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Aus der Frankfurter Rundschau:
Leihgabe Bancé soll sich beim OFC den Frust aus 18 harten Monaten von der Seele schießen
VON WOLFGANG HETTFLEISCH

Ein bisschen verwundert war er schon, der Aristide Bancé, als sich gestern nach einer lockeren Übungseinheit auf einem Nebenplatz am Bieberer Berg ein halbes Dutzend Journalisten auf ihn stürzte. Zuletzt war es nicht wirklich gut gelaufen für den Neuzugang des Fußball-Zweitligisten Kickers Offenbach. „Ich fange hier bei Null an“, sagte der 23-Jährige.

Beim ukrainischen Erstligisten Metalurg Donezk war der gut 1,90 Meter große und 90 Kilogramm schwere Angreifer nicht zurechtgekommen, weshalb man ihn an den belgischen Erstliga-Klub Germinal Beerschot Antwerpen auslieh. Auch dort lief es nicht. Bancé spielte kaum. Tore? Fehlanzeige.

Und der kann dem OFC im Abstiegskampf helfen? Gut möglich. „Es ist der Trainer, der die Wahl trifft – es lag nicht immer an mir“, sagt der Mann aus Burkina Faso beim Rückblick auf eineinhalb harte Jahre, die er meist als Bankdrücker erlebte. Ein Schicksal, das dem athletischen Mittelstürmer beim OFC eher nicht droht. Trainer Jörn Andersen ist von den Qualitäten des Neuen, der – offenbar ohne Kaufoption – bis Saisonende ausgeliehen wurde, überzeugt. „Er ist ein schneller, technisch starker Spieler mit einem guten Kopfballspiel“, so der Norweger. Auch Sportmanager Michael Dämgen glaubt an Bancés Stärken: „Wir wissen um sein Potenzial und müssen versuchen, es zu wecken. Er ist absolut in der Lage, uns weiterzuhelfen.“ Die Zuversicht der Offenbacher hat viel mit Bancés Auftritten in der Saison 05/06 zu tun, als er für den belgischen Erstligisten Lokeren 15 Tore erzielte. Bancé landete auf den Wunschzetteln einiger Bundesligisten – aber für 1,5 Millionen Euro auf einem Abstellgleis im ukrainischen Kohlerevier.

Doch der Freund und Landsmann des künftigen HSV-Profis Jonathan Pitroipa schaut lieber nach vorn. Eigentlich, sagt der gläubige Katholik, sei er ein positiver Typ. Die neuen Kollegen kennt er noch nicht, im Kader wird kaum einer mit ihm (französisch) reden können. Dennoch sagt er: „Ich denke, ich werde es hier mögen.“ Mehr Spielanteile als zuletzt und die Rückendeckung des Coaches wird er kriegen. „Dann wächst das Selbstvertrauen“, sagt Bancé, der weiß: „Es ist eine starke Spielklasse.“ Er hat sich beim Noch-Freiburger Pitroipa erkundigt.

Um in der Liga bestehen zu können, braucht der OFC, der gestern in einem Testspiel dem MSV Duisburg mit 0:2 unterlag, einen starken neuen Stürmer. Seine Aufgabe kennt Bancé schon: „Ich muss helfen, dass das Team Erfolg hat.“ Wie er seinen Beitrag leisten soll, ist auch klar: mit Toren.