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Aus der Offenbach Post:
Kickers in Rostock mit desolater Leistung / Vier Tore in 13 Minuten / Sechste Auswärtsniederlage in Folge bei 2:22 Toren

Von Stefan M o r i t z

Rostock – Es waren so schöne Erinnerungen, die die Offenbacher Kickers und ihre Fans an das letzte Pokalspiel in Rostock hatten, das 5:4 nach Elfmeterschießen vom 21. Dezember 2005, damals im Achtelfinale. Doch die sind nun Geschichte. Was ab sofort bleibt, ist ein Albtraum. 0:6 verloren die Kickers gestern Abend das Zweitrundenspiel beim FC Hansa Rostock, lagen schon zur Halbzeit hoffnungslos mit 0:4 zurück. Es war die höchste Niederlage für Kickers Offenbach seit 23 Jahren, seit dem 0:9 bei Bayern München am 13. März 1984. Damals musste Trainer Lothar Buchmann gehen. Soweit wird es diesmal wohl nicht kommen. Auch wenn die Mannschaft von Trainer Wolfgang Frank mit dem sechsten sieglosen Spiel in Folge ihren Abwärtstrend noch einmal beschleunigt hat.

Dabei hatten die Offenbacher in Rostock sogar gut ins Spiel gefunden. Auch ohne die verletzten Leistungsträger Suat Türker, Christian Müller und Oualid Mokhtari, für den Maximilian Watzka im rechten Mittelfeld begann, hatten sie das Spiel 19 Minuten lang im Griff und hätten sogar in Führung gehen können. Doch Dino Toppmöller traf nach einer feinen Flanke von Thorsten Judt den Ball nicht richtig und köpfte vorbei (14.).

In der 20. Minute dann ließ Rostocks Angreifer Victor Agali an der Seitenlinie des Strafraums OFC-Verteidiger Martin Hysky stehen und passte flach in die Mitte, wo Enrico Kern einen Schritt schneller als Niko Bungert den Ball aus sechs Metern mit der Pike zum 1:0 einschoss. Die durch die Niederlagenserie nervlich angeschlagenen Offenbacher ließen sich dann innerhalb von 13 Minuten abschießen.

Schon im nächsten Angriff der Rostocker enteilte Agali dem nicht fitten Moses Sichone und konnte nur noch per Foul gestoppt werden. Den direkten Freistoß aus 23 Metern schlenzte Stefan Beinlich um die Mauer Richtung Torwinkel. Der Ball klatschte gegen den Pfosten, von dort gegen den Rücken des sich vergeblich streckenden OFC-Torwarts Daniel Endres und prallte zum 2:0 ins Tor (22.). Dieser Doppelschlag bedeutete schon den Knock out für die Kickers.

„Das ist unser großes Problem. Sobald wir ein Gegentor fangen, brechen wir vollkommen auseinander“, sagte der kopfschüttelnd auf der Tribüne sitzende OFC-Vizepräsident Thomas Kalt, „vier Gegentore in 13 Minuten – das ist natürlich katastrophal.“

Nur sechs Minuten nach dem 2:0 mussten die nur 50 mitgereisten Kickers-Fans das 3:0 ansehen. Thorsten Judt kam nach einem OFC-Angriff Dexter Langen nicht hinterher, der ehemalige Offenbacher schickte Agali aus abseitsverdächtiger Position, der dann erneut quer auf Kern legte, der nur einzuschieben brauchte. Gleichfalls leicht fiel Rydlewicz das 4:0 (33.), als er nach einem Einwurf und Flanke von Marc Stein am langen Pfosten völlig frei stehend einschieben konnte. Zur Halbzeit war das Spiel entschieden.

Im zweiten Durchgang taten die Rostocker nicht mehr als nötig, konnten die bald ausgewechselten Agali, Beinlich und Kern schonen und kamen trotzdem noch zum 5:0 durch den gerade eingewechselten Zafer Yelen (61.) und 6:0 durch Langen (80.).

Für die Kickers war es die sechste Auswärtsniederlage in Serie. Und das bei einer erschreckenden Torbilanz von 2:22 Toren. Die vermeintlich verstärkte Defensive entpuppt sich immer mehr als Mogelpackung. Sechs Gegentore sind auch bei einem Bundesligisten eindeutig zu viel.

Den Kickers bleiben nur drei Tage, um dieses Debakel aufzuarbeiten. „Ein Spiel, das man ganz schnell vergessen sollte, wenn das so einfach ginge“, rätselt Vizepräsident Kalt im Hinblick auf das Zweitligaheimspiel am Freitag gegen die Spvgg. Greuther Fürth über die Verfassung der Mannschaft. Lange wollten die Verantwortlichen nichts von einer Krise wissen – bei einem 0:6 gibt es keine Ausreden mehr. In dieser Verfassung sind die Kickers – wieder – ein Abstiegskandidat.