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Aus der Offenbach Post:
Kickers erzielen acht von elf Toren nach der Pause / Verdienter 1:0-Sieg gegen harmlose Bremer durch Zinnows Treffer

Von Jochen Koch

Offenbach – Sie müssen nur Geduld haben, die Offenbacher Kickers, dann könnte alles gut werden. Geduld ist in der Stadionfrage angesagt, wo 2009 der Umbau losgehen könnte. Geduld verlangt Trainer Hans-Jürgen Boysen für seine Mannschaft, die nach dem Neuaufbau immer noch in der Entwicklung steckt, aber langsam in Richtung vorderes Tabellendrittel klettert. Geduld müssen auch die Zuschauer zeigen. Elf Tore haben die Kickers in dieser Saison geschossen, acht davon nach der Halbzeitpause, in den zweiten 45 Minuten.

Am Samstag mühten die Kickers sich gegen eine lauf- und kampfstarke, aber insgesamt harmlose Bremer Mannschaft 45 Minuten lang erfolglos ab. Die Bremer hatten nach dem 4:5 gegen den VfB Stuttgart die ganze Konzentration auf eine sichere Defensivleistung gelegt. Mit dem Einsatz von Niklas Andersen, Vater Jörn war aufmerksamer Beobachter, hatten die Bremer eine Innenverteidigung aufgeboten, die keine Torchance für den OFC zuließ. Aber auch die völlig neuformierte Offenbacher Abwehrreihe neutralisierte die Bremer Stürmer Torsten Oehrl (sechs Tore) und Martin Harnik (EM-Teilnehmer für Österreich).

Die Trainer waren sich schon in der Halbzeitpause einig. „Eine Standardsituation wird das Spiel entscheiden“, kündigten Boysen und Thomas Wolter ihren Spielern an. Während die Bremer ihrem Trainer wohl nicht richtig zugehört hatten, waren die Offenbacher erfolgreich. Stefan Zinnow köpfte den Freistoß von Mirnes Mesic aus fünf Metern zum Tor des Tages ins Netz (53.).

Die Bremer verstärkten zwar den Druck nach vorne, kamen aber zu keiner einzigen Torchance gegen die aufmerksamen Offenbacher. Die Kickers hatten natürlich dann den Raum für gefährliche Konter und hätten das Ergebnis höher schrauben müssen. Aber Bremens 19-jähriger Torwart Stefan Mielitz parierte glänzend gegen Tosunoglu, Fröhlich und Pospischil. „Wir haben unsere Führung zwar sehr gut heruntergespielt“, lobte Boysen die intensive und erfolgreiche Arbeit der Defensivkräfte, hätte sich aber mit dem zweiten Tor eine ruhigere Schlussphase gewünscht. „Unsere Konter in den letzten 20 Minuten waren verbesserungsbedürftig, das müssen wir geschickter machen.“

Mit dem souverän, aber nicht glanzvoll herausgespielten Sieg haben die Kickers zum einen den Abstand nach unten auf einen Abstiegsplatz auf sechs Punkte erhöht und gleichzeitig den Kontakt zum vorderen Tabellendrittel (fünf Punkte hinter Platz drei) hergestellt. Sieben Punkte aus den letzten drei Spielen sind zwar Beleg für eine gewisse Konstanz, doch um noch weiter nach vorne zu stoßen, müssen die Schwankungen zwischen Heim- (11 Punkte) und Auswärtsbilanz (zwei Punkte) der jungen Offenbacher Mannschaft austariert werden. Wobei Verantwortliche und Spieler vor einer zu großen Erwartungshaltung warnen. „Man hat den Eindruck, dass schon Unentschieden, wie zuletzt in Aalen, übel genommen werden. Man darf doch nicht vergessen, dass hier eine ganz neue, sehr junge Mannschaft spielt. Viele unserer Spieler sind in der 3. Liga noch gar nicht etabliert“, sagt Stefan Zinnow.

Boysen weiß, dass seine Mannschaft auch in Zukunft noch einigen Schwankungen ausgesetzt sein wird. Zumal die Kickers in den nächsten drei Auswärtsspielen bei den Topteams SC Paderborn (1.), SV Sandhausen (4.) und Fortuna Düsseldorf (5.) nur krasser Außenseiter sind. „Da wird es sehr schwer, eine Siegesserie zu starten“, sagt Boysen. Da es bisher noch nicht mit dem erhofften Auswärtssieg geklappt hat, ahnt Stefan Zinnow: „Man braucht in Offenbach mehr Geduld.“