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Aus der Offenbach Post:
Wiesbaden – Kickers erreichen nach 0:2- und 1:3-Rückstand beim SV Wehen Wiesbaden noch ein verdientes 3:3. Sie waren im Hessenderby gleich zweimal geschlagen – doch nach packenden, turbulenten, dramatischen 90 Minuten überstanden sie auch das siebte Spiel in Folge ungeschlagen. Von Jochen Koch

Wer auswärts bei einem starken SV Wehen Wiesbaden einen 1:3-Rückstand wettmacht, der steht zu Recht an der Tabellenspitze. Auch wenn es eigentlich kein Auswärtsspiel war, denn die knapp 4000 Offenbacher Zuschauer sorgten für eine Stimmung wie auf dem Bieberer Berg.

Der starke David Ulm sorgte mit seinen Treffern zum 2:3 und 3:3 innerhalb von fünf Minuten dafür, dass die Kickers unter dem neuen Trainer Steffen Menze weiter ungeschlagen bleiben. „Es war sicher ein sehr interessantes Spiel, mit vielen Toren, was einem Trainer nicht immer gefällt. Wir wussten um die Stärke der Wehener bei Standards, umso ärgerlicher, dass wir trotzdem dabei zwei Tore bekommen haben. Aber welche Moral und spielerische Klasse die Mannschaft nach dem 1:3 gezeigt hat, das hat mich beeindruckt. Wir haben immer daran geglaubt, dass wir das Spiel drehen können. Insgesamt ist es sicher ein gutes Ergebnis für uns“, erklärte der OFC-Trainer. OFC-Sportmanager Andreas Möller meinte: „Super, dass wir hier nach dem Rückstand noch gepunktet haben. Bei drei Gegentoren auswärts kann man damit nicht unbedingt rechnen.“ Auch der zweifache Torvorbereiter Stefan Zinnow war zufrieden: „Wir haben bewiesen, dass wir ein würdiger Tabellenführer sind.“

Weil die S-Bahnen von Offenbach nach Wiesbaden erhebliche Verspätungen hatten, standen beim Anpfiff noch Hunderte von OFC-Fans vor dem Stadion und verpassten die frühe Führung der Gastgeber. Obwohl die Kickers bei einem Freistoß genügend Zeit hatten, die Gegenspieler zu finden, passte die Zuordnung nicht und Marcel Ziemer konnte im zweiten Versuch, am Boden liegend, den Ball ins Tor bugsieren. Die geschockten Kickers fanden überhaupt nicht ins Spiel, wirkten unkonzentriert. Eine ganze Kette von Fehlern ermöglichte den Hausherren die 2:0-Führung. Wieder nach einem ruhenden Ball. Einen Eckball brachten die Kickers nicht aus der Gefahrenzone, Öztürk passte quer, wo Abwehrspieler Kai Gehring völlig allein gelassen einschoss.

Das Spiel schien schon frühzeitig entschieden, doch jetzt legten die Offenbacher ihre Lethargie ab. Die Signale kamen von Stefan Zinnow und Mirnes Mesic, die mit ihren Soli und ihrem Zusammenspiel die Kickers mit dem 2:1 wieder ins Spiel brachten. Allerdings stand Zinnow bei seinem Querpass auf Mesic, der nur noch ins leere Tor schieben musste, eindeutig im Abseits. Nach dem Anschlusstreffer kam die von den Offenbachern erhoffte Heimspielatmosphäre auf, die rund 4000 OFC-Anhänger schrien die Kickers nach vorne und hatten zweimal den Torschrei auf den Lippen. Doch Marius Laux mit einem Flugkopfball (40.) und Mirnes Mesic freistehend aus zwölf Metern (45.) verfehlten das Tor.

Die Kickers dominierten auch sofort nach der Pause, doch wieder waren die Wehener effektiver. Nach einer Offenbacher Ecke konterten sie perfekt zum 3:1, das Öztürk unhaltbar erzielte. Wieder ein Zwei-Tore-Rückstand, doch sowohl die enthusiastischen Fans als auch die Spieler gaben nicht auf, glaubten noch an die Wende. Und die ließ nicht lange auf sich warten. Es war der rasende Franzose David Ulm, der die Kickers-Fans glücklich machte. Erst köpfte der kleinste Spieler auf dem Rasen das 2:3, dann wurde sein 20-Meter-Schuss abgefälscht und landete zum Ausgleich im Netz.

Fast hätte es am Ende für den Sieg gereicht

Die Kickers waren nun kämpferisch und konditionell im Vorteil, drängten mit Suat Türker als zweiter Spitze auf den Siegtreffer. Und beinahe hätte es auch gereicht, doch Wehens Torwart Domaschke wehrte Türkers Kopfball in der 82. Minute auf der Linie ab, so dass es beim letztendlich gerechten 3:3 blieb.