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Aus der Offenbach Post:
Ingolstadt ‐ Für Wolfgang Wolf war es das „beste Spiel meiner Mannschaft, seit ich in Offenbach bin.“ Stefan Leitl, Kapitän des FC Ingolstadt, sprach mit Hochachtung von den Offenbacher Kickers. Von Jochen Koch

„Das war die stärkste Mannschaft der Liga.“ Die Kickers heimsten am Samstag Lob und Anerkennung en masse ein. Zu Recht. Schließlich waren sie im Topspiel der 3. Liga 90 Minuten die bessere Mannschaft. Sie waren mit ihrer taktischen Ordnung und Struktur in Defensive und Offensive überlegen. Obwohl sie am Dienstag das schwere Auswärtsspiel in Kiel bestreiten mussten, waren sie auch läuferisch und konditionell einen Tick besser. Sie dominierten Spiel und Gegner vor allem in der 2. Halbzeit.

Aber, aber, aber! Am Ende hatten die Kickers ihr nach Dresden (4:2) bestes Auswärtsspiel der Saison mit 0:1 verloren. Warum? Weil die Offenbacher derzeit das im Fußball entscheidende nicht auf die Reihe bekommen – Tore schießen. Wolfgang Wolf hat die Defensive sehr gut organisiert, aber noch kein Rezept für die offensiven Probleme gefunden. Die Kickers spielten sich sehr gefällig bis zum Strafraum durch, doch in der „Box“ war es vorbei mit der Herrlichkeit.

Kompliziertes Verhalten vor dem und beim Torschuss

Auffällig das komplizierte Verhalten vor dem und beim Torschuss. „Noch ein Haken, noch ein Querpass, noch ein Rückpass und dann ist es für den Abschluss zu spät oder wir vergeben“, kritisierte Sportmanager Andreas Möller und verlangt, dass „wir einfache Tore machen müssen, wenn‘s sein muss mit der Spitze.“ Wenn es so einfach wäre. So rutschte Steffen Haas bei der größten Chance (20.) beim Schuss aus acht Metern weg. Mirnes Mesic riss tiefe Löcher in die Ingolstädter Abwehr, war nie zu stoppen – hatte aber keinen Torschuss zu verzeichnen. Drei, vier freie Möglichkeiten wurden im letzten Moment abgeblockt. Hat man kein Glück, kommt noch Pech hinzu. So beim nicht gegebenen Elfmeter nach Foul von Pisot an Mesic und beim Kopfball von Alexander Huber in der 90. Minute, den Torwart Sejna an die Latte lenkte.

Zu diesem Zeitpunkt war das Spiel schon auf den Kopf gestellt. Die Ingolstädter hatten eine einzige Unaufmerksamkeit in der 89. Minute zum 1:0 genutzt. Fabian Gerber hatte sich im Zentrum zwischen Haas, Huber und Kopilas davon geschlichen, bekam den Ball von Leitl und beendete mit einem unhaltbaren Schuss aus 14 Metern nach 607 Minuten die Serie ohne Gegentor von Robert Wulnikowski.

„Ein einziges Mal wollten wir zuviel“, haderte Wolf mit dem Übereifer, ohne jedoch Kritik zu üben. „Ich mache der Mannschaft überhaupt keinen Vorwurf. Das war eine hervorragende Leistung. Es gibt Spiele, da weiß man nicht, warum man gewonnen hat, so wie heute Ingolstadt.“ Wofür der Offenbacher Trainer Widerspruch von seinem Kollegen erntete. „Letztlich haben wir das erzwungen, und es war auch verdient“, würdigte Michael Wiesinger die Cleverness bei der einzigen Tormöglichkeit seiner Mannschaft.

Die Kickers sind wieder auf Platz vier zurückgefallen. Die Perspektiven in Richtung Aufstieg sind nicht erfolgversprechend, denn zahlreiche Klubs können durch die Nachholspiele am OFC vorbeiziehen. Dennoch sehen die Verantwortlichen noch Aufstiegschancen. „Wenn wir weiter so auftreten wie heute, können wir es schaffen. Der dritte Platz ist noch drin“, sagt Sportmanager Andreas Möller. So lange Hoffnung besteht, treibt Wolf die Mannschaft an. „Den Klub werden wir jetzt bestimmt nicht abmelden.“ Aber jeder weitere Punktverlust wäre das Aus. „Wir brauchen jetzt eine Serie von drei, vier Siegen am Stück“, verlangt Wolf schier Unmögliches. Denn die Offenbacher haben von den letzten 13 Spielen nur zwei gewonnen.