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Aus der Offenbach Post:
Riesenenttäuschung beim OFC nach gerechtem Unentschieden

Von Jochen K o c h

Augsburg -Beim heimstarken FC Augsburg holten die auswärtsschwachen Offenbacher Kickers gestern ein überraschendes 1:1. Aber nach dem Schlusspfiff ließen sich die Kickers-Spieler enttäuscht auf den Rasen fallen oder stapften wütend direkt in die Kabine. Niemand wollte den Punktgewinn feiern, alle hatten das Gefühl, zwei Punkte verloren zu haben. Denn just als die 90 Spielminute angebrochen war, kassierte der abstiegsbedrohte OFC auf unglückliche Art und Weise das 1:1. Der eingewechselte Felix Luz traf mit einem leicht abgefälschten 15-m-Schuss zum 1:1. Letztendlich verdient, aber „so wie es zustande gekommen ist, war es ein glücklicher Punkt“, gestand Augsburgs Trainer Ralf Loose ein. Auch Kickers-Trainer Jörn Andersen bewertete das 1:1 mit gemischten Gefühlen. „Vorher wären wir mit einem Punkt zufrieden gewesen. Jetzt sind wir es nicht mehr.“

Die Kickers waren lange nicht mehr ihrem zweiten Auswärtssieg (2:0 gegen Paderborn am ersten Spieltag) so nahe wie gestern, standen kurz vor dem Sprung ins Mittelfeld. Durch den späten Ausgleich und den 6:0-Sieg von Aue beträgt der Abstand zum ersten Abstiegsplatz jetzt nur noch einen Punkt.

Präsident Dieter Müller („Ein Sieg wäre ein Befreiungsschlag gewesen“) ärgerte sich so sehr, dass er aus dem Unentschieden eine Niederlage machte. „Hier darf man nicht verlieren.“

Die Kickers traten nahezu in der gleichen Aufstellung wie beim 1:1 gegen Aachen an. Einzige Änderung: Christian Müller rückte für Stephan Sieger ins Team. Torwart Cesar Thier hatte seinen Hexenschuss überraschend schnell auskuriert. Aber die Offenbacher setzten zunächst ihre zaghaften Auftritte in Auswärtsspielen fort. Mit dem Anpfiff entwickelte sich das Spiel nur in eine Richtung – auf das Offenbacher Tor. Bis zur 30. Minute hätte der OFC schon 0:3 zurückliegen können. Die Augsburger schlugen fünf Freistöße so gefährlich in den Offenbacher Strafraum, dass der OFC nur mit Glück um ein Gegentor herum kam. Allerdings fehlte dem FCA die Präzision, so dass es beim für die Gäste schmeichelhaften 0:0 blieb.

Die Kickers konnten sich 45 Minuten lang in der Offensive überhaupt nicht durchsetzen. Die langen Bälle auf die Spitzen kamen postwendend zurück. So reichte es nur zu einem einzigen Torschuss. Bezeichnend, dass Ricardo Sousa den von Mokhtari erzwungenen Freistoß aus bester Position (20 Meter vor dem Tor) einen Meter über das Tor schoss. Jörn Andersen war mit der ersten Hälfte „nicht zufrieden“, stellte seine Mannschaft in der Pause neu ein. Und plötzlich stand eine andere Mannschaft auf dem Platz. Jetzt spielten die Kickers schneller nach vorne, die Stürmer bewegten sich besser und kamen sofort zu Torchancen. Suat Türker lief alleine auf Torwart Neuhaus zu, trat beim Abschluss aber in den Boden, und der Augsburger konnte den Ball halten. Fast schon typisch für Türker, dass er kurz darauf eine wesentlich schwierigere Situation zum 0:1 nutzte. Einen langen Pass von Ricardo Sousa lupfte er aus etwa 22 Metern mit viel Gefühl über den Torwart ins Netz (54.). Gegen die konsternierten Augsburger versäumten es die Kickers, nachzulegen. Aristide Bancé vergab zwei dicke Möglichkeiten.

Nicht besser machte es der Ex-Offenbacher Momo Diabang auf der Gegenseite, als er zweimal freistehend vorbei köpfte und dann allein vor dem Tor an Cesar Thier scheiterte. Diabang war es dann, der den entscheidenden Ball auf Felix Luz auflegte, der den Traum vom zweiten Offenbacher Auswärtssieg zerstörte. „Wir hatten die drei Punkte im Sack“, haderte Andersen, der nun seine Mannschaft bis zum Heimspiel gegen St. Pauli am Sonntag „wieder aufrichten muss.“ Denn die Kickers brauchen jetzt Siege. „Wir müssen die Heimspiele gewinnen“, sagt Andersen. Noch immer ist die Kickers-Bilanz nach dem Trainerwechsel (zehn Spiele, neun Punkte, 11:16 Tore) schlechter als unter der Regie von Ex-Trainer Wolfgang Frank (11 Spiele/14 Punkte/ 11:19 Tore).