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Aus der FAZ:
Der OFC-Angreifer macht gegen starke Konkurrenz Boden gut
Suat Türker auf der Überholspur

OFFENBACH. Vielleicht war es klug von Suat Türker, den Blick nicht nach vorne zu richten. An das Zweitliga-Spiel am kommenden Sonntag beim Bundesligaabsteiger Alemannia Aachen denke er nicht, sagte der Offenbacher Fußballstürmer nach dem 3:2-Heimerfolg des OFC über Erzgebirge Aue. Der 31 Jahre alte Stürmer machte es sich lieber leicht. Auf die Frage, ob er davon ausgehe, auf dem Tivoli in der Startformation zu stehen, antwortete er: „Der Trainer weiß immer, was er tut. Er wird auch in Aachen wissen, was er tut.“

Nicht immer weiß jedoch Türker, was Wolfgang Frank gerade vorhat. Denn in der Begegnung gegen Aue vermutete Türker beim Stand von 2:1, dass der OFC-Trainer einen Defensivspieler auf den Platz schicken werde, „um das Ergebnis zu halten“. Doch in der 70. Minute musste der Angreifer zu seiner Überraschung ran. Er feierte ein erstaunliches Comeback nach seiner Verletzungspause. Nur 40 Sekunden waren vergangen, als er Aues Torwart Bobel mit einem gefühlvollen Heber zum 3:1 überwand. Es war das 26. Zweitliga-Tor Türkers, ein „genialer Treffer“, wie Trainer Frank fand.

So sehr sich dieser auch über den guten Einstand von Türker gefreut hat: Bei der Besetzung des Sturms am dritten Spieltag in Aachen dürfte Frank in der Zwickmühle stecken. Drei Angreifer sind nämlich einer zu viel. Nur: Wen soll der Trainer auf die Bank setzen? Dino Toppmöller ist trefflich in die Saison gestartet. Beim 4:0-Sieg im DFB-Pokal in Sandhausen hatte der 26 Jahre alte Angreifer ein Tor erzielt und ein weiteres vorbereitet. Gegen Aue war er gleich zweimal erfolgreich, mit dem Kopf und dem Fuß. Eine starke Bewerbung für einen Stammplatz. Sein Sturmkollege Anestis Agritis kann einen Treffer aus der Partie im Pokal vorweisen. Sein Laufpensum ist zudem bemerkenswert. Von dem Griechen ging im Aufeinandertreffen mit Aue jedoch keine Torgefahr aus. Zwanzig Minuten vor Spielende musste er seinen Platz für Türker räumen – unter dem Applaus des Publikums, das sich lautstark für die gute Arbeitsmoral von Agritis bedankte. Im Normalfall ist Türker bei Frank gesetzt. Noch hat der Torjäger, der in der abgelaufenen Runde mit 14 Treffern bester OFC-Torschütze war, aber Trainingsrückstand. Erst am Mittwoch der vergangenen Woche war Türker nach rund dreiwöchiger Verletzungspause (Zerrung im Rücken) in das Mannschaftstraining zurückgekehrt. Körperlich sei er dennoch „ganz gut drauf. Ich habe auch mit einem persönlichen Fitnesstrainer brutal hart gearbeitet, damit ich wieder wettbewerbsfähig bin“, sagte er. Auch wenn Türker seine Berücksichtigung von Beginn an in Aachen nie fordern würde – insgeheim kann er sie sich doch gut vorstellen. „Die hundertprozentige Fitness holst du dir nur im Spiel“, fügte der Angreifer vielsagend hinzu.
Sollte sich Frank also für Türker in der Anfangsformation entscheiden, dürfte Agritis nur der Platz auf der Bank bleiben. Zumal dessen Sturmkollege Toppmöller beim Trainer an Wertschätzung gewonnen hat. Seine Leistung ist konstanter geworden, auch dank einer verletzungsfreien und intensiven Vorbereitung. Der Laktatwert des kopfballstarken Angreifers gehörte zu den besten in der Mannschaft. Suat Türker blickt unterdessen gerne in das Jahr 2005 zurück. Beim damaligen 1:0-Sieg in Aachen erzielte der Stürmer das entscheidende Tor. Jörg Daniels

Text: F.A.Z., 22.08.2007, Nr. 194 / Seite 54