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Aus der Offenbach Post:
Enttäuschende Vorstellung der Kickers beim 0:2 in Jena / Statt Tabellenführung Rückfall auf Tabellenplatz sechs

Von Jochen K o c h

Jena – Es war eine historische Chance für die Offenbacher Kickers: Mit einem Erfolg beim bis gestern sieglosen Tabellenletzten FC Carl Zeiss Jena hätten die Offenbacher zum ersten Mal seit 1987 Tabellenführer der 2. Liga werden können. Aber dieser Druck ist für den OFC einfach zu groß. Die Offenbacher boten ihre schwächste Saisonleistung und präsentierten sich als idealer Aufbaugegner für einen mittelmäßigen spielenden, aber mit großer Leidenschaft kämpfenden Abstiegskandidaten. Bei der 0:2-Niederlage enttäuschten die Kickers auf der ganzen Linie.

Sieg und Niederlage wechseln sich brav ab. Zum dritten Mal hintereinander konnten die Kickers nach einem Heimsieg die große Chance, sich oben festzusetzen, im folgenden Auswärtsspiel nicht nutzen. Mit einer Leistung wie in Jena hat der OFC im oberen Tabellenbereich auch nichts verloren und liegt statt auf Platz eins auf Rang sechs.

Kickers-Trainer Wolfgang Frank überraschte mit einem Torwartwechsel, gab Cesar Thier den Vorzug vor Daniel Endres. Weil Thomas Wörle (Angina) kurzfristig ausfiel, rückte Daniyel Cimen ins Mittelfeld. Zwei Wechsel mit negativen Folgen.

Cimen konnte Jenas Spielmacher Jan Simak nicht entscheidend abschirmen, ließ ihm zu viel Raum. Jenas Trainer Valdas Ivanauskas hatte nach dem 1:5 gegen Wehen Wiesbaden nicht weniger als sechs neue Spieler aufgeboten. Da fehlte natürlich die nötige Abstimmung, aber nicht einmal das konnten die Kickers nutzen. Beide Mannschaften spielten behäbig, hatten 45 Minuten keine richtige Torchance. Dennoch ging Jena verdient in Führung, denn die Kickers investierten einfach zu wenig in ihr Spiel und leisteten sich in Person von Cesar Thier die entscheidenden Patzer. Ein als Vorlage gedachter Freistoß von Simak aus 28 Metern flog unberührt von Freund und Feind neben dem überraschten Thier ins lange Eck (43.). Jenas Trainer Ivanauskas kommentierte den Offenbacher Auftritt mit „überheblich“.

Frank reagierte in der Pause, brachte Ogungbure für Cimen, um aus dem bis dahin lethargischen Mittelfeld mehr Druck zu entwickeln. Jetzt spielten die Kickers etwas engagierter nach vorne und hätten schon nach vier Minuten den Ausgleich erzielen müssen. Nach Mokhtaris Rückpass konnte Dino Toppmöller den Ball sieben Meter vor dem Tor sogar noch stoppen, doch statt ins Eck zu schieben, schoss er mit Gewalt aber unkontrolliert drei Meter über das Tor. „Das war schwieriger, als den Ball reinzumachen“, lästerte Toppmöllers ehemaliger Mitspieler aus Frankfurter Zeiten, Sven Günther. Ab dieser Aktion war nicht nur dem Jenaer Abwehrspieler „klar, dass wir nicht verlieren können“.

Weitere Offensivaktionen der Gäste fanden nicht statt, weil Suat Türker von Omodiagbe mit allen Mitteln bekämpft und aus dem Spiel genommen wurde. Aus dem Mittelfeld kam zu wenig Unterstützung, wobei Thorsten Judt überhaupt keine Akzente setzen konnte. Die spielerisch bis auf Simak stark limitierten Thüringer zogen sich weit zurück. Die Kickers waren optisch überlegen, aber gefährlich wurden sie nicht.

Auch die harmlosen Gastgeber hätten in diesem Spiel wohl niemals ein „normales“ Tor geschossen, nahmen aber noch einmal dankbar die Hilfe von Cesar Thier an. Der Brasilianer eilte bei einer Hereingabe bis zur Strafraumgrenze heraus, ließ dann aber den Ball passieren, so dass der perplexe Tobias Werner ins leere Tor einschieben konnte (74.). Der „krönende“ Abschluss eines katastrophalen Spiels war dann der Platzverweis für Adebowale Ogungbure durch den überforderten Kartenfreund Bandurski (zwei Spiele – 15 Gelbe Karten).