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Der Speck ist weg

Trotz der verschärften Lage im Abstiegskampf sorgt das 1:1 in Augsburg bei den Offenbacher Kickers für Zuversicht
VON ANDREAS HUNZINGER (Quelle: fr-online.de)

Normalerweise ist Wolfgang Frank kein Trainer, der ständig auf die Konkurrenz schaut. Der Coach der Offenbacher Kickers proklamiert stets die volle und ausschließliche Konzentration auf das eigene Tun und hält nicht viel von den in der Endphase einer Saison üblichen Rechnereien. Gestern aber, das sagte Frank bereits am Samstag, hat er mal nach den Ergebnissen der Konkurrenten im Abstiegskampf der Zweiten Fußball-Bundesliga geschaut. Und was Frank da gegen 15.50 Uhr präsentiert bekam, dürfte den 56 Jahre alten Fußball-Lehrer nicht sonderlich erfreut haben.

Denn nach dem 32. Spieltag steht fest: Die Lage für den OFC ist noch bedrohlicher geworden. Nachdem die Konkurrenz in den vergangenen Wochen oftmals zum für die Kickers rechten Zeitpunkt verloren und damit die anhaltende Talfahrt der Kickers nicht hatte ausnutzen können, spielte sie am Sonntag gegen die Offenbacher. Nach dem Essener Sieg in Fürth und dem Unentschieden von Carl Zeiss in Burghausen rangiert Franks Team nur noch wegen der mehr geschossenen Tore gegenüber dem Aufsteiger aus Thüringen auf dem ersten Nichtabstiegsplatz. Der einstmals komfortable Vorsprung von elf Punkten, den sich die Offenbacher nach der zwischenzeitlichen Siegesserie Ende Januar zu den Abstiegsplätzen erarbeitet hatten, ist damit aufgebraucht.

Trotzdem herrschte am Bieberer Berg nach dem 1:1 beim FC Augsburg Erleichterung. Und zwar darüber, dass der OFC nach den bitteren Niederlagen in Kaiserslautern (0:4) und gegen Freiburg (2:3) im Augsburger Rosenaustadion nach einem Rückstand dieses Mal nicht auseinandergebrochen und durch den Treffer des eingewechselten Anestis Agritis zurückgekommen war. „Wir haben die Dinge, die in diesem Spiel nicht so gelaufen sind, dieses Mal besser verarbeitet“, resümierte Trainer Wolfgang Frank, während auch Torjäger Suat Türker aus der Partie beim heimstarken Aufsteiger mitnahm, „dass die Mannschaft von der Moral her präsent ist“. Deswegen sei der Punkt „überragend wichtig“ (Ersatzkapitän Thomas Wörle) respektive „Gold wert“ (Türker). Doch nicht nur die mentalen Aspekte der Begegnung nähren in Offenbach die Hoffnung, dass der OFC trotz der verschärften Lage die Liga halten kann. „Wir haben wenige Chancen der Augsburger zugelassen“, befand Wörle, und auch Coach Frank hatte festgestellt, „dass die Ordnung wieder da war“. Und deshalb waren viele bei den Kickers gar nicht mal der Ansicht, dass das Unentschieden glücklich zustanden gekommen war. „So viel Glück haben wir nicht gehabt“ betonte Wörle, „das Ergebnis geht vollauf in Ordnung.“

Ein Punkt beim 1. FC Köln ist Pflicht

Und weil dem so ist, glauben sie in Offenbach weiterhin daran, dass das Ziel erreicht wird. Wen man auch fragte, ob der OFC in der kommenden Saison in sein drittes Jahr als Zweitligist seit dem Wiederaufstieg im Jahr 2005 geht, die Aussagen waren identisch. Die Überzeugung sei „absolut“, sagte Wörle. Niko Bungert wiederum sieht in dem Remis von Augsburg zwar nur „einen kleinen Schritt“ in Richtung Ligaverbleib, aber auch der 20 Jahre alte Innenverteidiger ist sich „zu hundert Prozent sicher“, dass der OFC am Ende mindestens Tabellenvierzehnter ist. Wie der Klassenerhalt realisiert werden soll, dafür hat der Benjamin im Team des OFC eine erfrischend einfache Erklärung. „Wir werden unsere Spiele gewinnen, dann lassen wir keinen Zweifel am Klassenerhalt.“ Etwas vorsichtiger drückte sich Suat Türker aus. Nach Ansicht des mit 13 Treffern erfolgreichsten Offenbacher Torschützen muss der OFC in Köln „auf jeden Fall einen Punkt holen“, um das Ringen um dem Klassenerhalt am letzten Spieltag zu Gunsten der Kickers entscheiden zu können.

Türkers Rechnung kann aber auch nicht aufgehen. Und selbst die Bungert-Theorie birgt eine entscheidende Tücke. Unter Umständen reichen Siege im kommenden Auswärtsspiel beim 1. FC Köln sowie am letzten Spieltag zu Hause gegen Absteiger Eintracht Braunschweig nicht mal aus, um in der zweiten Liga zu bleiben. Wenn nämlich Jena beide Spiele gewinnen sollte, dann muss der OFC zusehen, dass er mindestens mit der gleichen Tordifferenz gewinnt wie die Thüringer. Aber darüber wollen sie in Offenbach derzeit nicht nachdenken. Erstmal sind sie froh, dass sie den Negativtrend gestoppt haben. Vielleicht gerade noch rechtzeitig. Vielleicht aber auch nicht.

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