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Aus der Offenbach Post:
Kickers bleiben trotz guter Leistung gegen Tabellenzweiten Freiburg noch ohne Tor unter dem neuen Trainer
Von Jochen K o c h

Offenbach – Die Körperspannung war wie vor 18 Jahren, als Jörn Andersen Torschützenkönig in der Bundesliga war. Der Fuß zuckte nach vorne, die geballten Fäuste wollte er gerade zum Jubeln hochreißen. „Zwei, drei Mal wollte ich schon Tor schreien.“ Aber bevor der 44-Jährige endlich zum ersten Mal ein Kickers-Tor bejubeln durfte, hoppelte der Ball um Zentimeter neben das Tor, streifte die Querlatte oder wurde 50 Zentimeter vor der Torlinie irgendwie noch zur Seite abgelenkt. Es hat nicht sollen sein, mit dem ersten Tor für den neuen OFC-Trainer. Auch im dritten Spiel unter Jörn Andersen bleiben die Kickers tor- und damit auch sieglos. Aber im Gegensatz zu den schwachen Nullnummern gegen Wehen Wiesbaden (0:0) und Borussia Mönchengladbach (0:3) zeigten die Kickers gestern in einem 0:0 der besseren Sorte gegen den Tabellenzweiten SC Freiburg eine gute Leistung. Einziges Manko: das sicher verdiente Tor wollte einfach nicht fallen.

So kommt es zur paradoxen Situation, dass ausgerechnet unter dem Trainer, der den Kickers wieder offensives Spiel verordnet hat, in zwei Heimspielen kein Tor gefallen ist – aber auch kein Gegentor. Obwohl Andersen die defensive Mittelfeldvariante mit zwei „Sechsern“ aufgelöst hat, ließen die Kickers gestern kaum Torchancen des Tabellenzweiten zu. „Angriff ist die beste Verteidigung“, bleibt Andersen seiner offensiven Linie konsequent treu. Er beorderte den 19 Jahre alten Benjamin Baier hinter die Spitzen und weckte neue Impulse im Angriffsspiel.

Respektlos begannen die Kickers, spielten forsch und schnell nach vorne. Der in der Anfangsphase starke Marco Reich war Ausgangspunkt von drei Torchancen. Suat Türker vergab die größte Möglichkeit in der zweiten Minute, als er mit dem schwächeren rechten Fuß aus sechs Metern vorbeischoss.

Starke Defensivleistung
Freiburgs Torwart Walke musste bei einem Schrägschuss von Thorsten Judt runter (8.), im Gegenzug umkurvte Uzoma den zu früh aus dem Tor geeilten Thier, um dann strauchelnd am leeren Tor vorbeizuschießen (10.). Erst nach 15 Minuten bekamen die Freiburger etwas Ordnung in ihr Spiel und zeigten dann mit schnellen, direkten Ballpassagen, dass sie ein Aufstiegskandidat sind. „Aber wir haben kaum Torchancen zugelassen. Cesar Thier hatte fast nichts zu halten“, stellte Offensiv-Bekenner Andersen die starke defensive Leistung seiner Mannschaft heraus. Die Abwehrkette stand so stabil, dass die noch länger verletzten Moses Sichone (Rippenprellung) und Sidney (Knieoperation) nicht vermisst wurden.

Leidenschaftlich starteten die Kickers wieder in die zweite Halbzeit. „Sie haben uns immer unter Spannung gehalten“, attestierte auch Freiburgs Trainer Robin Dutt dem OFC ein dominantes Spiel. Aber wie schon in der ersten Anfangsphase vergaben die Kickers erneut drei klare Chancen. Erst lenkte Walke Türkers Schrägschuss gerade noch zur Ecke (47.), dann wehrte Freiburgs Torwart einen Toppmöller-Schuss (nach Klasse-Vorarbeit von Baier) aus fünf Metern mit einem Reflex zur Ecke (52.) und hatte dann noch Glück, dass Türkers Schuss aus 25 Metern nur die Querlatte touchierte (54.).

„Ich bin nicht zufrieden“, haderte Andersen angesichts des Chancenverhältnisses von 6:2 für den OFC. Auch wenn die Kickers „teilweise guten Fußball gespielt haben“, vermisste der Trainer „das i-Tüpfelchen, die Tore.“ Erzwingen kann der Trainer das Erfolgserlebnis nicht. Also versucht er, der Mannschaft trotz neun siegloser Spiele in Folge die Lockerheit zurückzugeben. „Freiburg ist eine gute Mannschaft. Wenn wir gegen andere Mannschaften, die bei uns stehen, diese Leistung bringen, bin ich zuversichtlich.“