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Aus der Offenbach Post:
Erster Kickers-Punkt nach sechs Auswärtspleiten in Folge

Von Holger A p p e l

Hoffenheim – Nachspielzeit in Hoffenheim: Die Gastgeber liegen gegen die Offenbacher Kickers glücklich mit 2:1 vorne und versuchen, den Ball in den eigenen Reihen zu halten. Doch Chinedu Obasi, zuvor einer der besten Spieler der Gastgeber, geht überheblich zu Werke. Dino Toppmöller erkämpft den Ball, Maximilian Watzka passt auf Suat Türker und der hebt den Ball aus knapp 30 Metern gefühlvoll über den weit vor seinem Tor stehenden Daniel Haas ins TSG-Gehäuse. Sein erster Torschuss in dieser Partie – das hoch verdiente 2:2. Die Kickersprofis liegen auf dem Rasen in einem Knäuel übereinander, die Fans sich auf der Tribüne in den Armen. Kurz darauf ist Schluss. Das erste Unentschieden nach sechs Auswärtspleiten (2:19 Tore) seit dem ersten Spieltag (2:0 in Paderborn). Dank der Niederlage von Kaiserslautern gegen Jena liegen die Kickers weiter auf einem Nichtabstiegsplatz. Präsident Dieter Müller bewertete den Punkt als „gefühlten Sieg“.

„Ich bin froh über das Unentschieden, habe auch beim 0:2 in der Halbzeit noch daran geglaubt“, Trainer Jörn Andersen. „Das war eine weitere Steigerung im Vergleich zum 0:0 gegen den SC Freiburg. Jetzt wünsche ich mir am Freitag die ersten drei Punkte meiner Kickers-Amtszeit gegen Osnabrück.“ Mit einem Dreier gegen die auswärtsschwachen Osnabrücker (erst ein Punkt) kämen die heimstarken Kickers (erst eine Niederlage) zum Vorrundenabschluss noch auf 20 Punkte.

Hoffenheim setzte die Kickers gleich unter Druck. Der OFC, in der gleichen Formation wie zuletzt beim 0:0 gegen Freiburg, benötigte zehn Minuten, um seinen Rhythmus zu finden. In der 14. Minute kamen die Kickers erstmals gefährlich vor das Tor. Eine Flanke von Bastian Pinske verfehlte Türker nur um Zentimeter. Das war der Auftakt der stärksten Phase der Kickers. Sie standen sicher in der Defensive und kamen über die Außenbahnen zu guten Aktionen. Die beste Chance der Kickers in der 29. Minute: Türker legte quer auf Kapitän Thorsten Judt. Im ersten Versuch parierte Haas, der zweite landete am Pfosten. Der OFC-Führungstreffer war überfällig.

Doch er fiel nicht. Wie aus dem Nichts gingen die Gastgeber in Führung. In einen missratenen Schuss von Isaac Vorsah lief Demba Ba und köpfte fast von der Strafraumgrenze ein (40.). Nicht unbedingt unhaltbar. Danach war der OFC völlig von der Rolle, Anstoß, Ballverlust, Ecke für Hoffenheim, Getümmel im Kickers-Strafraum, Judt klärte auf der Linie, dann grabschte Torwart Thier vergebens nach dem Ball – und der ehemalige Frankfurter Francisco Copado erzielte im vierten Versuch das 2:0. Zum Glück für den OFC war kurz darauf Halbzeit.

Die Kickers benötigten im zweiten Abschnitt einige Minuten, um sich von diesem Schock zu erholen. Doch dann bewiesen sie große Moral und schlugen zurück: Eine Flanke von Judt köpfte Dino Toppmöller ein (59.), dabei verschaffte sich der Kickers-Stürmer durch einen nicht geahndeten Schubser gegen Janker den nötigen Platz. Das erste Tor im vierten Spiel unter Andersen, das erste Tor seit 395 Spielminuten. „Jetzt geht’s los“, skandierten die etwa 1500 Fans der Kickers. Ihre Mannschaft war wieder in der Partie. Offenbach erhöhte den Druck, kam aber zu keinen nennenswerten Chancen.

Andersen reagierte, brachte in Anestis Agritis (für Marco Reich) einen dritten Stürmer und in Oualid Mokhtari (für den stark nachlassenden Benjamin Baier) einen offensiven Mittelfeldakteur. Nachdem Schiedsrichter Guido Winkmann (Kerken) den Kickers noch einen klaren Elfmeter verweigert hatte (87./Haas an Agritis), wurde der Mut in der Nachspielzeit doch noch belohnt.

Erstmals seit dem 1. Dezember 2001 (2:2 gegen VfR Mannheim durch zwei Tonello-Tore) holten die Kickers einen Zwei-Tore-Rückstand auf und haben damit schon traditionell das letzte Spiel vor ihrer Weihnachtsfeier nicht verloren.