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Aus der Offenbach Post:
Der Zuschauertrend zeigt nach unten / Schnitt: 10500

Offenbach (joko) – Hessenderby, neuer Trainer, Freitagabend – die Voraussetzungen für eine gute Kulisse im Stadion auf dem Bieberer Berg. Aber dann die Ernüchterung: Nur 8763 Zuschauer sahen das 0:0 der Offenbacher Kickers gegen den SV Wehen Wiesbaden. Zum Vergleich: Beim letzten Derby, 2004 in der Regionalliga, kamen noch 10100 Besucher.

Mit 75 500 Zuschauern liegen die Kickers nach sieben Heimspielen zwar noch exakt in ihrer Saison-Kalkulation (10500 pro Spiel), haben aber die eingeplanten Zahlen in vermeintlich attraktiven Spielen wie gegen Kaiserslauern, Fürth und Wehen nicht erreicht. „Der Trend zeigt klar nach unten“, beklagt Vizepräsident Thomas Kalt mangelndes Interesse am Zweitligafußball in Offenbach. „Ein klares Bekenntnis zum OFC sieht anders aus.“

Eine Entwicklung, die der OFC vor wenigen Jahren auch schon in der Regionalliga mitgemacht hat. Damals wurde der Kampf um den Klassenerhalt von den Zuschauern auch nicht lange honoriert. Erst als mit Manager Rüdiger Lamm, Trainer Hans-Jürgen Boysen, einem forschen Offensivfußball und Spielertypen wie Sasa Ciric der Erfolg einkehrte, stiegen die Zuschauerzahlen, von unter 4000 auf 6666. „Unsere Zuschauer empfinden die 2. Liga schon als Selbstverständlichkeit. In Offenbach wird eine extreme Erfolgsstory des OFC gefordert. Dazu sind wir nicht so schnell in der Lage“, hofft nicht nur Kalt auf mehr Geduld. Dabei liegt der OFC auf Platz 13 über dem Strich. Hilfreich für einen größeren Andrang an den Kassen wäre sicher eine attraktivere Spielweise (nur in Kaiserslautern – 10 – sind weniger Tore als in Offenbach – 13 – gefallen) und ein neues Stadion. Aber mit den Zahlen und Ergebnissen senden die Kickers laut Kalt „derzeit keine guten Signale für das Stadionprojekt“ aus. Innenminister Volker Bouffier war zwar beim Hessenderby in Offenbach, aber über ein neues Stadion habe man, so Kalt, „nicht gesprochen“.

Durch die stagnierenden Zuschauereinnahmen wird auch der Spielraum für Verstärkungen in der Winterpause eingeschränkt. Noch gravierender wirkt sich dabei das Ausscheiden im DFB-Pokal aus. Letzte Saison nahm der OFC durch den Einzug in das Viertelfinale über eine Million Euro mehr ein als in dieser Saison. Allerdings wurde das Geld damals nicht sehr erfolgreich investiert. Geholt wurden Reich, Agritis, Basic und Oehrl. „Wir haben uns mit unseren Verpflichtungen damals nicht verbessert“, erinnert Kalt an die verkorkste Rückrunde und will deshalb im Moment keine Personaldiskussion führen.

Spätestens das 0:0 gegen Wehen Wiesbaden hat den Verantwortlichen vor Augen geführt, dass in der Offensive dringend Nachholbedarf besteht. Neben verbesserten Marketingeinnahmen soll die Entlastung der Lohnliste Platz für eine neue Stelle schaffen. Der seit Monaten verletzte Sean Dundee ist zum ersten Mal vier Wochen hintereinander krank geschrieben, so dass die Kickers jetzt kein Gehalt mehr zahlen müssen. Da mit Agritis, Türker und Toppmöller nur noch drei Stürmer zur Verfügung stehen, soll in der Winterpause ein vierter Angreifer geholt werden.