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VON ANDREAS HUNZINGER (Quelle: fr-online.de)

Es waren zwei Aktionen im Spiel der Zweiten Fußball-Bundesliga zwischen Kickers Offenbach und Wacker Burghausen. Zwei Szenen, die bewiesen, warum der junge Mann für sehr begabt gehalten wird. In der ersten, etwa nach 20 Minuten, düpierte Oualid Mokhtari seinen Gegenspieler Timo Nagy aus dem Stand heraus mit zwei schnellen Finten, um anschließend präzise zu flanken. Bei der zweiten, nach 79 Minuten, nahm Mokhtari nach einem Pass seines Kollegen Thorsten Judt besagtem Nagy im Sprint auf etwa zehn Metern fünf ab und legte den Ball dann maßgerecht für den Schützen des Siegtores zum 2:1, Suat Türker, vor. Darüber hinaus hatte Mokhtari noch weitere gute Szenen, der behände Dribbler zählte bei dem so eminent wichtigen Erfolg im Abstiegskampf zu den besten im OFC-Dress.

Dass Mokhtari gegen Burghausen überhaupt mitspielen durfte, kam überraschend. Auch für Mokhtari selbst. Zum 18er-Kader zählte er zwar, aber, erzählt der 24 Jahre alte Marokkaner mit deutschem Pass, als ihn seine Familie am Tag vor dem Spiel im Hotel angerufen und gefragt habe, ob er denn spiele, „da habe ich noch gesagt: nee“. Am Sonntagvormittag um 11.30 Uhr habe ihm Trainer Wolfgang Frank in der Mannschaftssitzung schließlich mitgeteilt, dass er gegen Burghausen von Anfang an dabei ist. Zum sechsten Mal in dieser Saison und zum ersten Mal seit dem 16. Februar, als der OFC in Unterhaching 0:2 verloren und Mokhtari wie die gesamte Mannschaft grottenschlecht gespielt hatte.

Seitdem war der 1,80 Meter große und 73 Kilogramm schwere Dribbelkünstler außen vor gewesen, hatte auf der Bank gesessen und bisweilen nicht mal zum Kader gezählt. Verletzungen waren ein Grund für die Talfahrt des Spielers, den Coach Frank als „einen der talentiertesten in Offenbach“ bezeichnet. Aber Mokhtari, der selbst kurz vor der Winterpause noch kämpferisch angekündigt hatte, dass die Zeit des fußballerischen Wankelmuts nun vorbei sei und „die Rückrunde meine Runde wird“, blieb, auch wenn er fit war, ein unsicherer Kantonist. „Mokhi ist eine Wundertüte, wenn es um seine Form geht“, sagt Frank.

Ziel bleibt die Erste Bundesliga

Mokhtari selbst sagt, er wisse, dass er allein mit seinem Talent und den Dingen, die der in Raunheim aufgewachsene Kicker „von der Straße mitgenommen hat“, auf Dauer nicht zum Ziel kommen wird. „In der zweiten Liga reicht das nicht“, sagt er. Und in der Ersten Bundesliga schon gar nicht. Dort will Mokhtari aber noch hin. Doch dazu muss er jetzt, da er mit bald 25 Jahren kein ganz junger Spund mehr ist, endlich Konstanz in seine Leistungen bringen.

Die Verantwortlichen in Offenbach hoffen darauf, dass Mokhtari, dessen Vertrag am Saisonende ausläuft, irgendwann noch die Kurve kriegt, und würden ihn deswegen auch behalten wollen. Auch wenn sie ihn wegen der großen Leistungsschwankungen „so schwer einschätzen können“ (Frank). Aber Wolfgang Frank ist geneigt, Oualid Mokhtari eine weitere Chance zu geben. Mit „einem wie Mokhi“ müsse man vielleicht „ein bisschen mehr Geduld haben“.