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Aus der Offenbach Post:
„Auch Türker weiß, nur Leistung zählt“
Kickers-Trainer Boysen: „Sehr positives“ Trainingslager

Von Christian Düncher

Lara – Eine intensive Woche mit zehn Trainingseinheiten und zwei Testspielen (0:0 gegen 1.FC Köln, 2:0 gegen Amkar Perm) liegt hinter den Offenbacher Kickers, die am Samstag aus dem Trainingslager in der Türkei zurückgekehrt sind. OFC-Trainer Hans-Jürgen Boysen zieht Bilanz.

Wie fällt Ihr Fazit des Trainingslagers aus?

Hans-Jürgen Boysen: Sehr positiv. Wir konnten das Programm, das wir uns vorgenommen hatten, gut absolvieren und sind dabei – mit Ausnahme des Nasenbeinbruchs von Nassim Banouas – verletzungsfrei geblieben.

Wo lagen während der Woche die Schwerpunkte?

Ganz klar im spielerischen Bereich. Da haben wir versucht, unsere Philosophie zu verbessern und noch mehr zu verinnerlichen. Der Ball ist tagtäglich gerollt, zumal das davor zu Hause aufgrund der schlechten Witterungsbedingungen zu kurz kam. Dazu haben wir Standards, insbesondere Eckbälle, geübt sowie im taktischen Bereich und am Zweikampfverhalten gearbeitet.

Welche Spieler haben Sie am meisten überrascht?

Es war sehr schön zu sehen, dass die Mannschaft in ihrer Gesamtheit auf sich aufmerksam gemacht hat, so wie das auch in den Testspielen gegen Köln und Amkar Perm zu sehen war. Das Kollektiv hat es daher verdient, an dieser Stelle genannt zu werden.

In Sebastian Rode, Simon Pospischil und Ihrem Sohn Kim-Pascal Boysen waren drei Spieler mit im Trainingslager, die über nur minimale oder gar keine Drittliga-Erfahrung verfügen. Wie hat sich dieses Trio präsentiert?

Das war insgesamt absolut in Ordnung. Die drei haben vor allem gegen den russischen Erstligisten Amkar Perm einen hervorragenden Job gemacht. Unser Ziel muss es sein, sie weiter Stück für Stück an das Niveau der anderen heranzuführen.

Test gegen Lautern II

Sie haben in den zwei Testspielen in Michael Kokocinski, Daniel Damm, Fouad Brighache und Maik Schutzbach insgesamt vier Akteure auf der Position des linken Außenverteidiger eingesetzt. Wer hat Sie dabei am meisten überzeugt?

Ich hatte noch nicht genug Gelegenheiten, um mir da ein abschließendes Bild zu machen. Es stehen ja noch zwei Testspiele an. Stand heute würde ich mich auf dieser Position in keinster Weise festlegen wollen. Ich würde mich freuen, wenn die Ansagen der Spieler so klar wären, dass ich mir die Entscheidung einfach machen könnte.

Sie haben angekündigt, dass am Dienstag beim Testspiel in Bensheim gegen den 1.FC Kaiserslautern II ein Innenverteidiger vorspielen soll. Steht schon fest, wer das sein wird?

Da gibt es Kontakte, das geht hin und her. Aus der 1. Liga wird der Spieler nicht kommen, aus der 2. Liga eher auch nicht. Vermutlich wird es jemand aus der 3. Liga oder der Regionalliga sein.

Einer, der die deutsche Sprache beherrscht?

Auf alle Fälle. Ein Innenverteidiger muss organisieren und sich daher verständigen können. Vor allem, wenn er in der laufenden Saison dazu kommt. Alles andere macht wenig Sinn. So verlangt es jedenfalls meine Philosophie.

Steffen Haas ist nur bis Rundenende von Hoffenheim ausgeliehen. Steigen aufgrund des Hoffenheimer Höhenfluges die Chancen, dass er auch nächste Saison in Offenbach bleibt?

Hoffenheims Trainer Ralf Rangnick ist derjenige, der die Richtung vorgibt. Wenn er sagt, Steffen Haas ist für ihn in der neuen Saison ein Thema, gibt es nicht viel zu diskutieren. Steffen will in seiner Karriere mal in der 1. Liga spielen. Ich denke aber, dass ihm das eine oder andere Lernjahr bei Kickers Offenbach sicherlich gut tut.

Rückkehrer Suat Türker hat während des Trainingslagers seine ersten drei Einheiten absolviert. Welchen Eindruck hat er dabei hinterlassen?

Suat kam nach zehn Tagen Vorbereitung mit dem SC Freiburg zu uns. Er hat gut trainiert, ist aber müde angekommen. Die wichtigste Erkenntnis ist, wie schnell er integriert wurde. Man sieht, dass er sich sofort wohlfühlt. Der gegenseitige Respekt ist absolut vorhanden, zumal Suat drei Jahre auf hohem Niveau gespielt hat.

In Freiburg war Suat Türker zuletzt oft nur Reservist. Befürchten Sie Probleme, wenn er beim OFC nur auf der Bank sitzen würde?

Davon gehe ich nicht aus. Suat ist ein Teamplayer, mit dem ich in Offenbach bereits zweieinhalb Jahre zusammengearbeitet habe. Er weiß, dass bei mir nur die Leistung zählt und hat auch bei mir schon mal auf der Bank gesessen. Wenn er damit nicht leben könnte, wäre er nicht zurückgekommen.

Im Umfeld wurde die These aufgestellt, dass der OFC nur eine Chance auf den Aufstieg hätte, wenn aus den ersten zwei Spielen nach der Winterpause in Burghausen und bei Union Berlin mindestens vier Punkte geholt werden.

Wer so etwas sagt, war beim Rechnen in der Schule schlecht. Auch nach diesen beiden Partien sind noch viele Punkte zu vergeben.

Dennoch: Die schlechte Auswärtsbilanz mit erst einem Sieg spricht nicht unbedingt für den OFC.

Wir haben auswärts keineswegs schlecht gespielt, wollen die Ausbeute nun endlich in das richtige Verhältnis zur Leistung setzen. In der Vorbereitung haben wir damit angefangen: Da haben wir nur auswärts gespielt und eine gute Bilanz vorzuweisen.

Offenbach Post, 26. Januar 2009