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Aus der Offenbach Post:
Behäbige Kickers kassieren erste Saisonpleite – 1:2

Von Christian D ü n c h e r

Wuppertal – Auf den guten Start mit fünf Punkten aus drei Spielen und dem Pokalsieg gegen den Zweitligisten Fürth folgte die große Ernüchterung: 1:2 beim Wuppertaler SV – die erste Saisonniederlage für die Offenbacher Kickers in der 3. Liga. Und das ausgerechnet beim bis dahin sieglosen Tabellenvorletzten. Dementsprechend schlecht war auch die Stimmung bei OFC-Trainer Hans-Jürgen Boysen.

Auf der Pressekonferenz nach der Begegnung hatte der 51-Jährige noch gute Miene zur schlechten Leistung gemacht und davon gesprochen, dass man „trotzdem erhobenen Hauptes nach Hause fahren“ könne. Als die Mikrofone aus waren, sprach der Trainer Klartext: „Wahnsinnig geärgert“ habe er sich, sagte Boysen und legte in Richtung seiner Spieler nach: „Der eine oder andere hat nicht verstanden, worum es geht.“ Dabei hatte der Kickers-Coach vor der Partie mehrfach darauf hingewiesen, dass man „den Kampf annehmen“ und „Mike Rietpietsch aus dem Spiel nehmen“ müssen. Beides gelang nicht.

Was sich bereits vergangene Woche beim 1:1 gegen Union Berlin angedeutet hatte, setzte sich nun in Wuppertal fort: Die Kickers haben Probleme mit kompakten und kampfstarken Mannschaften. Auch gegen Wuppertal kam die junge OFC-Truppe mit der Härte des Gegners nicht zurecht und ließ sich von der Gangart, die der WSV – begünstigt durch die schwache Leistung von Schiedsrichter Tino Wenkel (Göttingen) – an den Tag legte, sichtlich beeindrucken. Mit frühem Stören und einer rustikalen Spielweise hielten die Wuppertaler die behäbigen Kickers lange von ihrem Tor fern.

„Wir haben phasenweise einen guten Ball gespielt, vorne hat uns aber die Durchschlagskraft gefehlt“, resümierte Boysen und bemängelte zugleich die Einstellung einiger Spieler: „Ich habe vor dem Spiel gesagt, dass wir gegen so einen Gegner elf Leute auf dem Platz brauchen, die den Fuß nicht wegziehen und die Birne hinhalten. In der ersten Hälfte waren wir aber nur mit achteinhalb Mann auf dem Platz.“ Die Kritik zielte vor allem auf Benjamin Baier, der kaum einen Zweikampf gewann und zur Pause ausgewechselt wurde.

Nach 20 Minuten habe er sich bereits Gedanken über personelle Veränderungen gemacht, sagte Boysen. Als er eine Viertelstunde später die ersten Ersatzspieler zum Warmlaufen schickte, fiel das 1:0 für Wuppertal. Martin Hysky hatte den Ball im eigenen Strafraum bereits sicher und hätte ihn nur aus der Gefahrenzone schlagen müssen. Stattdessen brachte er mit einem ungenauen Zuspiel Michael Kokocinski in die Bredouille, der das Leder an Marco Neppe verlor. Über WSV-Angreifer Tobias Damm landete, der Ball schließlich bei Marcel Reichwein, der Kickers-Torwart Robert Wulnikowski aus fünf Metern keine Chance ließ. „In so einer Szene muss man den Ball so weghauen, dass das Tribünendach wackelt“, ärgerte sich Boysen, der den WSV „gerne noch etwas länger gelockt hätte.“

Nach dem Seitenwechsel spielten die Kickers aggressiver und zielstrebiger. Chancen blieben aber Mangelware. Stattdessen zappelte der Ball wieder im Offenbacher Tor, als ausgerechnet Rietpietsch nach einem Eckball vollkommen frei am langen Pfosten stand und abstaubte (64.). „Das sind Schlafmützigkeiten, die nicht passieren dürfen“, haderte Boysen.

Immerhin: Die Kickers gaben nicht auf, warfen alles nach vorne und kamen durch den zur Pause eingewechselten Tufan Tosunoglu noch zum Anschlusstreffer (68.). Mehr wollte dem OFC allerdings nicht gelingen. „Wir hatten nach der Pause mehr Spielanteile“, so Boysen. „Bei einigen Wuppertaler Kontern haben wir aber nur mit Glück und Geschick ein weiteres Gegentor verhindert. Das Ergebnis ist letztlich natürlich enttäuschend.“