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Aus der Offenbach Post:
Kickers-Trainer Jörn Andersen: „Wir müssen jetzt viel arbeiten“

Offenbach (joko) – Jörn Andersen grübelte, suchte nach Erklärungen für das leidenschaftslose Gekicke der Offenbacher Kickers bei der 1:3-Niederlage. Fünf Meter neben ihm sprach Aues Präsident Uwe Leohnhardt mit schneidender Stimme vom „tollen Kampfspiel, Leidenschaft, neuem Mut im Abstiegskampf.“ Es muss wie Hohn in Andersens Ohren geklungen haben. Genau das hatte der Offenbacher Trainer von seiner Mannschaft erwartet und verlangt. Während sich Aues Trainer Roland Seitz („Die Jungs haben alles gegeben“) über seine ersten drei Punkte als Trainer im Erzgebirge freute, ist Andersen als Krisenmanager gefragt.

Erste Konsequenz der leblosen Vorstellung: Der Trainer machte der Mannschaft am Samstag in einer halbstündige Ansprache in der Kabine, bei der es richtig laut geworden sein soll, klar, dass er jetzt eine Reaktion erwartet. „Es gab deutliche Worte“, sagte Andersen und strich das freie Wochenende. Stattdessen wurden zusätzliche Trainingseinheiten am Sonntag und Montag angesetzt. „Wir müssen viel arbeiten.“

Das 1:3 dokumentierte, dass die Mannschaft sich von den ersten 30 Minuten und einer 2:0-Führung gegen Paderborn blenden ließ, und der einzige Sieg in den letzten 13 Spielen noch lange nicht die Wende war. Die Mannschaft ignorierte, dass man schon gegen den Tabellenletzten Paderborn 60 Minuten Probleme hatte und setzte ihr emotionsloses Spiel in Aue fort.

Dass mit Aristides Bancé ein ganz wichtiger Spieler kurzfristig ausfiel, war natürlich ein herber Verlust, darf aber jetzt nicht als Alibi für die anderen Spieler benutzt werden. Schließlich hätte Bancé auch nicht alle drei Tore verhindern können.

Bangen um Bancé

War Andersen am Freitag noch optimistisch, dass Bancé bis Sonntag gegen Aachen fit ist, hörte sich das gestern anders an. „Er hatte schon einmal eine Verletzung an der Patellasehne, da war das nach zwei Tagen vorbei. Aber er ist jetzt schon seit Donnerstag permanent in Behandlung. Man muss abwarten, wie sich das entwickelt.“

In Aue wurde von den Rot-Weißen erneut dokumentiert, dass der Kader mit 26 Profis für die 2. Liga quantitativ zu groß, aber qualitativ nicht ausreichend besetzt ist. Auf einigen Positionen fehlen Alternativen, um verletzte, kranke oder auch formschwache Spieler ersetzen zu können. Neben Bancé war auch der Ausfall des grippekranken Thorsten Judt nicht zu kompensieren. Nach Wolfgang Frank scheint auch Jörn Andersen die Geduld mit Marco Reich zu verlieren. „Von Marco kommt zu wenig“, setzt Andersen jetzt auf andere Spieler.

Enttäuscht war der Trainer in Aue auch von Daniel Endres. Der talentierte Torwart setzte die Reihe seiner erfolglosen Auswärtsspiele fort und leitete mit einem folgenschweren Patzer wie schon in St. Pauli und Köln die Niederlage ein. Während Endres in den Heimspielen durchaus passable Leistungen zeigt (sechs Spiele, vier Gegentore), wird er auswärts zur tragischen Figur. In sechs Auswärtsspielen kassierte er 23 Gegentore. Gegen Aachen wird Cesar Thier wieder im Tor stehen. Weitere Umstellungen sind zu erwarten. „Ich werde alles genau beobachten“, macht Andersen klar, was er jetzt verlangt: „Ich brauche Leute mit einem Arsch in der Hose.“

Sportlich kämpfen die Kickers um den Klassenerhalt. Finanziell sieht es besser aus. Das Präsidium wird heute auf der Jahreshauptversammlung (19.00 Uhr, Mühlheim, Willy-Brandt-Halle, ohne Neuwahlen) berichten, dass man die Saison 2006/07 mit einem minimalen Defizit abgeschlossen hat.