Seite wählen

Aus der Frankfurter Rundschau:
VON ANDREAS HUNZINGER

Das Lob fällt nicht überschwänglich aus und gleicht eher einer Zustandsbeschreibung. „Ich merke, dass er jetzt da ist“, sagt Jörn Andersen über Bastian Pinske. Soll heißen: Der linke Verteidiger des Fußball-Zweitligisten Kickers Offenbach erfüllt jetzt die Ansprüche seines Trainers.

Das war in den vergangenen Wochen und Monaten nicht der Fall gewesen. Pinske stand auf dem Abstellgleis, und es schien, als gebe es für den 29 Jahre alten Abwehrspieler nur schwer noch einmal ein Zurück in die Mannschaft. Andersen war mit Pinskes Leistungen nicht zufrieden und hatte dies auch deutlich dokumentiert. Obwohl der Kickers-Coach nach dem Ausfall des mittlerweile fristlos gekündigten Brasilianers Sidney in Pinske nur noch einen gelernten Linksverteidiger in seinem Kader hatte, saß der auf der Bank – es spielte Martin Hysky, ein gelernter Innenverteidiger.

Zum Verhängnis war Pinske das 3:3 am letzten Vorrundenspieltag gegen den VfL Osnabrück geworden. Damals am 14. Dezember 2007 hatte er, wie er selbst einräumt, „ein katastrophales Spiel“ gemacht – mit anhaltender Wirkung. In der Folgezeit war Pinske erst mal weg vom Fenster, was ihm mächtig auf die Nerven ging. Freimütig bekennt er, „dass ich enttäuscht war“, als ihm Andersen gar Innenverteidiger Hysky vorzog – der auch noch Rechtsfuß ist. Doch Pinske muss zugeben, „dass der Trainer im Endeffekt recht hatte. Wir haben mit Martin auf links ordentliche Spiele gemacht.“ Und die von Andersen geforderte Stabilität in der Defensive war in der Rückrunde – mit wenigen Ausnahmen – vorhanden.

Ein Kurswechsel zugunsten des Westfalen, der 2004 von der SG Wattenscheid 09 zum OFC wechselte, zeichnete sich schließlich beim Heimspiel vor neun Tagen gegen St. Pauli ab, als Pinske nach sechs Minuten den verletzten Christian Müller ersetzte und Hysky von links nach rechts wechselte. Am vergangenen Sonntag in Mainz durfte Pinske wieder von Anfang an ran. Und spielte – wie schon gegen St. Pauli – sehr brauchbar. Pinske begründet das damit, dass er sich körperlich momentan gut fühlt. Nachdem er in den vergangenen zweieinhalb Jahren immer wieder größere und kleinere Blessuren hatte, „hatte ich dieses Mal eine komplette Vorbereitung“, so Pinske. „Und da ich nicht der filigrane Techniker bin“, könne er nur gut spielen, „wenn die Physis nicht gestört ist“.

Pinske sagt aber auch, dass er nicht nur körperlich besser drauf sei. Was er „ich habe den nächsten Schritt gemacht“ nennt, beschreibt sein Vorgesetzter mit: „Bastian versteht jetzt, was ich will.“ Heißt: Er sei zwar linker Außenverteidiger, „aber das Tor steht in der Mitte. Also muss er auch die Mitte zumachen“, sagt Andersen. Allzu oft sei es in der Vergangenheit bei Pinske vorgekommen, dass seine Gegenspieler auf der Innenbahn durchgebrochen seien, so der OFC-Trainer. Das habe er ihm klar gesagt.

Pinske hat es sich offensichtlich gemerkt – und zuletzt zudem im Training überzeugt. Andersen hat das registriert und gab ihm wieder eine Chance. Die will Pinske jetzt nutzen und endlich Stammspieler werden. Denn von den 91 Partien, die der der OFC seit dem Aufstieg 2005 in der Zweiten Bundesliga bestritten hat, hat Pinske nur 42 absolviert. Er war das, was man einen unsicheren Kantonisten nennt. Deswegen sagt er: „Ich hoffe mal auf Konstanz.“ Jörn Andersen auch.