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Aus der Frankfurter Rundschau:
Remis gegen Aachen stellt den OFC nur bedingt zufrieden / Handspiel auf der Torlinie sorgt für Aufregung
VON ANDREAS HUNZINGER

Die Gemütslage war wie das Ergebnis: unentschieden. Auf der einen Seite war bei den Verantwortlichen und Spielern des Fußball-Zweitligisten Kickers Offenbach nach dem 1:1 (1:1) im Heimspiel gegen Alemannia Aachen Zufriedenheit darüber zu spüren, dass sie sich für den desolaten Auftritt in der vergangenen Woche in Aue rehabilitiert hatten. Dem entgegen stand jedoch das ihrer Ansicht nach nicht optimale Endresultat. „Ein Punkt ist zu wenig“, sagte Innenverteidiger Moses Sichone.

Auch Trainer Jörn Andersen sah nach dem Schlusspfiff nicht rundum glücklich aus. Das lag zum einen eben am Ergebnis, zum anderen aber auch daran, dass es bei seiner Mannschaft gegen den Erstligaabsteiger „spielerisch nicht so funktioniert“ hatte. In der Tat bot der OFC den Zuschauern am Bieberer Berg über weite Strecken eher mühsamen Arbeitsfußball, gespickt mit etlichen Unzulänglichkeiten. Vor allem in der Phase nach dem verletzungsbedingten Ausscheiden von Torhüter Cesar Thier (siehe nebenstehenden Artikel) waren die Gastgeber durcheinander, was die Aachener wiederum durch Emanuel Krontiris zum 1:0 nutzten, der aus der Drehung traf (19.).

Eines konnte man den Offenbacher Spielern an diesem sonnigen Sonntag allerdings nicht nachsagen: dass sie sich nicht engagiert hätten. „Mit der Moral meiner Mannschaft war ich sehr zufrieden“, lobte Andersen hinterher sein Team. Wenn es immer so aggressiv auftrete, „werden wir aus den kommenden schweren Spielen auch Punkte holen“. Zudem war Andersen auch mit der Defensivleistung seiner Elf einverstanden. „Wir haben gut gestanden“, sagte der 45 Jahre alte Norweger, der explizit die Innenverteidiger Sichone und Niko Bungert lobte. Nach einer gut zehnminütigen Auszeit kämpften sich die Kickers in die Partie zurück, und nachdem der von einer Patellasehnenreizung wieder genesene Angreifer Aristide Bancé allein vor Aachens Schlussmann Thorsten Stuckmann gescheitert war (38.), traf Torjäger Suat Türker kurz darauf zum 1:1, als er den Ball nach einem scharf hereingegebenen Freistoß von Ricardo Sousa mit dem Hinterkopf in die lange Ecke verlängerte (41.).

Der größte Aufreger des Spiels folgte in der Nachspielzeit der ersten Hälfte. Nach einer Ecke von Oualid Mokhtari kam Bancé frei zum Kopfball, den eigentlich sicheren Treffer verhinderte der auf der Torlinie postierte Aachener Linksverteidiger Jeffrey Leiwakabessy, der den Ball mit dem Arm abwehrte. Schiedsrichter Christian Schößling entging das eindeutige Handspiel jedoch, was in Offenbacher Reihen für reichlich Unverständnis sorgte. Zumal Leiwakabessy, wenn seine Aktion geahndet worden wäre, die Rote Karte gesehen hätte. „Der Elfer und die Rote Karte hätten das Spiel entscheiden können“, sagte Kapitän Thorsten Judt. Und auch Andersen war erbost. „Dazu ist ein Schiedsrichter da, um so was zu sehen“, sagte er. „Sonst braucht man keinen Schiedsrichter.“ Die Kickers hatten zuvor jedoch ebenfalls von einer Fehlentscheidung Schößlings profitiert, war der Freistoß, der zum 1:1 geführt hatte, doch reichlich diskutabel gewesen.

Nach dem Seitenwechsel verflachte die Partie, weil beide Mannschaften zwar bemüht waren, ihnen aber im Offensivspiel zu viel daneben ging. Ein Tor fiel dennoch, doch der Kopfballtreffer von Bancé nach Flanke von Judt fand zu Recht wegen Abseitsstellung keine Anerkennung (75.). So blieb am Ende die Erkenntnis, „dass es kein schönes Fußballspiel“ (Andersen) war und dass gemessen an den Kräfteverhältnissen „das Unentschieden verdient war“, so der Aachener Trainer Jürgen Seeberger. „Besser als gar nix“, sagte schließlich auch Moses Sichone. Sein Gesicht verriet jedoch: Es hätte eigentlich mehr sein müssen.