den vergangenen Wochen den Sprung in die Stammelf geschafft hatte, war für ihn der Zeitpunkt gekommen, „der Mannschaft zu helfen“. Dass ihm das gelang, machte den 1,80 großen und 73 Kilogramm schweren Dribbelkünstler froh.

Ob Mokhtari beim OFC eine Zukunft haben wird, ist nicht sicher. Sein Vertrag läuft am 30. Juni aus, Gespräche über eine Verlängerung hat es laut Mokhtari schon gegeben. Die Verantwortlichen hätten ihm mitgeteilt, „dass sie mich gerne behalten wollen“. Er warte jetzt auf ein Angebot der Kickers, dann werde man sehen. Die Chancen auf eine weitere Zusammenarbeit haben sich gestern jedenfalls nicht verschlechtert. hunz