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Aus der Offenbach Post:
Gedrückte Stimmung im ICE von Hamburg nach Frankfurt

Hamburg/Frankfurt – Gedrückte Stimmung herrschte am Mittwochmittag im Wagen 3 des ICE 77 von Hamburg nach Frankfurt, in dem sich die Mannschaft der Offenbacher Kickers auf der Rückfahrt (2. Klasse) vom 0:6-Pokaldebakel in Rostock verteilt hatte. Die Spieler hatten ihre Laptops auf den Tischen, schauten Filme, spielten Fußball-Simulationsspiele. Betretene Mienen allenthalben nach dem überraschenden Rücktritt von Trainer Wolfgang Frank, über den die Mannschaft nach dem Frühstück informiert wurde. Kaum jemand sprach ein Wort – außer Kapitän Thorsten Judt, der am Handy ausdauernd Journalisten und verletzten Mitspielern wie Suat Türker Auskunft gab.

Die meisten anderen wollten zunächst kaum etwas sagen. Außer, dass sie nun als Mannschaft dringend einmal reden müssten. „Wir müssen uns unbedingt zusammensetzen. Das ist hier im Zug ja nicht möglich. Aber zunächst einmal muss sich jetzt jeder Spieler Gedanken machen, sich selbst hinterfragen, wie er der Mannschaft in dieser Situation helfen kann“, sagte Verteidiger Moses Sichone, der sich daran erinnerte, mit dem 1. FC Köln einmal in ähnlicher Art und Weise mit 2:6 gegen den VfL Wolfsburg verloren zu haben, „da wir spielerisch nun mal nicht überdurchschnittlich gut sind, muss sich zumindest jeder den Arsch aufreißen, kämpfen, alles geben.“
Die dringende Notwendigkeit einer teaminternen Aussprache sahen auch Stephan Sieger („Wir wurden von dieser Nachricht ebenso überrascht wie ihr Journalisten“) und Dino Toppmöller, der außerdem meinte: „Den Rauswurf des Trainers haben ja einige im Umfeld und einige Fans schon eine Zeit lang gefordert. Jetzt gibt es kein Alibi mehr.“ Auch Kapitän Judt erwartet, dass der Druck im Zweitliga-Heimspiel am Freitag gegen die Spielvereinigung Greuther Fürth sehr groß sein wird. „Da werden wir natürlich argwöhnisch beäugt. Da werden einige mit Schaum vor dem Mund im Stadion sein. Aber da müssen wir jetzt durch“, sagte er. Vom Trainer in einer schwierigen Situation nach sechs Spielen ohne Sieg im Stich gelassen fühlten sich die Spieler allerdings nicht. Eher klang Respekt durch vor dem Ex-Trainer, dass dieser seine konsequente Haltung bis zum Ende durchgezogen hat. „Als er es uns gesagt hat, herrschte Totenstille“, beschrieb Judt den „Schockzustand“ nach dem Frühstück. „Aber“, so Judt weiter, „so ist nun mal dieses Geschäft.“
Nichts weiter sagen wollte auch der von Frank auf die Bank verbannte Torwart Cesar Thier. „Wir müssen jetzt natürlich alle noch mehr Gas geben“, sagte er, „aber wir müssen auch erst mal abwarten, wer denn nun der neue Trainer wird.“ Das, so haben Spieler gehört, soll angeblich ein „harter Hund“ werden.