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Aus der Frankfurter Rundschau:
Auch ohne fußballerisch zu glänzen, haben die Offenbacher Kickers in der Zweiten Bundesliga Erfolg
VON ANDREAS HUNZINGER

Nein, schlecht reden lassen wollten sie sich den Erfolg partout nicht. Welchen der Fußballer des Zweitligisten Kickers Offenbach man am Tag nach dem 1:0-Arbeitssieg vom Freitagabend gegen den FC Augsburg auch fragte, der einhellige Tenor war: Wichtig ist, was am Ende rauskommt, ästhetische Belange spielen eine untergeordnete Rolle. „Es geht nicht um schönen Fußball“, fasste Innenverteidiger Martin Hysky zusammen, was für die Offenbacher Profis wichtig war. „Wenn man drei Punkte hat, ist alles in Ordnung“. Ganz und gar, wenn dies im vierten Spiel der Saison zum dritten Mal gelungen ist.

Dass der OFC gegen den Tabellenletzten den Erfolg eher in mühevoller Kleinarbeit gesichert hatte, konnte die Spieler nicht beunruhigen. Ebenso wie der Umstand, dass ohne die sinnfreie Aktion des Augsburger Torhüters Sven Neuhaus, der Angreifer Denis Epstein nach 60 Minuten im Strafraum unmotiviert zu Boden gerissen und damit das Elfmetertor durch Kickers-Mittelfeldakteur Stephan Sieger verursacht hatte, der OFC wohl kein Tor geschossen und nicht gewonnen hätte.

Ein wenig „zwiegespalten“, so Stürmer Dino Toppmöller, ja, das waren sie, die Profis des OFC, „weil man sich natürlich wünscht, dass man besser spielt“. Auch sein Teamkollege Sieger räumte ein, „dass wir sicher attraktiver spielen können“. Aber letzten Endes sei die Qualität des Fußballs „wurscht, weil wir gewonnen haben“, so Toppmöller. Und wer angesichts der Tabellenkonstellation erwartet habe, „dass wir die Augsburger einfach weghauen, der hat keine Ahnung vom Fußball“, betonte der lange Angreifer der Kickers. Im deutschen Fußball-Unterhaus könne man ohnehin keine Galaauftritte erwarten, so die einhellige Meinung beim OFC. „Das ist halt die zweite Liga“, sagte Hysky, es komme darauf an, „hinten kompakt zu stehen und die Zweikämpfe zu gewinnen“. Bezüglich der Basistugenden hatte man den Kickers in der Tat keinen Vorwurf machen können. Deswegen kann der OFC frohgemut in die Länderspielpause gehen, weil „man sagen kann, dass wir einen Traumstart hingelegt haben“. so Abwehrmann Hysky.

Nachdem die Kickers gestern Nachmittag noch ein Testspiel beim baden-württembergischen Oberligisten VfL Kirchheim/Teck bestritten, das die Mannschaft von Coach Frank durch einen verwandelten Foulelfmeter von Torjäger Suat Türker mit 1:0 gewann, haben die Offenbacher Profis nun bis zum kommenden Donnerstag frei. Dann bittet Frank seine Jungs morgens zum Training, ehe der OFC am Nachmittag um 15 Uhr zu Testzwecken beim Erstligisten Bayer Leverkusen antritt. Mit dieser Partie beginnt für die Kickers die heiße Phase der Vorbereitung auf das nächste Spiel, am 14. September beim FC St. Pauli.

Michael Dämgen hat die kommenden Tage nicht frei. Der Sportmanager des OFC muss den Fall Marco Reich klären. Nachdem der momentan zur zweiten Mannschaft des OFC abgeschobene Ex-Nationalspieler bis zum Ende der Transferperiode am vergangenen Freitag keinen neuen Klub gefunden hat, gibt es jetzt Gesprächsbedarf. Und zwar mit Reich und dessen Berater Klaus Gerster. Zur Debatte steht zum einen eine Auflösung des bis 2008 datierten Vertrages des 29-Jährigen, der dann wieder als vertragsloser Spieler für einen Wechsel zu einem anderen Verein frei wäre. Möglichkeit Nummer zwei ist die Rückkehr von Reich ins Training der Profis. Berater Gerster hatte schon in den vergangenen Wochen angekündigt, diese notfalls einklagen zu wollen. Beim OFC hofft man allerdings, den Fall Reich, dessen Verpflichtung im vergangenen Januar sich als ein großes Missverständnis erwies, ohne Zuhilfenahme juristischer Instanzen lösen zu können.