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Kickers Offenbach holt in Köln einen wichtigen Punkt, rutscht aber vor dem Saisonfinale auf einen Abstiegsplatz
VON ANDREAS HUNZINGER (KÖLN) (Quelle: fr-online.de)

Wolfgang Frank hat es immer gesagt. Wahrscheinlich, sagte der Trainer der Offenbacher Kickers, werde der Abstiegskampf in der Zweiten Bundesliga erst am letzten Spieltag entschieden. Nach dem 2:2 (1:0) des OFC am Sonntag beim 1. FC Köln ist die Situation für die Kickers genau so, wie es Frank prohezeit hat. Am kommenden Wochenende wird darüber entschieden, ob die Offenbacher auch in der Saison 2007/2008 Zweitligist sind, oder zwei Jahre nach dem Aufstieg wieder in die Regionalliga müssen. Die Ausgangslage hat sich verschlechtert. Denn wegen des Unterhachinger Sieges gegen Greuther Fürth rangiert Franks Team erstmals seit dem 14. Spieltag wieder auf einem Abstiegsplatz und muss am kommenden Wochenende das Heimspiel gegen den Absteiger Eintracht Braunschweig gewinnen.

Entsprechend schwankte die Stimmung im OFC-Lager nach der Partie in der Kölner Arena. „Jetzt haben wir ein echtes Finale“, sagte beispielsweise Mittelfeldakteur Oualid Mokhtari, „was gibt es Besseres?“ Auch sein Kollege von der linken Mittelfeldseite, Thorsten Judt, der beide Offenbacher Tore vorbereitet hatte, fand, „dass die Ausgangslage nicht so schlecht ist“.

Aber es schwang auch Ärger mit. Ärger über eine vergebene Möglichkeit. „Es war mehr drin“, sagte Dieter Müller, und der Präsident des OFC hatte recht, auch wegen der Großchance von Torsten Oehrl zum 3:2 kurz vor Schuss (88.). Nicht, weil die Kickers das Team von Christoph Daum in Grund und Boden gespielt hätten. Aber nachdem die Kölner in einer stürmischen Anfangsphase durch einen Kopfball von Innenverteidiger Alpay (4.), einen Direktschuss von Nationalstürmer Patrick Helmes (5.) und einen Heber von dessen Sturmkollegen Milivoje Novakovic (6.) drei gute Möglichkeiten ausgelassen hatte, bekam der OFC die Begegnung allmählich unter Kontrolle und ging seinerseits durch ein Kopfballtor von Torjäger Suat Türker in Führung (21.).

Begünstigt wurden die Offenbacher Aussichten durch die Rote Karte für den Kölner Linksverteidiger Fabrice Ehret, der nach einer Grätsche gegen Mokhtari von Schiedsrichter Peter Sippel aus München des Feldes verwiesen wurde (25.). Eine Entscheidung, die Daum „völlig überzogen“ nannte.

Dem OFC war es egal, die Gäste bekamen Oberwasser und hatten kurz nach der Pause durch Dino Toppmöller, der frei vor dem Kölner Ersatzkeeper Thomas Kessler scheiterte, sogar die Großchance zum 2:0 (47.). Binnen zwei Minuten stellten sich die Kickers dann allerdings selbst ein Bein. Zunächst bekamen sie nach einem Eckball den Ball nicht aus der Gefahrenzone und gestatteten Helmes den Direktschuss zum 1:1 (63.), 120 Sekunden später durfte Novakovic frei durchlaufen und OFC-Schlussmann Cesar Thier mit einem Heber zum 2:1 überwinden. „Es ist einfach ärgerlich, wenn du gegen zehn Leute führst und dann in zwei Minuten zwei Tore kriegst“, sagte ein frustrierter Torjäger Türker. „Das verstehe ich nicht. Da muss man hellwach sein.“

Anders als zuletzt gingen die Offenbacher nach den beiden Nackenschlägen jedoch nicht unter, sondern fanden in die Parte zurück. Wie schon beim 1:1 vor Wochenfrist beim FC Augsburg traf der griechische Stürmer Agritis, der nach 55 Minuten den verletzten Türker abgelöst hatte – dieses Mal per Kopf nach einer Ecke von Judt (69.). Der Treffer bescherte dem OFC nicht nur einen wichtigen Punkt, sondern auch die Hoffnung, dass es am nächsten Wochenende noch zum Klassenerhalt reichen kann.

Trainer Frank glaubt jedenfalls daran, dass die Situation für den OFC durchaus komfortabel ist. „Wenn man von unten kommt, ist es besser. Jetzt jagen wir wieder.“ Und das, so Frank, habe ja bereits in der vergangenen Saison geklappt. Es muss aber auch funktionieren, denn sonst dürfte seine Zeit in Offenbach vorüber sein. Präsident Müller ließ in einem Interview durchblicken, dass Frank im Falle des Abstiegs gehen müsse. Auch die Zeit von Sportmanager Michael Dämgen wäre dann wohl abgelaufen.