Seite wählen

Aus der Frankfurter Rundschau:
Offenbachs Trainer Jörn Andersen über seine Schlüsse aus der Pleite von Aue und seine Erwartungen an die Mannschaft.

Herr Andersen, Sie waren nach dem 1:3 in Aue merklich angefressen und haben den Spielern anschließend die freien Tage gestrichen. Müssen sich Ihre Jungs auf härtere Zeiten einstellen?

So lange nicht die Leistung kommt, die ich erwarte, muss sie einfach mehr machen. Denn ich war nicht einverstanden mit dem Auftreten in Aue.

Was hat Ihnen konkret missfallen?

Wir haben deutlich angesprochen, was in Aue zu tun ist. Nämlich mit Leidenschaft spielen und draufgehen. Aber die Spieler hatten von Anfang an eine Blockade im Kopf und haben nur abgewartet, wie sich das Spiel entwickelt. So kann man nicht spielen.

War es nur eine Blockade? Oder war die Mannschaft nach dem Sieg gegen Paderborn vielleicht ein wenig selbstzufrieden?

Das kann sein, muss aber nicht sein. Wenn du nach elf sieglosen Spielen endlich einen Dreier einfährst, dann muss eigentlich eine Blockade gelöst werden. Ich hatte aber das Gefühl, dass die Blockade trotzdem da war. Ich hatte den Jungs nach dem Spiel gegen Paderborn gesagt: ‚Wenn wir so spielen, wie in den ersten 30 Minuten und hinten noch ein bisschen besser stehen, dann ist das unsere Spielweise für die Zukunft und wir werden Punkte holen.‘ Aber wenn wir nicht aggressiv sind, werden wir weniger Erfolg haben.

Haben Sie das Gefühl, dass das bei Ihren Spielern jetzt angekommen ist?

Die Reaktion der Mannschaft habe ich im Training gesehen. Damit war ich sehr zufrieden.

Sie haben in Aue gesagt, Sie müssten darüber nachdenken, eventuell mehrere Positionen zu wechseln. Werden Sie das tun?

Größere Dinge werde ich nicht umstrukturieren, aber einige Wechsel deuten sich schon an.

Sie haben Marco Reich kritisiert. Der war unter Ihrem Vorgänger Wolfgang Frank bereits ausgemustert. Hat er auch bei Ihnen ausgespielt?

Nein. Aber er sagt die ganze Zeit, dass er sich hier wohl fühlt und in Offenbach bleiben will. Davon sehe ich aber auf dem Platz nichts, und das stört mich ein bisschen. Er hat mir versprochen, dass er in Aue Gas geben und seine Chance nutzen will. Er hat seine Chance nicht so genutzt, wie ich mir das vorstelle.

Auch Ricardo Sousa konnte noch nicht überzeugen…

Man muss Ricardo in Schutz nehmen. Erst ist erst eineinhalb Wochen hier. Wir wussten, dass er nicht in Topform ist. Aber das wird kommen. In Aue war es schwer für ihn, weil unser Spiel nicht lief. Er ist der Mann, der die Pässe setzt, aber dafür muss die Mannschaft in Bewegung sein. Ist das wie in Aue nicht der Fall, sieht Ricardo auch schlecht aus.

In Aue wurde Aristide Bancé (der neue Stürmer fehlte wegen einer Patellasehnenreizung/Anm. d. Red.) schmerzlich vermisst. Was macht seine Verletzung?

Er hatte drei Tage Ruhe und es ist besser geworden. Für Sonntag habe ich ein gutes Gefühl, dass er spielen kann.

Was macht Sie zuversichtlich, dass es gegen Alemannia Aachen besser wird als in Aue?

Wir spielen zu Hause, da sind wir eindeutig präsenter. Auswärts habe ich manchmal das Gefühl, dass wir Angst haben. Aber sich verstecken, das ist nicht mein Fußball. Ich möchte, dass mein Team auch auswärts agiert und nicht nur reagiert.

Sie sind jetzt seit drei Monaten in Offenbach. Haben Sie sich die Aufgabe so schwer vorgestellt?

Jede Aufgabe ist schwer, egal wo man arbeitet. Wir arbeiten jeden Tag hart daran, den Klassenerhalt zu schaffen. Und ich bin überzeugt, dass uns das gemeinsam gelingen wird.

Interview: Andreas Hunzinger