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Aus der Frankfurter Rundschau:
Fußball-Zweitligist Kickers Offenbach will sich nicht mehr mit der Schlappe vom Sonntag beschäftigen
VON ANDREAS HUNZINGER

Gestern hatten die Offenbacher Kickers Besuch von Josef Hickersberger. Der Trainer der Fußball-Nationalmannschaft Österreichs weilte am Bieberer Berg, um sich im Hinblick auf die Europameisterschaft im nächsten Jahr für einen Dokumentarfilm an seiner einstigen Wirkungsstätte – Hickersberger spielte von 1972 bis 1976 beim OFC – wirkungsvoll in Szene setzen zu lassen. Michael Dämgen begleitete den Gast aus der Alpenrepublik während dessen Reise in die Vergangenheit, und der Sportmanager des Fußball-Zweitligisten konnte dabei für kurze Zeit die unangenehme jüngste Vergangenheit des OFC vergessen.

Denn, so sagt Dämgen, die 0:4-Niederlage der Kickers tags zuvor bei Alemannia Aachen sei für ihn doch ein wenig „unappetitlich“ gewesen. Vor allem der Umstand, dass „das Ergebnis nicht den Spielverlauf widerspiegelt“, hatte dem Manager, ebenso wie den Spielern, doch auf den Magen geschlagen. „Wenn man nur das Ergebnis sieht, dann denkt man, wir wären untergegangen“, sagte auch Oualid Mokhtari. Doch der quirlige Mittelfeldspieler der Kickers legte auch am Tag nach der bitteren Pleite nachdrücklich Wert darauf, dass der OFC am Aachener Tivoli eben nicht vorgeführt worden sei. „Wir haben gut gespielt“, sagte Mokhtari fast trotzig, und das sei dazu angetan, den kommenden Aufgaben zuversichtlich entgegenzusehen.

Diese Haltung wird Wolfgang Frank zusagen. Der Coach des OFC hatte seinem Team schon in Aachen auf den Weg gegeben, „dass wir das Spiel schnellstens abhaken müssen“. Um eben negative Langzeitfolgen der Schlappe auszuschließen. Kapitän Thorsten Judt glaubt nicht daran, dass die Niederlage nachhaltig auf die Psyche der Spieler einwirkt. „Wir sind intakt“, sagt er.

Klare Worte an Türker

Ein Thema der Begegnung mit dem Erstligaabsteiger wurde allerdings noch behandelt: der Feldverweis für Torjäger Suat Türker. Gestern hat sich Coach Frank den 31 Jahre alten Stürmer zur Brust genommen. In „einer deutlichen Ansprache“ habe er Türker klar gemacht, dass er von ihm erwartet, „dass er Dinge einfach zu akzeptieren hat“ und sein Verhalten ändern müsse. „Und zwar relativ schnell“, so Frank. Michael Dämgen will derweil heute noch ein Gespräch mit dem Torjäger führen. Inwieweit Türker mit Sanktionen rechnen muss, wollte der OFC-Sportmanager noch nicht sagen. Er schließt aber eine Geldstrafe für den Angreifer nicht aus. Allerdings waren alle darum bemüht, Türker nicht als Sündenbock hinzustellen. „Die Schuld an der Niederlage kann man nicht Suat zuschieben“, sagt Kapitän Judt. „Schließlich kann man auch mit zehn Mann in der Lage sein, 15 Minuten ohne Gegentor zu bleiben.“

Am kommenden Freitag gegen den FC Augsburg wird Türker zuschauen müssen. Seine Teamkollegen, die zudem am kommenden Sonntag (15 Uhr) ein Testspiel beim baden-württembergischen Oberligisten VfL Kirchheim/Teck bestreiten, haben die Möglichkeit, jegliche Ansätze von Selbstzweifeln im Keim zu ersticken. Thorsten Judt ist jedenfalls froh, „dass wir schon am Freitag wieder spielen“.