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Stabil instabil

Die abstiegsgefährdeten Offenbacher Kickers laden auch den SC Freiburg zum Toreschießen ein
VON ANDREAS HUNZINGER (Quelle: fr-online.de)

Ein Fußballspiel dauert 90 Minuten, meistens sogar ein wenig länger. Die Basisweisheit dieses Sports verhindert allerdings nicht, dass eine Partie bisweilen binnen eines Bruchteils der angesetzten Spielzeit ihren Lauf nimmt und danach eigentlich beendet werden könnte. Die gestrige Zweitligabegegnung zwischen den Offenbacher Kickers und dem SC Freiburg, die der Gastgeber am Ende mit 2:3 (0:2) verlor, dauerte insgesamt natürlich die obligatorischen eineinhalb Stunden plus Extrazeit, entschied sich aber im Grundsatz in 120 Sekunden.

Man schrieb die 35. Minute der für den akut abstiegsbedrohten OFC so wichtigen Partie, als die Kickers, die bis dahin den Aufstiegsanwärter aus dem Breisgau durch nimmermüden Einsatz und hohe Disziplin erfolgreich an der Entfaltung seiner spielerischen Qualitäten gehindert hatten, sich einen ersten Aussetzer leistete. Kurz zuvor war Innenverteidiger Matej Miljatovic mit einer Rückenverletzung ausgetauscht worden, und weil Mittelfeldspieler und Kapitän Thomas Wörle an die Seite von Niko Bungert rücken musste, fehlte den Gastgebern für kurze Zeit die Orientierung.

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0:2 schon die Vorentscheidung

Das hatte fatale Folgen: Nach einem langen Ball aus der Freiburger Hälfte steuerte zunächst der Freiburger Stürmer Karim Matmour allein auf OFC-Torhüter Cesar Thier zu, der erst glänzend parierte, dann aber gegen den nachsetzenden Winfried Sanou chancenlos war – 1:0. Keine zwei Minuten später war die Begegnung quasi schon gelaufen, weil der OFC – wie schon am vergangenen Spieltag beim 0:4 in Kaiserslautern – binnen kürzester Zeit ein zweites Mal in der Defensive wie ein Hühnerhaufen durcheinander lief und den Gästen endlose Weiten und somit den schnellen Konter nebst erfolgreichem Abschluss zum 2:0 durch Rodar Antar gestattete (37.). „Das war ein Verhalten, das nicht gerade ideal war“, umschrieb OFC-Trainer Wolfgang Frank den Auftritt seiner Spieler bei den ersten beiden Gegentoren zunächst noch moderat, um dann doch etwas schärfer zu werden. „Ich muss der Mannschaft den Vorwurf machen, die Konter zu den ersten beiden Toren zugelassen zu haben“, sagte Frank. Was für ihn um so ärgerlicher war, da sein Team „in der ersten halben Stunde richtig gut mitgehalten“ hatte.

Durch den Zweitore-Rückstand geriet der OFC allerdings in die Verlegenheit, durch erhöhtes Risiko zwangsläufig Raum zum Kontern gewähren zu müssen. Und Freiburg nahm das Angenbot dankend an und verpasste den Kickers Mitte der zweiten Halbzeit mit dem 3:0 durch Sanou – wieder im Anschluss an einen schnellen Konter – den endgültigen Knockout (73.). Kurz zuvor hatte OFC-Torjäger Suat Türker aus kurzer Distanz die Großchance zum 1:2 vergeben (67.). Nach dem 0:3 war allerdings der OFC, obwohl verzweifelt um einen Treffer bemüht, nur mehr ein Spielball des Aufstiegsanwärters. Selbst die zwei späten Tore durch den für den erneut sehr schwachen Ex-Nationalspieler Marco Reich eingewechselten Stürmer Torsten Oehrl (85./90.) sorgten zwar einen kurzen Moment für die Hoffnung, eventuell mit einem Zufallstreffer noch zum Remis kommen zu können, aber Schiedsrichter Manuel Gräfe beendete das Spiel ganz kurz nach Oehrls zweitem Tor und stürzte die Kickers in tiefe Depression.

Zwar wird der DFB-Pokalsieger von 1970 aufgrund der mehr erzielten Tore auch bei einem Sieg von Rot-Weiss Essen heute Abend gegen Hansa Rostock immer noch nicht auf einem Abstiegsplatz gelandet sein, und der Glaube der Mannschaft an den Klassenerhalt „ist nach wie vor groß“, sagte Doppeltorschütze Oehrl hinterher. Aber die Regelmäßigkeit, mit der die Offenbacher ihre Gegner in den vergangenen Wochen zu Toren eingeladen haben, liefert nicht gerade die besten Argumente für übermäßige Zuversicht. „Wir müssen versuchen, die Mannschaft jetzt stabil zu halten“, sagte OFC-Vizepräsident Thomas Kalt später nach der Pressekonferenz. Wieder stabil zu machen, wäre die treffendere Formulierung gewesen.

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